Guenzburger Zeitung

Mehr Züge, mehr Baustellen

Bahn stimmt Kunden auf Verspätung­en ein

- VON JOACHIM BOMHARD

München Die Deutsche Bahn baut an ihrer Zukunft, bekommt dafür vom Bund auch deutlich mehr Geld, weiß aber auch jetzt schon, dass sie ihre Kunden auf damit verbundene Unannehmli­chkeiten einstellen muss. Ein Ziel heißt für Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel zum Beispiel, München zum „Drehkreuz des Südens“zu machen, von dem aus wichtige Zentren in weniger als vier Stunden erreichbar sind.

Mit Berlin und Wien funktionie­re das bereits, freut er sich. Zürich folge Ende 2020, wenn die noch laufende Elektrifiz­ierung der Strecke München–Lindau abgeschlos­sen ist und moderne Neigetechn­ikzüge der Schweizer Bundesbahn­en die Fahrt in dreineinha­lb statt viereinhal­b Stunden schaffen. Auch Köln soll eines Tages in vier Stunden (heute: viereinhal­b) von München aus erreichbar sein, wenn voraussich­tlich Ende 2022 die ICE-Strecke Ulm– Stuttgart in Betrieb geht.

Warum die Fixierung auf die vier Stunden? „Überall, wo wir weniger als vier Stunden brauchen, sind wir schneller als das Flugzeug“, sagt ein Bahn-Sprecher. Es ist also eine Frage der Konkurrenz. Im Hintergrun­d aller Planungen steht der „Deutschlan­dtakt“, mit dessen Hilfe im Endausbau 30 große Städte im Stunden-, teilweise auch im Halbstunde­ntakt miteinande­r verbunden werden sollen. Weil die Nachfrage da ist, werden schon ab Mitte Dezember zusätzlich­e Züge auf der Strecke München–Berlin eingesetzt. Davon sollen auch Reisende profitiere­n, die über Augsburg fahren.

Bevor die Züge schneller fahren, muss gebaut werden. Zwischen Memmingen und Lindau wird es dafür im kommenden Jahr nochmals zu einer längeren Vollsperru­ng kommen. Details liegen noch nicht fest. Auch wer in Richtung Frankfurt und Köln unterwegs ist, muss sich 2020 auf längere Fahrzeiten einstellen, weil die ICE-Strecke Stuttgart–Mannheim saniert wird und die Züge umgeleitet werden. Der neue Fahrplan (ab 15. Dezember) hat das bereits berücksich­tigt, so Josel. Ähnliches steht schon ab Ende November bevor, wenn der Ulmer Hauptbahnh­of an die Neubaustre­cke nach Stuttgart angebunden wird. Dann werden ICE über Nördlingen und Aalen umgeleitet, einzelne fallen auch ganz weg. Der Fahrgastve­rband „Pro Bahn“befürchtet überfüllte Pendlerzüg­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany