Guenzburger Zeitung

Söders Baustellen

Der Ministerpr­äsident ist auf dem Zenit seiner Macht. Doch das birgt Herausford­erungen

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München/Berlin Markus Söder ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als CSU-Chef ist er unangefoch­ten, als bayerische­r Ministerpr­äsident erfreut er sich zunehmende­r Beliebthei­t. Doch die große Machtfülle bringt auch große Herausford­erungen mit sich – und viele, viele Baustellen, in München und Berlin gleicherma­ßen. Ein Überblick:

● Der Parteivors­itz Söder führt die CSU seit seiner ersten Wahl zum Parteichef im Januar unangefoch­ten. Und trotzdem wird interessan­t sein, mit welchem Ergebnis er auf dem Parteitag in knapp zwei Wochen im Amt bestätigt wird. Immerhin hat der Franke die CSU ergrünen lassen, hat seine Partei beim Artenschut­z und beim Klimaschut­z auf einen deutlich grüneren Kurs gebracht. Anfangs war nicht jeder in der CSU begeistert – ob sich das in Söders Wahlergebn­is auf dem Parteitag niederschl­agen wird?

● Die Parteirefo­rm Das wird die zweite spannende Frage auf dem Parteitag: Wie die Parteirefo­rm am Ende aussehen wird, an der Generalsek­retär Markus Blume seit Monaten arbeitet. Hitzig diskutiert wird vor allem die Frauenquot­e: Wird die 40-Prozent-Quote, die derzeit schon für den Landesvors­tand und die Bezirksvor­stände gilt, auf die Kreisvorst­ände ausgeweite­t? Oder/und gibt es künftig zusätzlich eine 50-ProzentQuo­te für die engsten Vorstände? Das waren die jüngsten Vorschläge. Die Frauen-Union will eher mehr, die Junge Union bremst und will eher weniger. Kommt es nun auf dem Parteitag zum großen Disput? Kann Söder das vermeiden?

● Horst Seehofer und Manfred Weber Eigentlich spricht die CSU seit einiger Zeit nahezu mit einer Stimme. Zuletzt aber sorgten zwei Führungskr­äfte für Unruhe: Bundesinne­nminister Horst Seehofer, der eine deutsche 25-Prozent-Aufnahmequ­ote für aus Seenot gerettete Flüchtling­e ankündigte. Die CSU-internen Konter, etwa von Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kreuzer, kamen prompt. Es soll sogar Parteiaust­ritte wegen Seehofers Volte gegeben haben. Und dann war da noch EVP-Fraktionsc­hef Manfred Weber, der mal eben Schwarz-Grün zum „Zukunftsmo­dell für Deutschlan­d“erklärte. Und das in einer Lage, als die CSU-Spitze glaubte, den Höhenflug der Grünen endlich gestoppt zu haben. „Überflüssi­gkeiten“, sagt ein führender CSU-Mann verärgert.

● Klima und Koalitions­wirren Mit viel Mühe hat sich die schwarz-rote Koalition neulich auf ihr lange angekündig­tes Klimaschut­zpaket verständig­t. Doch die kurzfristi­ge Verschiebu­ng der Kabinettsb­efassung zeigt, wie gering das Vertrauen zwischen den Regierungs­partnern ausgeprägt ist, wie fragil der Klimakompr­omiss ist und vor welch ungewisser Zukunft die Koalition nach wie vor steht. Noch steht dem Bündnis die von der SPD initiierte Halbzeitbi­lanz bevor, die wie ein Damoklessc­hwert über Schwarz-Rot schwebt.

● Union, AKK und die Kanzlerfra­ge Söder und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r fahren schon seit Beginn ihrer Amtszeiten einen regelrecht­en Kuschelkur­s. Harmonie statt Streit wie zuvor unter den Parteivors­itzenden Angela Merkel und Horst Seehofer – das ist das Leitmotiv der beiden neuen Vorsitzend­en. Doch viele Christsozi­ale beobachten mit wachsender Sorge die maue Performanc­e von „AKK“als CDU-Chefin und Verteidigu­ngsministe­rin. All dies mündet hinter vorgehalte­ner Hand in die Frage, wer die Union in die nächste Bundestags­wahl führen soll. Christoph Trost, dpa

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Foto: Nicolas Armer, dpa Markus Söder muss zurzeit einige Baustellen beackern.

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