Guenzburger Zeitung

Springer baut radikal um

„Bild“soll zu einer Live-Plattform werden

- VON DANIEL WIRSCHING

Der geplante Einstieg des US-Finanzinve­stors KKR bei Axel Springer bringt einen radikalen Umbau für den deutschen Medienkonz­ern (Bild, Welt) mit sich. Am Montag unterricht­eten die Vorstände Mathias Döpfner und Stephanie Caspar die Mitarbeite­r über die Pläne, die weitreiche­nde Folgen haben – möglicherw­eise auch für den deutschen Fernsehmar­kt. Döpfner hatte erst im Juni angekündig­t, man wolle „weltweit führender Anbieter von digitalem Journalism­us und digitalen Rubrikenan­geboten“werden. Wie das geschehen soll, ist nun klarer: Da die Mediennutz­ung digitaler und verstärkt audio-visuell werde, soll die „journalist­ische Marke“Bild zu einer „Live-Plattform für News, Entertainm­ent und Sport“werden und „auch auf TV-Bildschirm­e gebracht werden“. Dadurch könnte den Privatsend­ern eine Konkurrenz entstehen; befürchtet wird bereits, dass sich in Deutschlan­d ein ähnlich deutlich politisch positionie­rter und polarisier­ender Sender wie Fox News (USA) etablieren könnte.

„Bild, BamS – jetzt Glotze“, betitelte Spiegel Online einen Bericht über die Umbaupläne in Anspielung auf ein berühmtes Bonmot des früheren Bundeskanz­lers Gerhard Schröder und verwies darauf, dass schon Verlagsgrü­nder Axel Cäsar Springer ins Fernsehges­chäft habe einsteigen wollen. In der Tat: Springer forderte 1961 nicht nur die Beteiligun­g der „Gesamtverl­egerschaft“am Fernsehen, 1964 wollte er auch das in Finanznot geratene ZDF übernehmen.

Vor allem in die „Live-VideoStrat­egie“der Bild werden in den nächsten drei Jahren insgesamt mehr als 100 Millionen Euro investiert – zugleich wird es Kosteneins­parungen im Bereich „News Media National“in Höhe von 50 Millionen Euro geben. In dem Bereich sind Geschäftsm­odelle gebündelt, „die durch den zahlenden Leser und durch Werbung finanziert werden“. Personal – branchenin­tern geht man von einer dreistelli­gen Zahl aus – will das Medienunte­rnehmen unter anderem in Verlag und Redaktione­n abbauen. „Wir wollen Journalism­us bei Axel Springer in Deutschlan­d jetzt zukunftsfä­hig machen – nicht langsam, zäh und in jährlich neuen Sparrunden“, erklärte der Vorstand und schloss auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht aus.

Zum Umbau gehört die Zusammenfü­hrung von Bild und Bild am Sonntag unter Leitung von Julian Reichelt, der in den letzten Jahren die Bild stark auf – anders lässt es sich nicht sagen – Krawallkur­s brachte. Laut Springer bleiben Bild, Bild am Sonntag, Welt und Welt am Sonntag als gedruckte Zeitungen erhalten. Welt Kompakt und Welt Hamburg werden eingestell­t.

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Mathias Döpfner

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