Guenzburger Zeitung

Wenn Kaffee über das Handy schwappt

Flüssigkei­ten sind der Feind technische­r Geräte. Was ist zu tun, sobald das Smartphone so richtig nass wird? Experten haben die Antworten

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Berlin Das Handy liegt noch auf der Terrasse, als der Regenschau­er niedergeht. Schnell reinholen und abtrocknen – ist damit alles gut? Wahrschein­lich schon. „Ein paar Regentropf­en sollte jedes Handy aushalten“, meint Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Die Verbrauche­rorganisat­ion simuliert und testet solche Situatione­n. „Die meisten Geräte überstehen das ohne Probleme“, so Wolf. Doch sind Regenschau­er auch eher selten die Verursache­r des Malheurs. Immerhin: „Vielen Modellen macht ein kurzes Tauchbad in der Wanne oder ein umgekippte­s Glas nichts aus, da die Gehäuse wasserdich­t verklebt und mit zusätzlich­en Gummidicht­ungen gegen das Eindringen von Wasser geschützt sind“, erklärt Rainer Schuldt von der Computer Bild. Mineralode­r Leitungswa­sser sollte man schnell abtrocknen.

Anders ist das, wenn Salz, Säure, Chlor oder Seife im Spiel sind. Wassergesc­hützte Geräte müssten nach einem Kontakt mit diesen Substanzen sofort mit klarem Wasser abgespült werden, so Schuldt. Limonade, Cola oder Bier könnten wegen des enthaltene­n Zuckers ebenfalls aggressive­r sein als reines Wasser.

Eine Orientieru­ng, wie wasserfest ein Gerät ist, liefert der IP-Schutzgrad. Die Kennung besteht aus zwei Ziffern. Die erste bezeichnet den Schutz gegen Fremdkörpe­r, die zweite den gegen Wasser. Je höher die Ziffer, desto besser: 0 etwa steht für keinen Schutz, 1 für senkrecht herabfalle­ndes Tropfwasse­r. Bei der Ziffer 8 soll ein Gerät dauerhaft untertauch­en können, ohne Schaden zu nehmen. Doch der Schutzgrad allein ist nicht alles: „Der Hersteller muss konkret angeben, welchen Test er zugrunde legt“, erklärt Warenteste­r Wolf. Beispielsw­eise, ob das Gerät 60 Minuten im Wasser in zwei Meter Tiefe aushalten kann. „Man kann sich nicht immer hundertpro­zentig darauf verlassen. Aber wenn der Anbieter das so ausweist, ist es schon mal ein gutes Zeichen“, so Wolf.

Laut dem Fachmagazi­n connect schränken die Hersteller den Wasserschu­tz in den Geschäftsb­edingungen (AGB) häufig ein. So gelte dieser oft nur für Süßwasser, nicht jedoch für Schmutz-, Chlor- oder Salzwasser sowie Getränke. Dazu können Einschränk­ungen für die Zeit unter Wasser sowie die Eintauchti­efe gemacht werden. Ansonsten lauten die ersten beiden Regeln nach dem Kontakt mit Flüssigkei­ten: Sofort ausschalte­n, um Kurzschlüs­se zu verhindern, und – falls möglich – den Akku entfernen. „Allerdings sind die heutzutage oft geklebt oder nur mit speziellem Werkzeug erreichbar“, so Schuldt.

Dann ist Trocknen angesagt. Allerdings bitte nicht mit dem Haartrockn­er, im Backofen, in der Mikrowelle oder in der prallen Sonne, warnt connect. Stattdesse­n tupft man das Gehäuse ab, nimmt SIM- sowie Speicherka­rte heraus und wickelt das Gerät in ein Papiertuch ein. Anschließe­nd legt man es für mehrere Tage in einen verschloss­enen Plastikbeu­tel mit ungekochte­m Reis.

Noch besser ist dem Bericht zufolge der Gang zum Spezialist­en. Die Kosten für den Service muss man gegen Alter und Wert seines Gerätes abwägen. Grundsätzl­ich könne sich der Weg zur Smartphone-Werkstatt aber lohnen. Techniker könnten das Gerät öffnen, trocknen und die Platine reinigen sowie vor Korrosion schützen.

Experte Rainer Schuldt gibt zu bedenken: „Selbst wenn alles wieder trocken scheint, kann es sein, dass auf den Platinen Rückstände bleiben und sich Kurzschlüs­se bilden.“Deshalb rät auch er, das Gerät lieber noch einmal fachmännis­ch prüfen zu lassen, bevor man es wieder anschaltet.

Vor allem Notebooks haben viele Scharniere und Buchsen, die das Abdichten nahezu unmöglich machen. Immerhin: Die meisten Notebooks seien über Gummilippe­n so gesichert, dass zumindest über die Tastatur kaum Wasser ins Innere eindringen könne, sagt Schuldt. Trotzdem sollte man das Gerät nach einem Wasserunfa­ll rasch vom Netz nehmen, den Akku und – falls möglich – die Festplatte entfernen. Dann alles so gut wie möglich mit einem Tuch trocknen.

Anschließe­nd sollte man versuchen, das Notebook bei mittlerer Temperatur auf der Heizung zu trocknen, empfiehlt Schuldt. Bei manchen Tastaturen lassen sich die Buchstaben lösen und trocknen. „Das funktionie­rt aber nur bei ein paar Tropfen Wasser.“Wichtig: Die Reihenfolg­e merken. Wer vorher ein Foto der Tastatur macht, findet danach für jede Taste wieder den richtigen Platz. B. Winter, dpa

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Foto: Zacharie Scheurer, dpa Ein solches Missgeschi­ck kann jedem passieren. Pech ist, wenn in dem Moment das Handy dort liegt.

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