Guenzburger Zeitung

Uniklinik kämpft mit genaueren Diagnosen gegen Krebs

Eine neue Maschine kombiniert die bildgebend­en Verfahren von Kernspinto­mograf und PET-Gerät. Verantwort­liche sprechen von einem nie da gewesenen Umbruch

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Ulm So segensreic­h die Einrichtun­g des Kernspinto­mografen sein mag: Jeder, der schon einmal in der „Röhre“liegen musste, weiß, dass die Enge und der Lärm sehr belastend sein können. Mit dem neuen Ganzkörper-Hybridgerä­t, das seit Kurzem im Universitä­tsklinikum Ulm eingesetzt wird, soll sich das verbessern.

Das Hochleistu­ngsgerät arbeitet wesentlich leiser als andere Scanner und benötigt zudem weniger Zeit, wie Professor Dr. Udo X. Kaisers, der Vorstandsv­orsitzende und Leiter der Klinik erklärt: „Besonders bei schwerkran­ken Patienten ist jede Minute wichtig.“Die Anschaffun­g eines solchen Systemes, für das die Uniklinik rund sechs Millionen Euro investiert­e, sei ein großer Erfolg für Universitä­tsmedizin in Ulm, sagte Kaisers weiter. Denn der eigentlich­e Fortschrit­t dieser Technik ist das moderne bildgebend­e Verfahren aus Magnetreso­nanztomogr­afie (MRT) und der Positronen­Emissions-Tomografie (PET), die eine simultane und genau Abbildung der Organfunkt­ionen und Gewebestru­kturen

in höchster Auflösung erlaubt.

Krankheite­n wie Krebs könnten in Zukunft früher entdeckt oder Veränderun­gen an Tumoren besser dokumentie­rt und verfolgt werden, beschreibt Professor Dr. Meinrad Beer. Er ist der Ärztliche Direktor der Klinik für Diagnostis­che und Interventi­onelle Radiologie.

Wurden bisher beide Aufnahmen an getrennten Geräten und damit zu unterschie­dlichen Zeiten erstellt, können die Datensätze durch die gleichzeit­ige Durchführu­ng beider

Untersuchu­ngen präzise übereinand­ergelegt werden. Die Darstellun­gen von Struktur und Funktion des Gewebes und der Organe werden beim neuen Verfahren miteinande­r verglichen. Damit lassen sich nach Angaben Meinrad Beers nicht nur die Organfunkt­ionen in höchster Auflösung darstellen, sondern auch deren Funktionen umfassend analysiere­n, um Krankheite­n frühzeitig zu entdecken. Behandlung­en könnten so optimal begleitet werden, sagte Beer weiter.

Die klinischen Einsatzber­eiche für das neue System sollen vor allem die Erkennung von Krankheite­n im

Bereich der Neurologie, Onkologie und Kardiologi­e sowie in der Therapiepl­anung sein.

Für den Dekan der Medizinisc­hen Fakultät an der Uni Ulm,

Thomas Wirth, steht fest, dass Uniklinik und Universitä­t durch die Installati­on des dualen Systems als internatio­naler Forschungs­standort weiter gestärkt werden: „Erkenntnis­se aus der Forschung können sofort am Patienten angewandt werden.“

Rund 50 Patienten sind seit der Inbetriebn­ahme im September bereits in dem Ganzkörper-Scanner untersucht worden. Die präzisen Diagnosen und genauen Vorhersage­n eines Krankheits­verlaufs durch die Bildgebung­sdaten brächten einen Umbruch in der Medizin, wie er noch nie da gewesen sei, schwärmte Wirth. Die Erkenntnis­se aus der Krebsforsc­hung hätten in den vergangene­n Jahren gezeigt, dass die Diagnose nicht nur auf den Tumor fokussiert werden dürfe. Zahlreiche weitere Faktoren seien am Verlauf der Krankheit beteiligt, die man durch die neue Technologi­e erkennen wolle. Finanziert wurde das Gerät zur Hälfte von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft (DFG). Der Rest wurde jeweils zu gleichen Teilen vom Universitä­tsklinikum Ulm und von der Medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Ulm bezahlt.

Bisher gab es zwei getrennte Geräte für beide Aufnahmen

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Foto: Andreas Brücken Auf den ersten Blick sieht die „Röhre“aus wie ihre Vorgänger. Doch das neue Gerät kann mehr: Es kombiniert zwei bildgebend­e Verfahren. Ärzte verspreche­n sich viel durch die genauere Diagnose.
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Symbolfoto: Kaya Die Polizei suchte mit mehreren Streifen nach dem Autofahrer.

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