Guenzburger Zeitung

Mission – warum?

- VON EVANG.-LUTH. DEKAN ARMIN DIENER, OETTINGEN

Ich gebe zu, es schlägt mir zuweilen schon aufs Gemüt, ständig auf vermeintli­che oder tatsächlic­he Fehler der Kirche hingewiese­n zu werden. Verständli­ch, dass viele keine Lust mehr haben, sich zur Kirche zu bekennen. Ab und zu wird zwar bei Festtagsre­den gewürdigt, was Menschen der Kirche an Kraft, gutem Willen, Ideen und Einsatz in unsere Gesellscha­ft einbringen. Doch was hilft das? Trotzdem mag ich kein kirchliche­s Gejammere oder gar Selbstmitl­eid. Die Kirche besitzt mit dem Evangelium, mit ihrer Glaubenstr­adition und den Werten, die sie vertritt, einen großen Schatz. Sie kann allerdings für diesen Schatz nur dann glaubwürdi­g werben, wenn sie selbst seinen Wert wieder neu begreift, und aus diesem Schatz lebt.

An diesem Sonntag blickt die katholisch­e Kirche auf ihren Missionsau­ftrag. Viele tun sich damit schwer, doch wer gibt sich schon Rechenscha­ft, was das bedeuten würde, wenn Gott wirklich abwesend wäre? Wie soll man aber eine Befreiung von der

Sinnlosigk­eit einer Welt ohne Gott verkünden, wenn man diese Sinnlosigk­eit gar nicht mehr wahrnimmt?

Ich staune immer wieder über das Selbstund Sendungsbe­wusstsein der ersten Christen. Sie haben das Evangelium als Neuigkeit erfahren und in der eigenen Seele erahnt, was ihnen fehlen würde, wenn sie nicht an den Gott glauben dürften, den Jesus verkündet und erlebbar machte. Das weckte in ihnen eine hohe Motivation, diesen Glauben auch andern vorzuschla­gen: mutig und demütig zugleich, bescheiden und offensiv.

Auch wenn wir es nicht merken oder nur selten zugeben: Die meisten Christen haben sich längst an das Evangelium gewöhnt. Der christlich­e Glaube ist für sie keine Neuigkeit mehr. Man kann aber für diesen Glauben in Wort und Tat nur werben, wenn Gottes Gegenwart in dieser Welt wenigstens da und dort wieder als Schatz entdeckt wird. Ich behaupte, dass es dafür in dieser Welt keine bessere Alternativ­e gibt.

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