„Uf Wiederluege“
Tatort: Der Elefant im Raum
ARD, 20.15 Uhr Die eingeschworene „Tatort“-Fangemeinde wird den Eidgenossen nicht groß nachtrauern. „Der Elefant im Raum“, die nur mäßig spannende Geschichte um zwielichtige Politprominenz, Waffenhandel und ein unseriöses Presseportal namens „Veritas News“gibt sich zwar redlich Mühe, bleibt aber doch häufig hängen an der Schweizer Behäbigkeit.
Wenn man im Nachbarland Abschied nimmt, sagt man gern „Uf Wiederluege“. Eher wäre ein österreichisches „Servus“angebracht, wenn Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) den „Tatort“verlassen. Denn ein Wiedersehen wird es nicht mehr geben. Das deutet sich schon dadurch an, dass Ritschard so erkältet ist, dass sie nur hustend und schniefend das Haus verlässt, wenn sie nicht gerade „Manche mögen’s heiß“sieht. Flückiger hängt mit seiner Freundin bei einem feinen Dinner auf einem Raddampfer auf dem Vierwaldstätter See fest. Es gibt Bio-Wachtelei auf Wasabipüree mit Senfschaum-Reduktion. Wo er doch lieber Schnitzel gegessen hätte.
Stattdessen wird er von einem vermummten Mann niedergeschlagen und in eine Kabine gesperrt. Der Kapitän stirbt an einem Herzinfarkt. Dringend tatverdächtig ist der Kantonsrat Ineichen, der einen Privatkrieg mit dem Regierungsrat Planker und dessen Waffenhändlersohn austrägt.
Aber Luzern ist nicht Chicago. Das Dickicht aus Mord, Intrigen und Fake News kennen wir samt Typenzeichnung aus vielen anderen Krimis. Schade, dass nach dem vielversprechenden, leicht witzigen Anfang der Newskanal-Boss den eitlen Aufklärer spielen muss, wie das Klischee ihn hergibt. Am Ende sagt Kommissarin Ritschard, die es zum eigenen Geschlecht zieht, zu Flückiger: „Schade, dass Du keine Frau bist.“Worauf der antwortet: „Nobody is perfect.“
Vielleicht haben ihre Nachfolgerinnen Anna Pieri Zuercher (als Kommissarin Isabelle Grandjean) und Carol Schuler (Fallanalytikerin Tessa Ott) mehr Glück. Zürich macht auch mehr her als Luzern.
Rupert Huber