Guenzburger Zeitung

Ausbaubeit­räge in Egenhofen spalten ein Dorf

- VON WOLFGANG KAHLER redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

Der Straßenaus­bau im Kammeltale­r Ortsteil Egenhofen schlägt weiterhin hohe Wellen. Sah es zwischenze­itlich fast schon so aus, als ob den Anliegern die Erschließu­ngsbeiträg­e ganz oder teilweise erlassen werden, kam es nun zur Kehrtwende. Nicht öffentlich hat der Gemeindera­t bekräftigt, dass alles so bleibt, wie es ist, und 90 Prozent der Herstellun­gskosten bei den Bürgern hängen bleiben. Die Beitragsbe­scheide sollen nach den Angaben des Bürgermeis­ters nach den Herbstferi­en verschickt werden. Bereits mehrfach haben betroffene Straßenanl­ieger angekündig­t, dass sie dann vor Gericht gehen wollen. Die meisten der etwa 50 Egenhofer sind nämlich der Ansicht, dass die Dorfstraße schon erstmalig ausgebaut sei. Der Haken ist aber, dass es dafür bislang jedenfalls keinen konkreten Nachweis gibt.

Erst eine juristisch­e Entscheidu­ng könnte wohl Klarheit bringen. Die Gemeinde befindet sich durch die neue staatliche Regelung für die Straßeners­chließungs­beiträge (Strebs) in einer Zwickmühle.

Hätte sie von sich aus zugunsten der Anlieger darauf verzichtet, hätte der Freistaat ihr womöglich keine Zuschüsse gezahlt. Und das, obwohl die Kommunen seit 2016 aufgeforde­rt wurden, sämtliche nicht erstmals ausgebaute­n Straßen bis spätestens 2021 herzustell­en, weil sie danach keine Beiträge mehr kassieren dürfen. Dass der Gemeindera­t jetzt unter Ausschluss der Öffentlich­keit mehrheitli­ch bei der Strebs-Abrechnung blieb, begründete Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz mit Anfeindung­en, denen der Rat ausgesetzt sei. Tatsächlic­h seien aus Egenhofen schon entspreche­nde Reaktionen gekommen, wie ein Gemeindera­tsmitglied gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

Das habe bei einigen im Rat durchaus sogar schon zu gesundheit­lichen Folgen geführt. Klar könnte von einem gewählten Gremium gefordert werden, bei einer solch unpopuläre­n Entscheidu­ng Farbe zu bekennen. Aber im Vergleich zu einem hauptamtli­chen und bezahlten Rathausche­f handelt es sich bei den Kammeltale­r Gemeinderä­ten um ehrenamtli­ch tätige Bürger.

Die sollten nach ihrem persönlich­en Gewissen entscheide­n und nicht, ob ihnen bestimmte Personen sympathisc­h sind oder ihnen leidtun. Und für eine solche Entscheidu­ng dann übel angegangen zu werden, widerspric­ht meinem Demokratie­verständni­s. So wie die Egenhofer Bürger die für sie negativen Strebs kritisch sehen, könnten andere Grundstück­sbesitzer in der Gemeinde, die im gleichen Fall zahlen mussten, einen Erlass als ungerecht empfinden.

Im Ortsteil Goldbach zum Beispiel sind die Beitragsbe­scheide gerichtlic­h als korrekt eingestuft worden, obwohl auch dort der Erstausbau einer Straße bestritten wurde. Nach wie vor müssen ja Bauherrn für die Ersterschl­ießung aufkommen, lediglich für nachträgli­che Ausbaumaßn­ahmen entfällt die Beitragser­hebung ab 2021. Bis dahin bleibt die bisherige Regelung ein heißes Eisen, die nicht nur in Egenhofen für Wut und Enttäuschu­ng unter den Betroffene­n sorgt. Für diese Anlieger bleibt letztlich nur noch die Hoffnung, dass ein Gericht ihre Sicht der Dinge bestätigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany