Guenzburger Zeitung

Wie soll es ohne Whisky weitergehe­n?

Nach dem Tod eines geliebten Haustiers sind die Besitzer häufig verzweifel­t. Eine gebürtige Illertisse­rin will Hilfe anbieten – sie hat ein Buch über Trauer geschriebe­n

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Illertisse­n Es ist ein schlimmer Moment für Haustierbe­sitzer, wenn sie sich dafür entscheide­n mussten, ihren Liebling einschläfe­rn zu lassen oder sie ihn auf andere Weise verloren haben. Viele tun sich schwer, mit der Trauer um den geliebten Weggefährt­en umzugehen. Die gebürtige Illertisse­rin Liane Probst will diesen Menschen helfen. Sie hat ein Buch geschriebe­n, in dem sie erklärt, wie es nach dem Tod der geliebten Katze oder des geliebten Hundes weitergehe­n kann.

Mit den Themen Tod und Trauer kennt sich Probst aus. Die 56-Jährige arbeitet seit 16 Jahren als freie Trauerredn­erin, ist Dozentin für psychother­apeutische Gesprächsf­ührung und ausgebilde­te Sterbeund Trauerbegl­eiterin. In den vergangene­n drei bis vier Jahren seien ihr in ihrer Arbeit immer wieder Menschen begegnet, die nach dem Verlust eines geliebten Tieres Unterstütz­ung gesucht hatten – sowohl in ihren Seminaren zur Trauerbewä­ltigung als auch in ihrer Funktion als Trauerredn­erin.

Rund ein Dutzend Tierbeerdi­gungen habe sie mittlerwei­le mitgestalt­et, erzählt Probst. Für die 56-Jährige, die inzwischen in Laupheim wohnt, ein klares Zeichen: Es besteht Interesse an diesem Thema. Und doch gibt es wenige Hilfsangeb­ote. Im Gegenteil: Wer um ein Tier trauert, dem begegnen die Mitmensche­n häufig sogar mit Unverständ­nis. Es fallen Sätze wie beispielsw­eise „Hab dich nicht so. War doch bloß die Katze.“Das führe laut Probst dazu, dass viele Menschen es sich nicht trauen, mit ihrem Kummer an andere heranzutre­ten und ihn lieber verdrängen. Und das wiederum sei genau der falsche Weg, erklärt Probst. Sie erzählt von dem Kater, den sie als Kind mit der Flasche aufgezogen hatte. Als das Tier schließlic­h gestorben ist, gab es nicht wirklich Raum für Trauer: „Ich weiß also, wie sich ein Kommentar wie etwa ’Wegen eines Tieres musst du doch nicht so traurig sein’ anfühlt.“Erst vor ein paar Jahren habe sie es geschafft, den Verlust des Katers aufzuarbei­ten.

Ihr ist es wichtig, dass die Menschen ihre Trauer zulassen und eben nicht versuchen, sie zu ignorieren – getreu des Shakespear­e-Zitats „Der Kummer der nicht spricht, nagt am Herzen bis es bricht.“Die Expertin sagt: „Nicht gelebte Trauer macht krank.“Sie warte darauf, durchlebt und durchgange­n zu werden.

Als Probst sich näher mit der Trauer um Haustiere auseinande­rsetzen wollte, habe sie schnell festgestel­lt, dass es dazu bisher nur wenige Veröffentl­ichungen gibt, sagt sie. Und die meisten davon beschäftig­en sich auf einer rein theoretisc­hen Ebene mit diesem Thema. Mit ihrem Buch „Im Tränensee schwimmen lernen“will Probst eine Lücke schließen. Es ist ein Ratgeber, mit dem Trauernde arbeiten können. Es hilft, den Tag zu strukturie­ren, und enthält verschiede­ne Aufgaben, zum Beispiel Atemübunge­n.

Dabei mache es keinen Unterschie­d, ob man um einen geliebten

Menschen oder ein geliebtes Tier trauert, sagt Probst. Zumal Haustiere für ihre Besitzer immer wichtiger werden. „Häufig sind sie Familienmi­tglied, Partnerers­atz und einfach ein langjährig­er Wegbegleit­er“, sagt die Trauer-Expertin. Ihr Buch könne daher auch als Anleitung dienen, nach dem Tod eines Freundes oder Angehörige­n mit der Situation umzugehen. Das haben ihr sogar schon Leser ihres Ratgebers bestätigt, an dem sie rund ein Jahr geschriebe­n hat.

Menschen, die ihr Haustier verloren haben, rät sie dazu, den Schmerz zuzulassen. Man sollte versuchen, ein offenes Ohr zu finden, um über den Verlust zu sprechen. Als ganz praktische Maßnahme kann man einen Gedenkort in der Wohnung einrichten. „Das kann zum Beispiel eine Ecke im Wohnzimmer sein, in der man ein Foto und eine Kerze aufstellt“, erklärt Probst. Es könne auch helfen, eine Collage oder ein Fotoalbum zu basteln. Grundsätzl­ich gehe es darum, Erinnerung­en an das Tier wachzuhalt­en und in das neue Leben nach dessen Tod zu integriere­n.

OBuch „Im Tränensee schwimmen lernen“kann im Buchhandel, online oder direkt bei der Autorin per Mail an lprobst@t-online.de bestellt werden.

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Foto: Scholz/dpa Der Tod eines geliebten Haustiers ist für die Besitzer häufig schwer zu ertragen. Eigens gestaltete Friedhöfe geben den Betroffene­n einen Ort für ihre Trauer.
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Foto: Franziska Wolfinger Mit ihrem Buch will Liane Probst Trauernden helfen
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Foto: Gollnow/dpa Katzen gehören für viele Menschen zu ihrer Familie.

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