Guenzburger Zeitung

Ein Akt der Verzweiflu­ng

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Es ist schon lange kein Vergnügen mehr, Landwirt zu sein. Die Arbeit ist hart. Die Einkommen sind niedrig. Die Kosten steigen. Gerade kleineren Betrieben fehlt das Kapital für Investitio­nen. Immer neue Auflagen machen den Bauern das Leben schwer und führen zu einer Beschleuni­gung des sogenannte­n Strukturwa­ndels, dessen Wesenskern das Prinzip „Wachsen oder Weichen“ist. Da grenzt es manchmal schon an Heuchelei, wenn einerseits über das „Höfesterbe­n“lamentiert, aber anderersei­ts nichts dagegen getan wird.

Verschärft wurde diese Entwicklun­g in jüngster Zeit durch eine gesellscha­ftliche Debatte, die einseitig zu Lasten der Landwirte ging. Es steht außer Frage, dass politisch auf das Insektenst­erben oder die Nitratbela­stung des Grundwasse­rs reagiert werden musste. Wer hier allerdings nur mit dem Finger auf die Bauern zeigt und die Bedingunge­n außer Acht lässt, unter denen sie gezwungen sind zu wirtschaft­en, macht es sich zu einfach. Gesunde Lebensmitt­el, Naturschut­z und Tierwohl haben ihren Preis. Am Bewusstsei­n für diese Zusammenhä­nge mangelt es noch gewaltig – in der Politik wie in der Gesellscha­ft.

Besonders schmerzhaf­t für die Landwirte ist der Verlust an Wertschätz­ung, den sie im Zuge der Debatte erfahren haben – auch wenn sie beileibe nicht die einzige Berufsgrup­pe sind, die in sozialen Medien beschimpft wird. Nun versuchen sie mit massenhaft aufgestell­ten grünen Kreuzen, etwas dagegen zu setzen. Es ist, sicherlich, ein Akt der Verzweiflu­ng, kann aber im besten Fall auch der Einstieg in eine konstrukti­vere Debatte sein.

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