Die Kreisklinik wächst und wächst
Die Erweiterung der Geburtshilfe und der Ausbau des sechsten Operationssaals stehen in Günzburg als Nächstes an. Doch die Planungen für die nächsten Bauprojekte laufen längst. Auch über Parkplätze wird diskutiert
Günzburg Bagger und Baugerät gehören auf dem Gelände der Günzburger Krankenhäuser längst zum täglichen Anblick. Es hat sich bereits eine Menge getan, nicht nur durch die Großprojekte der Bezirkskliniken, die mehr als 100 Millionen Euro in verschiedene Bauten stecken. Jetzt plant auch die Kreisklinik Günzburg Veränderungen im großen Stil. Für Klinik-Vorstand Dr. Volker Rehbein sind die Vorhaben ein wichtiges Signal für die Zukunft des 1985 eröffneten Krankenhauses. Denn nicht nur die Stühle am Besprechungstisch des Klinikleiters sind noch aus den 80er-Jahren und brauchen eine Erneuerung.
Zumindest strukturell hat sich in letzter Zeit viel getan – die Kreisklinik Günzburg hat seit 2017 eine eigene Hauptabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe. Die kommt gut an: Etwa 700 Babys kommen hier jetzt pro Jahr zur Welt, vor dem Start der Hauptabteilung waren es um die 500. „Als die Geburtshilfe in Dillingen zeitweise geschlossen war, sind wir an den Rand unserer Kapazitäten gekommen“, sagt Rehbein.
„Wir wären bei 800 oder 900 Geburten im Jahr gelandet. Das hätten wir nicht bewältigen können. Deshalb sind wir nicht unfroh, dass Dillingen wieder aufgemacht hat.“
Auch ohne die werdenden Mütter aus dem Nachbarlandkreis stößt die Günzburger Geburtshilfe zumindest räumlich an Grenzen. „Und im Grunde entsprechen die Räume noch dem, was 1985 gebaut worden ist, bis auf ein paar kleinere Veränderungen im Inneren.“Die Räume hielten den heutigen Anforderungen, ganz besonders bei der Hygiene, einfach nicht mehr stand, erläutert der Klinikchef. Dass der Antrag, die Entbindungsabteilung zu sanieren und zu erweitern, bei der Regierung so außergewöhnlich schnell bearbeitet und unterstützt wurde, freut Rehbein deswegen sehr. „Unser Vorhaben ist bereits für das nächste Jahr im Landesbauprogramm eingeplant, das bedeutet für uns auch keine Vorfinanzierungskosten.“Das ganze Projekt liege somit sehr gut in der Zeit – im kommenden Frühjahr soll es losgehen. Rehbein rechnet mit zwei bis zweieinhalb Jahren Bauzeit. Knapp sechs Millionen Euro wird der Bau kosten, 405 Quadratmeter Neubaufläche werden es sein. „Wir beginnen mit dem Anbau der drei neuen Kreißsäle. Danach wird dann der Umbau des Altbestands angepackt“, beschreibt der Klinikchef die Planungen. „Wenn alles so klappt, wie es aussieht, kommen wir dann sogar ohne eine längere Verlagerung von Entbindungen aus.“
Der Günzburger Bau- und Umweltausschuss hat am Dienstagabend ebenfalls seine Zustimmung erteilt. Genauso wie für ein weiteres Projekt, das die Kreisklinik demnächst starten möchte: den Neubau eines ambulanten OP-Zentrums. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Rehbein so: „Unseren OP Nummer sechs haben wir angebaut als Ausweichraum während des jüngsten Umbaus. Derzeit wird er als Raum für kleinere Eingriffe genutzt – doch wir brauchen immer häufiger einen echten Ambulanz-OP. Dafür fehlen aber die Nebenräume.“Um der gestiegenen Zahl der ambulanten Operationen – nicht zuletzt aufgrund des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) – Rechnung tragen zu können, brauche es Versorgungsräume, Räume zur Ein- und Ausschleusung der Patienten und Umkleidemöglichkeiten. All das soll nun mit einem weiteren Anbau geschaffen werden – und dadurch eine Entlastung des übrigen Klinikbetriebs bringen.
