Wie soll es ohne Whisky weitergehen?
Nach dem Tod eines geliebten Haustiers sind die Besitzer häufig verzweifelt. Eine gebürtige Illertisserin will Hilfe anbieten – sie hat ein Buch über Trauer geschrieben
Illertissen Es ist ein schlimmer Moment für Haustierbesitzer, wenn sie sich dafür entscheiden mussten, ihren Liebling einschläfern zu lassen oder sie ihn auf andere Weise verloren haben. Viele tun sich schwer, mit der Trauer um den geliebten Weggefährten umzugehen. Die gebürtige Illertisserin Liane Probst will diesen Menschen helfen. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem sie erklärt, wie es nach dem Tod der geliebten Katze oder des geliebten Hundes weitergehen kann.
Mit den Themen Tod und Trauer kennt sich Probst aus. Die 56-Jährige arbeitet seit 16 Jahren als freie Trauerrednerin, ist Dozentin für psychotherapeutische Gesprächsführung und ausgebildete Sterbeund Trauerbegleiterin. In den vergangenen drei bis vier Jahren seien ihr in ihrer Arbeit immer wieder Menschen begegnet, die nach dem Verlust eines geliebten Tieres Unterstützung gesucht hatten – sowohl in ihren Seminaren zur Trauerbewältigung als auch in ihrer Funktion als Trauerrednerin.
Rund ein Dutzend Tierbeerdigungen habe sie mittlerweile mitgestaltet, erzählt Probst. Für die 56-Jährige, die inzwischen in Laupheim wohnt, ein klares Zeichen: Es besteht Interesse an diesem Thema. Und doch gibt es wenige Hilfsangebote. Im Gegenteil: Wer um ein Tier trauert, dem begegnen die Mitmenschen häufig sogar mit Unverständnis. Es fallen Sätze wie beispielsweise „Hab dich nicht so. War doch bloß die Katze.“Das führe laut Probst dazu, dass viele Menschen es sich nicht trauen, mit ihrem Kummer an andere heranzutreten und ihn lieber verdrängen. Und das wiederum sei genau der falsche Weg, erklärt Probst. Sie erzählt von dem Kater, den sie als Kind mit der Flasche aufgezogen hatte. Als das Tier schließlich gestorben ist, gab es nicht wirklich Raum für Trauer: „Ich weiß also, wie sich ein Kommentar wie etwa ’Wegen eines Tieres musst du doch nicht so traurig sein’ anfühlt.“Erst vor ein paar Jahren habe sie es geschafft, den Verlust des Katers aufzuarbeiten.
Ihr ist es wichtig, dass die Menschen ihre Trauer zulassen und eben nicht versuchen, sie zu ignorieren – getreu des Shakespeare-Zitats „Der Kummer der nicht spricht, nagt am Herzen bis es bricht.“Die Expertin sagt: „Nicht gelebte Trauer macht krank.“Sie warte darauf, durchlebt und durchgangen zu werden.
Als Probst sich näher mit der Trauer um Haustiere auseinandersetzen wollte, habe sie schnell festgestellt, dass es dazu bisher nur wenige Veröffentlichungen gibt, sagt sie. Und die meisten davon beschäftigen sich auf einer rein theoretischen Ebene mit diesem Thema. Mit ihrem Buch „Im Tränensee schwimmen lernen“will Probst eine Lücke schließen. Es ist ein Ratgeber, mit dem Trauernde arbeiten können. Es hilft, den Tag zu strukturieren, und enthält verschiedene Aufgaben, zum Beispiel Atemübungen.
Dabei mache es keinen Unterschied, ob man um einen geliebten
Menschen oder ein geliebtes Tier trauert, sagt Probst. Zumal Haustiere für ihre Besitzer immer wichtiger werden. „Häufig sind sie Familienmitglied, Partnerersatz und einfach ein langjähriger Wegbegleiter“, sagt die Trauer-Expertin. Ihr Buch könne daher auch als Anleitung dienen, nach dem Tod eines Freundes oder Angehörigen mit der Situation umzugehen. Das haben ihr sogar schon Leser ihres Ratgebers bestätigt, an dem sie rund ein Jahr geschrieben hat.
Menschen, die ihr Haustier verloren haben, rät sie dazu, den Schmerz zuzulassen. Man sollte versuchen, ein offenes Ohr zu finden, um über den Verlust zu sprechen. Als ganz praktische Maßnahme kann man einen Gedenkort in der Wohnung einrichten. „Das kann zum Beispiel eine Ecke im Wohnzimmer sein, in der man ein Foto und eine Kerze aufstellt“, erklärt Probst. Es könne auch helfen, eine Collage oder ein Fotoalbum zu basteln. Grundsätzlich gehe es darum, Erinnerungen an das Tier wachzuhalten und in das neue Leben nach dessen Tod zu integrieren.
OBuch „Im Tränensee schwimmen lernen“kann im Buchhandel, online oder direkt bei der Autorin per Mail an lprobst@t-online.de bestellt werden.