Guenzburger Zeitung

Ein Dorf im Ausnahmezu­stand

Das Bergrennen von Mickhausen findet zum 38. Mal statt. Auf der Strecke ist auch Fabian Vettel, der kleine Bruder des Formel-1-Stars Sebastian. Wie sich eine Fahrt anfühlt

- VON JULIAN WÜRZER Zugbrücke Grenzau – 1. FC Saarbrücke­n Grünwetter­sbach – Borussia Düsseldorf TTC Jülich – SV Mühlhausen TTC Neu-Ulm – Fulda-Maberzell TSV Bad Königshofe­n – Bergneusta­dt Füchse Berlin – TTC Langweid MTV Tostedt – DJK Offenburg NSU Neckarsu

Mickhausen Die Beschleuni­gung knallt wie eine Faust auf den Brustkorb, drückt den Körper in den Sitz und schnürt fast die Luftröhre ab. Der Magen schnürt sich zusammen. Nach gut einer Minute ist alles schon wieder vorbei. Und auf dem Fahrersitz lächelt Fabian Vettel, der Bruder des vierfachen Formel1-Weltmeiste­rs Sebastian. Er kutschiert an diesem Sonntag Besucher beim Bergrennen von Mickhausen im Landkreis Augsburg vom Start ins Ziel, allerdings ohne Wertung. Normalerwe­ise fährt Vettel Rundstreck­enrennen, etwa beim ADAC GT Masters. „So ein Bergrennen ist schon anders, da hat man quasi nur einen Versuch, um alles richtig zu machen“, sagt er.

Das Rennen findet bereits zum 38. Mal statt. Für den 200-Einwohner-Ortsteil Münster bedeutet das Ausnahmezu­stand. Dann sind wohl Rennfahrer im Dorf, als es Anwohner gibt.

Unten an der Startlinie steht ein roter Lancia Delta wie ein Stier, der mit den Hufen scharrt. Drei Sekunden, zwei Sekunden, eine. Die Zuschauer lärmen – Rennfahrer Felix

Pailer drückt das Gaspedal durch.

Der Motor des

Lancias heult auf, quietschen­de Reifen durchbrech­en den Lärm der jubelnden Zuschauer und Pailer rast um die erste Kurve.

Der Krach der Motoren und der 15 000 Besucher an der Rennstreck­e ist ein paar hundert Meter weiter beim Haus von Dietmar Müller nicht verflogen. Hier liegt sogar noch ein leichter Benzingeru­ch in der Luft. Müller hat für dieses Wochenende seine Garage geräumt, kostenlos, für einen Rennfahrer und dessen Team. So machen es viele Anwohner. Die Carports und Stellplätz­e im Ort sind vollgepark­t mit aufgemotzt­en Autos, von Mini Coopern mit Rennreifen, Heckspoile­rn und Überrollkä­figen bis hin zu Formel-1-ähnlichen Sportwagen. „Das ganze Dorf steht hinter dem Bergrennen von Mickhausen. Das ist das Besondere“, sagt Müller.

Das merkt auch der Rennfahrer Felix Pailer. In wenigen Wochen wird er 70 Jahre alt. Er sagt von sich, dass sein ganzes Leben in seinem Rennwagen steckt. Vor dem Start seines ersten Laufs überprüft er seinen roten Lancia Delta in einer Hofgarage eine Straße von der Startlinie entfernt. Besucher tummeln sich vor dem Auto und machen Fotos. „In Mickhausen bin ich bekannter als in meinem Heimatort“, schwärmt der Österreich­er von der hiesigen Atmosphäre. Er wirkt gelassen, wohlgemerk­t wenige Minumehr ten bevor er an den Start geht. In seinem Innern sieht es ein bisschen anders aus. „Die Angst vor einem Unfall spielt immer mit“, sagt er, auch mit fast 50 Jahren Rennerfahr­ung. Für Müller und Pailer spielt sich das Rennwochen­ende hauptsächl­ich im zum Fahrerlage­r umfunktion­ierten Dorf ab. Dort seien über die Jahre Freundscha­ften zwischen Bewohnern und Fahrern entstanden. Diese enge Verbindung bekommen die Zuschauer am Fuße von Münster nur teilweise zu spüren. Sie pilgern wegen der PS-Biester auf den Straßen zum Bergrennen. Aber auch, um das Adrenalin der Fahrer zu spüren. Wenn sie mit fast 200 Stundenkil­ometern über die Landstraße den Berg hochbrette­rn, abbremsen und die Kurven schneiden. So wie Eric Berguerand. Der Tagessiege­r raste der Konkurrenz in den drei Wertungslä­ufen davon. Seine Gesamtzeit: eine Minute und 42,910 Sekunden. BUNDESLIGA, MÄNNER 2. BUNDESLIGA, FRAUEN

 ?? Foto: Reinhold Radloff ?? Für die Bewohner der 1400-Einwohner-Gemeinde Mickhausen ist das Bergrennen ein besonderes Event. Denn der Ortsteil Münster wird an dem Rennwochen­ende zum Fahrerlage­r umfunktion­iert.
Foto: Reinhold Radloff Für die Bewohner der 1400-Einwohner-Gemeinde Mickhausen ist das Bergrennen ein besonderes Event. Denn der Ortsteil Münster wird an dem Rennwochen­ende zum Fahrerlage­r umfunktion­iert.
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Fabian Vettel

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