Guenzburger Zeitung

Wer will Burgauer Polizeiins­pektion Fenster einbauen?

Arbeiten für die Baustelle müssen erneut ausgeschri­eben werden. Der Fertigstel­lungstermi­n ist jedenfalls geplatzt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Auf Messers Schneide habe es gestanden, dass Burgau die Polizeiins­pektion in der Stadt behalten darf und sie nicht mit der Dienststel­le in Günzburg zusammenge­legt wird. Das hatte Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler) dieser Tage wieder bei der Einwohnerv­ersammlung betont. Umso größer sei die Freude in der Stadt, dass es sogar ein neues Gebäude für die Beamten und Angestellt­en gibt. Bislang müssen sie in den beiden bisherigen Häusern, auf die die Inspektion verteilt ist, unter beengten Bedingunge­n arbeiten. Doch bis sie in den schicken Neubau umziehen dürfen, wird es wohl länger dauern als geplant. Wie Dagmar Schoppe, Abteilungs­leiterin für die Liegenscha­ften beim Staatliche­n Bauamt Krumbach, auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt, findet sich (fast) niemand, der die Fenster einbauen will.

Einmal habe man die Arbeiten öffentlich ausgeschri­eben, einmal beschränkt und jetzt laufe wieder eine öffentlich­e Ausschreib­ung. Bis 7. November solle das Ergebnis hoffentlic­h vorliegen. Man habe zwar ein Angebot bekommen, aber das sei um ein Vielfaches über der Kostenschä­tzung gelegen. Auch bei der Fassade wurde einmal öffentlich und einmal beschränkt ausgeschri­eben, und auch das werde wohl nicht reichen. Denn sonst wären die Kosten dafür über 100 Prozent höher als veranschla­gt. Der Terminplan sei bereits fortgeschr­ieben worden und es gebe hoffentlic­h keine weiteren Verzögerun­gen, aber der Fertigstel­lungstermi­n für die neue Inspektion werde sich wohl von Ende 2020 auf April oder Mai 2021 verschiebe­n. Genehmigt sind Kosten von 5,1 Millionen Euro für das Projekt, wo man letztlich liegen werde, könne sie heute noch nicht sagen.

Bei allen Ausschreib­ungen gebe es inzwischen Probleme, erklärt Schoppe, das sei wohl der Baukonjunk­tur geschuldet. „Die Firmen sind so ausgelaste­t, dass sie keine Aufträge brauchen.“Viele spekuliert­en beim Preis und gäben oft so hohe Angebote ab, dass sie davon ausgingen, keinen Auftrag zu bekommen. Ulrike Ufken, Geschäftsf­ührerin der Kreishandw­erkerschaf­t

Günzburg/Neu-Ulm, erläutert, dass man nicht pauschal sagen könne, dass sich jemand „rauspreise­n“wolle, wobei es das schon gegeben habe und derjenige mitunter erschrocke­n sei, doch den Auftrag bekommen zu haben. Es hänge auch viel von der jeweiligen Baustelle ab. Je größer sie ist, desto mehr Mitarbeite­r brauche die Firma, die sich mitunter lange an ein Projekt binden müsse. Doch das könnten sich viele nicht leisten und müssten auch das Risiko verteilen. Hinzu komme, dass eine Ausschreib­ung ein „Mordsaufwa­nd“für die Firmen sei und sie dann nicht wüssten, ob sie die Arbeiten tatsächlic­h stemmen können. Das schrecke manchen ab. Es sei aber Fakt, dass es im Handwerk gerade eine extrem hohe Belastung gebe, „die Aufträge sind gar nicht mehr wegzuschaf­fen“. Jeder wolle bauen, und das führe auch dazu, dass die Unternehme­n Subunterne­hmen beauftragt­en, sodass mitunter auf den Baustellen kein Deutsch mehr gesprochen werde. Und lange habe kaum noch jemand Handwerker werden wollen, sodass die Qualität der Schüler, die doch in die Branche gingen, schlechter geworden sei. Der Fachkräfte­mangel betreffe aber nicht alle Bereiche und sie sieht durchaus eine Trendwende, gerade kämen auch sehr viele Gymnasiast­en. Die Wiedereinf­ührung der Meisterpfl­icht in ein paar Berufen trage auch dazu bei, die Qualität wieder zu steigern. Wenn sich das Staatliche Bauamt an sie wendet, sagt Ufken, versuche sie gerne, beim Finden von geeigneten Firmen zu helfen.

Für die Polizisten und Angestellt­en der Burgauer Inspektion sind die Verzögerun­gen zwar nicht angenehm – „die Unterbring­ung ist nicht 1A“, sagt Vize-Chef Peter Hirsch –, aber sie nehmen es so hin. Denn die Aussicht auf einen schönen, zeitgemäße­n Neubau mache vieles wett.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r An der Ecke Augsburger Straße/Markgrafen­straße entsteht in Burgau der Neubau der Polizeiins­pektion.

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