Bedrückendes aus Rostock
Polizeiruf 110: Dunkler Zwilling
ARD, 20.15 Uhr Allmählich stiehlt der „Polizeiruf 110“dem „Tatort“die Schau. Nicht umsonst gehört das Rostocker Duo Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) zu den besten am Sonntagabend.
Unter dem Titel „Dunkler Zwilling“geht es um den Mord an einer von zu Hause ausgerissenen 16-Jährigen, die nach einem grausigen Muster umgebracht wurde: die Gebärmutter entnommen, der Kopf abgetrennt, die Schuhe fein säuberlich neben die Leiche gestellt.
Für die Ermittler König und Bukow wird das Verbrechen zu einer außerordentlichen Herausforderung. Die seelische Belastung nimmt zu, als sie auf ähnliche, ungeklärte Fälle stoßen, die 15 Jahre zurückliegen. Was der Zuschauer längst vermutet, steht auch für die Ermittler nach dem Tod einer nach gleichem Muster ermordeten dänischen Touristin fest: Sie haben es mit einem sexuell motivierten Serienmörder zu tun. Gezeichnet gehen die Kommissare ihrer Arbeit nach. Bukow verabreicht der an fürchterlichen Kopfschmerzen leidenden Kollegin rumänische Tabletten.
Selbst verbringt Bukow im Präsidium die Nacht mit einer Flasche Rum und dem Studium alter Sexualmord-Akten. Das Besondere an der dienstlichen Paarung, die mehr verspricht: König und Bukow siezen sich noch immer. „Sie sind die Last, die ich zu tragen habe“, motzt Bukow die Kollegin an, die ihrerseits Klartext spricht: „Ich bin nicht Ihre Mutti!“
Dagegen ist der Hauptverdächtige, der jovial-freundliche Umzugsunternehmer Kern (Simon Schwarz, viel „Tatort“-Erfahrung) der Gegentyp zu dem pampigen KripoDuo. Kern tönt „Ich bin friedlich wie der Ozean“und kümmert sich liebevoll um seine Teenager-Tochter Marla, die ihn verdächtigt – mit diesem TV-Debüt empfiehlt sich Emilia Nöth für höhere Aufgaben. Der „Polizeiruf“als Talentschmiede für Schauspieler?
Für die Polizei wäre die Sache beinahe klar, gäbe es da nicht den dubiosen Künstler Jan Hansen, der nach Vermutung der Ermittler etwas zu verbergen hat. Das Ende ist dramatisch. Rupert Huber