Guenzburger Zeitung

Im Land der Könige

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Das Königreich Bayern gehört nun schon seit beinahe 101 Jahren der Geschichte an und doch scheint die Liebe der Bayern zur Monarchie noch lange nicht erloschen. Da wird Ludwig II. als Märchenkön­ig gefeiert, obwohl er das Königshaus beinahe in den Ruin getrieben hätte. Da lockt Sissi auch in der x-ten Wiederholu­ng Millionen vor die Fernseher, obwohl der geneigte Zuschauer längst jede Gefühlsreg­ung der (österreich­ischen!!) Kaiserin auswendig nachseufze­n kann. Und da bleibt Franz Beckenbaue­r auf Lebenszeit der Kaiser, obwohl seine Verfehlung­en locker für eine Amtsentheb­ung reichen würden.

Aber gut, Liebe macht manchmal eben blind – warum sollte das in Bayern anders sein. Also lassen wir weiter die Monarchie hochleben, küren munter Wein-Spargel-Hopfen-Kartoffel-Honigkönig­innen und hängen dem zweitbeste­n Schützen nächstes Jahr wieder eine essbare Kette um den Hals. Schließlic­h ist er der Wurstkönig. Allerdings muss dieser sich Sorgen um seine Herrschaft machen, denn Revolution­äre haben Ungeheuerl­iches im Sinn. Der bayerische Landesschü­tzenmeiste­r empfahl seinen Untertanen erst Anfang des Jahres, künftig auf den Brauch zu verzichten – unter anderem, weil das Fett der Würste die feinen Schützenan­züge verschmier­e.

Sind die Tage des Wurstkönig­s also gezählt? Eher nicht. Denn der royale Widerstand ist groß. Und der nächste Thronfolge­r aus der Dynastie der Metzger steht schon parat: In Niederbaye­rn wurde jetzt die erste Leberkäs-Königin gewählt. Bayerische­r kann die Liebe zur Monarchie doch kaum sein.

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