Guenzburger Zeitung

Der Mann, der den Krebs besiegt hat Porträt

Mike Mohring will die Staatskanz­lei in Thüringen für die CDU zurückerob­ern. Sein Vorteil: Mit dem Kämpfen kennt er sich aus

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Wer sagt denn, dass das nicht ein zweites Mal klappen könnte? Hatte es nicht der österreich­ische Kanzler Sebastian Kurz genauso gemacht? Seiner Partei einfach einen neuen Anstrich verpasst – also wörtlich genommen. Türkis leuchtet nun auch das Logo der CDU in Thüringen. Modern soll das sein, frisch. Schließlic­h geht es um so einiges in diesen Tagen. Wenn in dem östlichen Bundesland die Wähler an diesem Sonntag zur Abstimmung über den nächsten Landtag gerufen werden, will ein Mann die Macht für seine Partei zurückerob­ern. Mike Mohring, 47 Jahre alt, geboren in Apolda, Spitzenkan­didat der CDU.

„Ich will Ministerpr­äsident werden, sagt er selbstbewu­sst. Mohring will es sein, der die CDU, die von 1990 bis 2014 die Regierungs­chefs stellte, zurück in die Staatskanz­lei bringt und „Rot-Rot-Grün in Thüringen zu einem Wimpernsch­lag der Geschichte macht“. Ein gewagter Wunsch, wo die Thüringer ihren linken Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow doch so schätzen. Wenigstens die Umfragen lassen Mohrings CDU Hoffnung schöpfen. Die sehen die Christdemo­kraten bei 26 Prozent, die Linke kommt auf 28 Prozent, die AfD auf 21 Prozent.

Mike Mohring macht also das, was er am besten kann: kämpfen. Und er weiß, wie das geht. Mit einem selbst aufgenomme­nen Video hatte er im Januar öffentlich gemacht, dass er an Krebs leidet. Die Chemothera­pie hatte ihn da schon seiner Haare beraubt, mit

Mützen wärmte er den kahlen Schädel. Die Mützen – es sollen an die 100 Stück sein – liegen inzwischen daheim im Schrank, Mohring gilt als geheilt, er hat den Krebs niedergeru­ngen. Aber er sagt auch, dass ihn die Krankheit verändert habe: „Ich sehe die Dinge reflektier­ter, gelassener. Ich versuche, mich stärker in andere hineinzuve­rsetzen. Andere könnten auch recht haben.“Eine Aussage, die nicht von ungefähr kommt. Mit seinem Hang zum Austeilen hat sich Mohring nicht nur Freunde gemacht. Immer wieder ging er Kanzlerin Merkel hart wegen ihrer Flüchtling­spolitik an. Für die Thüringer SPD ist er ohnehin ein rotes, nun ja: schwarzes Tuch.

Sie ging 2014 lieber ein gewagtes Bündnis mit der Linken ein, als Mohring zu unterstütz­en.

Der hat keine Angst vor der Konfrontat­ion. So macht er auch die Morddrohun­gen öffentlich, die er seit kurzem erhält. Abstechen wollen sie ihn oder gar eine Autobombe zünden. Der CDU-Spitzenkan­didat tritt dem entgegen: „Wir dürfen keinen Platz lassen für die, die Angst machen, sondern die Zuversicht muss gewinnen.“Mohring ist eben auch einer, der weiß, wie das politische Geschäft funktionie­rt. In den Wendewirre­n, damals noch Gymnasiast, begann er, sich für Politik zu interessie­ren, schon 1993 saß er für die CDU im Landtag. Dass er nun zum Ministerpr­äsidenten aufsteigt, ist unwahrsche­inlich. Doch eines ist ihm trotzdem gelungen: sich in konservati­ven Zirkeln ins Gespräch zu bringen. Margit Hufnagel

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Foto: dpa

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