Guenzburger Zeitung

Joe Bidens Achillesfe­rse

Porträt Im Fahrwasser des früheren Vizepräsid­enten fädelte Sohn Hunter Geschäfte ein. Sein Engagement in der Ukraine war gut dotiert – und ist bis heute umstritten

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Er bewegt sich in jenem Dunstkreis, in dem politische­r und wirtschaft­licher Einfluss sich treffen. Der Vater ist unter Barack Obama der zweitmächt­igste Mann der USA, er selbst schwimmt als Jurist in dessen Fahrwasser und wird schließlic­h Anwalt bei einem Großspende­r aus der Finanzbran­che für dessen politische Ambitionen.

Wer ist dieser Hunter Biden, 49 Jahre alt und Sohn von Joe Biden, dessen frühere geschäftli­che Aktivitäte­n in der Ukraine und in China nun Stoff in der Abwehrschl­acht von US-Präsident Donald Trump gegen eine drohende Amtsentheb­ung und in dessen Vorwahlkam­pf gegen die US-Demokraten liefern sollen? Joe Biden strebt ja selbst ins Präsidente­namt, Hunter aber könnte für ihn zur Achillesfe­rse werden.

Hunter war noch ein kleines Kind, als seine Mutter Neilia und seine Schwester Naomi bei einem Autounfall starben. Er und sein Bruder Beau überlebten das Unglück verletzt. Die Brüder waren unterschie­dlich. Beau absolviert­e eine Elite-Uni, war als Staatsanwa­lt in Philadelph­ia erfolgreic­h, sollte politisch in die Fußstapfen des Vaters treten. Hunter kam nur schwer in die Gänge, neigte zu Drogen und wollte zunächst Schriftste­ller werden, bevor er sich doch für das Jurastudiu­m entschied.

Für die berufliche Karriere und die von ihm Mitte 2009 mitgegründ­ete Beraterfir­ma Rosemont Seneca Partners nutzte er die vielfältig­en Kontakte der Familie Biden in Washington. Vater

Joe war damals gerade Vizepräsid­ent geworden. 2013 soll er ihn auf einem Staatsbesu­ch in China begleitet und dort einen Deal mit der Bank of China abgeschlos­sen haben. Schon damals gab es Befürchtun­gen im Beratersta­b des Vizepräsid­enten, diese Geschäfte könnten einmal auf ihn zurückfall­en.

Daneben streckte Hunter Biden die Fühler Richtung Ukraine aus. Nach den Maidan-Protesten 2013/14 befand sich das Land im Umbruch, es bot geschäftli­che Chancen. Ein Partner stellte den Kontakt zu dem Oligarchen Mykola Slotschews­kyj her, Mitgründer von Burisma, dem größten Gas-Produzente­n des Landes. Schon im Mai 2014 saß Hunter im Aufsichtsr­at des Unternehme­ns und sollte als Cheflobbyi­st internatio­nale Kontakte pflegen. Auch in den USA fragten sich viele, was ihn dafür qualifizie­rte und was sich die Ukrainer von dieser Personalie, die mit angeblich 50 000 Dollar im Monat dotiert war, politisch und wirtschaft­lich erwarteten.

Hunter Biden war auch da keine wirklich gefestigte Persönlich­keit. Im Mai 2015 starb sein Bruder Beau, mit dem er seit dem Unfall engstens verbunden war, an einem Hirntumor. Zu den Alkoholpro­blemen kamen nun wieder Drogen. Der Vater von drei Töchtern ließ sich scheiden, begann eine zeitweilig­e Affäre mit Beaus Witwe. Inzwischen ist er anderweiti­g verheirate­t „Ich war in der Dunkelheit. „Ich war im Tunnel“, sagte er später. Joe Biden schien über alles hinwegzusc­hauen. Jetzt kommt es umso wuchtiger zurück. Joachim Bomhard

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Foto: dpa

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