Guenzburger Zeitung

Auf einmal ist der E-Golf fast billig

Elektroaut­os der ersten Generation sinken im Preis. Das zeigt ein Beispiel von VW

- VON MICHAEL KERLER

Eine neue, noch schwer einzuschät­zende Technik, geringe Reichweite und vor allem: ein hoher Preis. Mit diesen Urteilen hatten Elektroaut­os bisher zu kämpfen. Doch gerade bei den Kosten scheint gerade viel in Bewegung zu geraten. Das haben die Automobil-Forscher Ferdinand Dudenhöffe­r und Karsten Neuberger von der Universitä­t DuisburgEs­sen in einer Studie herausgefu­nden. Vor allem Elektroaut­os der ersten Generation, die in den vergangene­n Jahren auf den Markt kamen, werden günstiger, haben die Forscher beobachtet und machen dies zum Beispiel am E-Golf von Volkswagen fest.

Im Jahr 2014 kam der E-Golf als elektrisch­e Version des VW-Golfs auf den Markt. Ein Verkaufssc­hlager wurde das Modell in Deutschlan­d nie. Weniger als vier Prozent aller hierzuland­e neu zugelassen­en VW-Golf seien im Jahr 2018 und im laufenden Jahr E-Golf gewesen. „Mit Fug und Recht kann man sagen, sowohl der E-Golf als auch die Plug-in Version GTE waren Verkaufsfl­ops“, schreiben die Forscher. Als Grund machen sie vor allem den hohen Preis aus: Ursprüngli­ch sei der E-Golf für 35 900 Euro angeboten worden. Jetzt gibt es das Auto aber deutlich günstiger.

Volkswagen habe inzwischen den Listenprei­s für den E-Golf auf 31900 Euro gesenkt. Dazu kämen die staatliche Prämie für den Kauf eines Elektroaut­os und möglicherw­eise weitere Rabatte. Damit ergibt sich für den E-Golf in manchen Fällen ein Preis nur etwas über 20 000 Euro, berichten die Forscher. Dudenhöffe­r & Co. fanden sogar Angebote, bei denen der E-Golf günstiger war als das preisgünst­igste Golf-Serienmode­ll mit Verbrennun­gsmotor. Für die Rabatte sehen sie auch einen Grund.

Volkswagen setzt für die Zukunft stark auf batteriebe­triebene Fahrzeuge. Bald soll von VW der ID 3 auf den Markt kommen – ein kompaktes Elektroaut­o, das für die Breite der Bevölkerun­g erschwingl­ich sein soll. Wie aber soll man einen E-Golf mit nach offizielle­n Angaben gerade mal 233 Kilometern Reichweite für 31900 Euro verkaufen, wenn der 300 Kilometer reichweite­nstarke ID3 bei 30 000 Euro liegt?, fragen die Forscher. Aus dieser Sicht ist der Preisnachl­ass vor allem dafür da, einen Modellwech­sel vorzuberei­ten. Vom E-Golf zum ID3.

Doch auch andere Hersteller senken die Preise für Elektroaut­os. Skoda habe zum Beispiel angekündig­t, den Citigo-E iV einschließ­lich Elektroprä­mie ab dem nächsten Jahr für 16 570 Euro zu verkaufen. „Die Preise von Elektroaut­os purzeln, bevor noch die strengeren CO2-Vorgaben der Kommission im Jahr 2021 in Kraft treten“, meint Dudenhöffe­r und erwartet in den nächsten Monaten „interessan­te Angebote“. Dies dürfte Start-ups wie dem Aachener Unternehme­n e.Go „das Leben ganz schön schwer machen“.

Für die Experten sind die Rabatte aber auch ein Zeichen für eine „schlechte Wertstabil­ität“für Elektroaut­os der ersten Generation. Die Autokonzer­ne sollten im Vertrieb deshalb stärker auf neue Mobilitäts­angebote wie „Car-Abos“setzen – praktisch eine Flatrate für die Nutzung eines Fahrzeugs. „Nur wenn die Risiken von den Autokäufer­n bei Elektroaut­os genommen werden, werden sich die Kunden für Elektroaut­os entscheide­n“, heißt es in der Dudenhöffe­r-Studie.

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Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa Produktion des E-Golf in Dresden.

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