Im Land der Könige
Das Königreich Bayern gehört nun schon seit beinahe 101 Jahren der Geschichte an und doch scheint die Liebe der Bayern zur Monarchie noch lange nicht erloschen. Da wird Ludwig II. als Märchenkönig gefeiert, obwohl er das Königshaus beinahe in den Ruin getrieben hätte. Da lockt Sissi auch in der x-ten Wiederholung Millionen vor die Fernseher, obwohl der geneigte Zuschauer längst jede Gefühlsregung der (österreichischen!!) Kaiserin auswendig nachseufzen kann. Und da bleibt Franz Beckenbauer auf Lebenszeit der Kaiser, obwohl seine Verfehlungen locker für eine Amtsenthebung reichen würden.
Aber gut, Liebe macht manchmal eben blind – warum sollte das in Bayern anders sein. Also lassen wir weiter die Monarchie hochleben, küren munter Wein-Spargel-Hopfen-Kartoffel-Honigköniginnen und hängen dem zweitbesten Schützen nächstes Jahr wieder eine essbare Kette um den Hals. Schließlich ist er der Wurstkönig. Allerdings muss dieser sich Sorgen um seine Herrschaft machen, denn Revolutionäre haben Ungeheuerliches im Sinn. Der bayerische Landesschützenmeister empfahl seinen Untertanen erst Anfang des Jahres, künftig auf den Brauch zu verzichten – unter anderem, weil das Fett der Würste die feinen Schützenanzüge verschmiere.
Sind die Tage des Wurstkönigs also gezählt? Eher nicht. Denn der royale Widerstand ist groß. Und der nächste Thronfolger aus der Dynastie der Metzger steht schon parat: In Niederbayern wurde jetzt die erste Leberkäs-Königin gewählt. Bayerischer kann die Liebe zur Monarchie doch kaum sein.