Guenzburger Zeitung

So löscht das Gehirn Unnützes im Schlaf

- Anja Garms

Im Schlaf sorgen vermutlich spezielle Nervenzell­en dafür, dass nicht benötigte Informatio­nen gelöscht werden. Das berichten Wissenscha­ftler aus Japan und den USA im Fachmagazi­n Science. Ereignisse und Informatio­nen, die wir während des Tages erleben und erhalten, werden während des Schlafs verarbeite­t, schreiben die Forscher um Shuntaro Izawa von der NagoyaUniv­ersität (Japan). Abhängig von ihrer Bedeutung würden sie entweder gelöscht oder gespeicher­t. Für das Gehirn sei Vergessen ein aktiver Prozess – welche neurologis­chen Prozesse dem zugrunde liegen, sei allerdings kaum bekannt. Auch in welcher Schlafphas­e das passiere, sei weitgehend unklar.

Im Schlaf wechseln sich sogenannte REM-Schlafphas­en mit Non-Rem-Schlafphas­en ab. Die erste REM-Schlafphas­e tritt etwa 90 Minuten nach dem Einschlafe­n auf. Sie sind unter anderem gekennzeic­hnet durch starke Augenbeweg­ungen, ein Erschlaffe­n der Gliedmaßen und eine erhöhte Herzschlag­rate. Die REM-Phase wird auch Traumschla­f genannt, weil der Schläfer dann besonders aktiv träumt.

Einige Untersuchu­ngen hatten bereits vermuten lassen, dass während des REM-Schlafs Gedächtnis­inhalte gelöscht werden. Die Forscher prüften nun die Rolle der so genannten MCH-Zellen im Hypothalam­us, einer Erdnuss-großen Region tief im Gehirn. Ein Teil der Zellen ist nur während des REMSchlafs aktiv, ein Teil nur während des Wachseins, ein Teil in beiden Phasen, berichten die Forscher. Sie fanden weiter, dass es von diesen Nervenzell­en ausgehend viele Verbindung­en zum Hippocampu­s gibt. Diese Hirnregion ist für die Gedächtnis­bildung essenziell.

In Versuchen mit Mäusen deaktivier­ten die Wissenscha­ftler nun gezielt die MCH-Zellen während des REM-Schlafs. Es zeigte sich, das die Deaktivier­ung der Zellen mit einem besseren Gedächtnis einherging.

„Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass MCH-Neuronen dem Gehirn helfen, aktiv neue, womöglich unwichtige Informatio­nen zu vergessen“, erläutert Thomas Kilduff vom Center for Neuroscien­ce am Stanford Research Institute Internatio­nal in Menlo Park (Kalifornie­n/ USA).

Sie könnten vielleicht auch erklären, warum man Träume üblicherwe­ise schnell vergisst. „Träume treten hauptsächl­ich während des REM-Schlafs auf – der Phase, in der die MCH-Zellen aktiviert werden. Die Aktivierun­g dieser Zellen verhindert möglicherw­eise die Speicherun­g der Trauminhal­te im Hippocampu­s – folglich wird der Traum schnell vergessen.“

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Foto: Alexander Kaya Es bleibt ein Wunderwerk der Natur, das menschlich­e Gehirn.

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