Uniklinik kämpft mit genaueren Diagnosen gegen Krebs
Eine neue Maschine kombiniert die bildgebenden Verfahren von Kernspintomograf und PET-Gerät. Verantwortliche sprechen von einem nie da gewesenen Umbruch
Ulm So segensreich die Einrichtung des Kernspintomografen sein mag: Jeder, der schon einmal in der „Röhre“liegen musste, weiß, dass die Enge und der Lärm sehr belastend sein können. Mit dem neuen Ganzkörper-Hybridgerät, das seit Kurzem im Universitätsklinikum Ulm eingesetzt wird, soll sich das verbessern.
Das Hochleistungsgerät arbeitet wesentlich leiser als andere Scanner und benötigt zudem weniger Zeit, wie Professor Dr. Udo X. Kaisers, der Vorstandsvorsitzende und Leiter der Klinik erklärt: „Besonders bei schwerkranken Patienten ist jede Minute wichtig.“Die Anschaffung eines solchen Systemes, für das die Uniklinik rund sechs Millionen Euro investierte, sei ein großer Erfolg für Universitätsmedizin in Ulm, sagte Kaisers weiter. Denn der eigentliche Fortschritt dieser Technik ist das moderne bildgebende Verfahren aus Magnetresonanztomografie (MRT) und der PositronenEmissions-Tomografie (PET), die eine simultane und genau Abbildung der Organfunktionen und Gewebestrukturen
in höchster Auflösung erlaubt.
Krankheiten wie Krebs könnten in Zukunft früher entdeckt oder Veränderungen an Tumoren besser dokumentiert und verfolgt werden, beschreibt Professor Dr. Meinrad Beer. Er ist der Ärztliche Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.
Wurden bisher beide Aufnahmen an getrennten Geräten und damit zu unterschiedlichen Zeiten erstellt, können die Datensätze durch die gleichzeitige Durchführung beider
Untersuchungen präzise übereinandergelegt werden. Die Darstellungen von Struktur und Funktion des Gewebes und der Organe werden beim neuen Verfahren miteinander verglichen. Damit lassen sich nach Angaben Meinrad Beers nicht nur die Organfunktionen in höchster Auflösung darstellen, sondern auch deren Funktionen umfassend analysieren, um Krankheiten frühzeitig zu entdecken. Behandlungen könnten so optimal begleitet werden, sagte Beer weiter.
Die klinischen Einsatzbereiche für das neue System sollen vor allem die Erkennung von Krankheiten im
Bereich der Neurologie, Onkologie und Kardiologie sowie in der Therapieplanung sein.
Für den Dekan der Medizinischen Fakultät an der Uni Ulm,
Thomas Wirth, steht fest, dass Uniklinik und Universität durch die Installation des dualen Systems als internationaler Forschungsstandort weiter gestärkt werden: „Erkenntnisse aus der Forschung können sofort am Patienten angewandt werden.“
Rund 50 Patienten sind seit der Inbetriebnahme im September bereits in dem Ganzkörper-Scanner untersucht worden. Die präzisen Diagnosen und genauen Vorhersagen eines Krankheitsverlaufs durch die Bildgebungsdaten brächten einen Umbruch in der Medizin, wie er noch nie da gewesen sei, schwärmte Wirth. Die Erkenntnisse aus der Krebsforschung hätten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Diagnose nicht nur auf den Tumor fokussiert werden dürfe. Zahlreiche weitere Faktoren seien am Verlauf der Krankheit beteiligt, die man durch die neue Technologie erkennen wolle. Finanziert wurde das Gerät zur Hälfte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Rest wurde jeweils zu gleichen Teilen vom Universitätsklinikum Ulm und von der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm bezahlt.
Bisher gab es zwei getrennte Geräte für beide Aufnahmen