Dass der Klinikbetrieb sich in den vergangenen 35 Jahren stark verändert hat, merkt man einem Bereich noch nicht so wirklich an: den Patientenzimmern des Hauses. „Hier sind wir wirklich noch auf dem Stand von 1985“, räumt Rehbein ein. Gerade die Kunststoffnasszellen sind nicht mehr zeitgemäß, außerdem gibt es auf jeder Station noch ein Vierbettzimmer – der heutige Standard sieht maximal zwei Betten vor. Dass es dort außerdem ziemlich eng zugeht, wirkt sich auch auf die Mitarbeiter aus. Auch dies möchte die Kreisklinik in nächster Zeit ändern: Rehbein legt Pläne auf den Tisch, die zwei Anbauteile an das Hauptgebäude vorsehen. „Dadurch bekommen wir auch Raum für Physiotherapie-Räume auf jeder Station, die Patienten können dann direkt vor Ort behandelt werden.“Im kommenden Sommer werde die Planung vermutlich der Ministerkonferenz vorliegen, „typischerweise ist dann bereits im Jahr darauf ein Baubeginn
möglich“. Auch dieses Projekt soll in zwei Bauabschnitte geteilt werden: Der erste Schritt werden die Anbauten sein, danach der Umbau des Bestands. Das dauert natürlich seine Zeit: Laut Rehbein könnten dreieinhalb bis vier Jahre vergehen, bis dieser Bau abgeschlossen ist.
Dass die Kreisklinik Günzburg so stark wächst, ist zum einen ein wichtiges Signal für den Erhalt des Klinikstandorts, zum anderen verschärft es aber ein bestehendes Problem: Parkplätze sind auf dem gesamten Gelände Mangelware, immer wieder beschweren sich Patienten und Besucher, dass sie keinen Platz finden oder ein Knöllchen erhalten, weil sie in ihrer Not den Wagen da abgestellt haben, wo es nicht erlaubt ist. Die Kreisklinik denke intensiv über den Bau eines Parkdecks nach, sagt Volker Rehbein im Gespräch mit unserer Zeitung. Schließlich wachse auch die benachbarte Bezirk-Schwaben-Stiftung und der geplante Neubau des Altenheims in der Nachbarschaft werde den Bedarf an Parkplätzen ebenfalls steigern. Zumal durch ein weiteres Projekt erst einmal bestehende Parkplätze wegfallen werden: Direkt an das bestehende Medizinische Versorgungszentrum soll ebenfalls angebaut werden. Mit der Enddarm-Chirurgie und der AdipositasChirurgie nennt Rehbein bereits zwei Bereiche, die dadurch Platz finden sollen. Die Infrastruktur der Klinik ist bereits für Patienten mit einem höheren Körpergewicht ausgelegt: OP-Tische und Computertomograf haben eine Tragkraft bis zu 350 Kilogramm. Doch bei dieser Nutzung soll es nicht bleiben. „Wir sprechen derzeit auch noch mit weiteren Praxisinhabern, die uns gut ergänzen würden“, sagt Rehbein. In die Erweiterung des MVZ könnten beispielsweise auch Physiotherapie, Räume für medizinisches Fitnesstraining, Ergotherapie, Logopädie oder Onkologische Psychotherapeuten einziehen. Auch ein Sanitätshaus könne der Campus noch gut vertragen. „Bei Bedarf können wir auch zweistöckig bauen.“Rehbein hofft, dass sich bis Ende des Jahres noch entsprechende Interessenten melden, die dabei sein möchten. Dann kann auch für dieses Vorhaben die konkrete Planung starten – und damit auch für den Bau eines Parkdecks. Klar müsse dabei aber sein, so Rehbein, dass ein solches Parkplatzangebot wahrscheinlich an einen Betreiber verpachtet werden müsse – für die Nutzer würden demzufolge Gebühren anfallen.
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