Mal wieder: Kopf ab
Alice Cooper in München
München Wer zu Alice Cooper geht, weiß, dass er nicht nur ein Konzert besucht, sondern auch ein Theater. Ein schauriges Bühnenstück. Die Kulisse bildet eine mittelalterliche Burg, in der das Grauen regiert. Der 71-jährige Cooper befindet sich im Wahn und kämpft mit seinen eigenen Geistern, die ihn nie losgelassen haben. Mit Frankensteins Monster oder mit einem überdimensionalen Horror-Baby, die ihn auf der Bühne begleiten. So auch in der Münchner Olympiahalle, die mit rund 5000 Fans allerdings nur halb gefüllt war. Zum Ritual gehört auch, dass Cooper in eine Zwangsjacke gesteckt wird und anschließend sein Kopf der Guillotine zum Opfer fällt. Hunderte Male ist der Mann aus der Autostadt Detroit schon grausam auf der Bühne gestorben und immer wieder hat er da oben auch seine Wiederauferstehung gefeiert.
Das ist dann wie in München bei den Zugaben „Under my Wheels“und „Schools Out“der Fall, wenn Alice, nachdem er geköpft wurde, wieder im weißen Zylinder, im weißen Frack und mit seinem silbernen Gehstock elegant auf der Bühne steht.
Höchster Respekt wie gut der 71-Jährige noch bei Stimme ist! Ob bei „Feed my Frankenstein“, „Steven“, „No more Mr. Nice Guy“, „I’m Eighteen“und „Poison“: Er klingt immer noch so prägnant mit diesem etwas kratzigen Touch wie vor 50 Jahren. Zudem hat Cooper eine exzellente Band am Start. Allen voran Nita Strauss. Die Gitarristin ist vielleicht sogar der heimliche Star des Abends. Blonder als die Polizei erlaubt, tobt die 32-Jährige über die Bühne. Strauss, die auch schon mit Iron Maiden gearbeitet hat, ist nicht von ungefähr auf Platz 1 der von Guitar Worlds (US-Musikzeitschrift) veröffentlichten Liste der zehn weiblichen Gitarrenspieler, die man kennen sollte, aufgeführt.
Fehlen durfte auch nicht Calico Cooper. Die 38-jährige Tochter des Meisters trat nicht nur als weiße Geisterbraut auf, sondern hielt dann auch später den abgetrennten Schädel ihres Erzeugers ins Publikum.