Guenzburger Zeitung

Dämmen Sie sich gesund!

Das Dämmen mit nachwachse­nden Rohstoffen wird immer beliebter

- VON ANDREI LEPORDA

Die Energiepre­ise steigen und das Thema Wärmedämmu­ng ist aktueller denn je. An vielen Hausfassad­en klebt eine Dämmung aus Styroporpl­atten: Diese bestehen aus Erdöl, ziehen Schimmel an und enden als Sondermüll. Dabei gibt es längst ökologisch­e Alternativ­en. Immer mehr Hausbesitz­er und Bauherren setzen auf Naturdämms­toffe.

Dieser Trend ist jedoch nichts Neues. Dämmstoffe aus nachwachse­nden Rohstoffen kommen seit Jahrhunder­ten zum Einsatz und bieten ebenso günstige Dämmeigens­chaften wie beispielsw­eise Styropor, sind aber dafür ressourcen­schonend und klimaneutr­al. Denn die Herstellun­g von Holzfasern, Flachs & Co. verbraucht weit weniger Energie als die herkömmlic­hen Dämmstoffe. Und dank sehr guter feuchtigke­itsregulie­render Eigenschaf­ten verbessern Naturdämms­toffe das Raumklima. Dabei kommen sie ohne Chemie und Schadstoff­e aus und wirken auf natürliche Weise gegen Schimmel- und Insektenbe­fall.

Etwa 30 bis 40 Prozent des Energiever­brauchs in Europa entfallen auf die Bereitstel­lung von Heizungsun­d Warmwasser. Will man die gesetzten Ziele zur Reduzierun­g des CO2-Ausstoßes erreichen, kommen beim Neubau und der Sanierung verschiede­ne Techniken zum

Einsatz. Ein wichtiges Mittel ist die Dämmung von Gebäuden, gleich ob man sich für einen Neubau oder für eine Sanierung von bestehende­n Gebäuden entscheide­t.

Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff Dämmung den Schutz vor Kälte, also der winterlich­e Wärmeschut­z. Aber die Dämmung kann noch mehr: Schutz vor Überhitzun­g im Sommer, vor Feuchte oder Schall. Zudem müssen die Anforderun­gen an den Brandschut­z erfüllt werden. Vielen ist das

Thema Wohngesund­heit wichtig. Sie wünschen sich Baustoffe, die frei von Schadstoff­en sind und keine Allergien auslösen.

Der Mensch nutzt schon seit der Bronzezeit Stroh- und Schilfdäch­er und verwendete dabei das Prinzip der ruhenden Luftschich­ten, welches heute beispielsw­eise in Reetdächer­n, aber auch in Hohlkammer­ziegeln umgesetzt wird. Aus der gleichen Zeit kennt man lehmbeworf­ene Flechtwänd­e, bei denen die Zwischenrä­ume mit trockenem Gras befüllt wurden. Dies entspricht dem heutigen zweischali­gen Mauerwerk mit Kerndämmun­g.

Mittlerwei­le gibt es am Markt eine Fülle von Dämmproduk­ten, die aus nachwachse­nden Rohstoffen bestehen: Flachs, Hanf, Schafwolle, Schilfrohr, Strohballe­n, Gras, Holzwolle und Holzfaserp­latten, Kork, Zellulose und noch einige mehr. Einige dieser Stoffe kommen in der Natur nicht flächendec­kend vor und sind somit nicht für die Massenanwe­ndung geeignet. Hierzu zählen zum Beispiel Kork oder Schilfrohr. Andere Stoffe, beispielsw­eise Schafwolle oder Zellulose aus der Papierprod­uktion (alte Zeitungen), sind praktisch Reststoffe, die nicht extra angebaut werden müssen.

Vorteile von Naturdämmu­ng

Werden diese Stoffe noch regional verarbeite­t und vertrieben, weisen sie eine deutlich bessere Energiebil­anz auf als die konvention­ellen Dämmmateri­alien aus Mineralwol­le oder Polystyrol. Hier müssen teilweise beträchtli­che Energiemen­gen aufgebrach­t werden, um die Materialie­n überhaupt zu erzeugen.

Der Verbrauche­r entscheide­t und leistet mit der Wahl von natürliche­n Dämmstoffe­n einen wichtigen Beitrag zu Umweltschu­tz und Wohngesund­heit:

● Sie haben eine gute Ökobilanz und sind ressourcen­schonend.

● Viele Naturdämms­toffe stammen aus heimischer Land- und Forstwirts­chaft. Lange und umweltbela­stende Transportw­ege werden vermieden.

● Sie sind schadstoff­frei und schaffen ein angenehmes Wohnklima.

● Sie gleichen Schwankung­en von Temperatur und Luftfeucht­igkeit meist besser aus als mineralisc­he Dämmstoffe.

● Sie bieten neben Wärmeschut­z hervorrage­nden Hitzeschut­z sowie sehr gute schalldämp­fende Eigenschaf­ten.

● Leichte Entsorgung am Ende der Lebensdaue­r.

Architekte­n, Energieber­ater sowie auch das Fachhandwe­rk können anhand verschiede­ner Kenngrößen leicht beurteilen, ob ein Material die gesetzlich­en Vorgaben und individuel­len Kundenwüns­che in Sachen zum Wärme-, Schall- oder auch Brandschut­z erfüllt.

Wer nicht nur auf den Preis schaut, in einem gesunden Wohnumfeld leben will und dabei etwas für die regionale Wirtschaft und die Umwelt tun möchte, sollte beim Bauen und Sanieren Dämmmateri­alien aus nachwachse­nden Rohstoffen wählen. Weitere Infos

Handwerker aus der Region, die kompetent beraten und Kunden bei ihrem Vorhaben unterstütz­en, findet man in der Betriebsda­tenbank des Klimaschut­znetzwerke­s der Handwerksk­ammer für Schwaben im Internet unter www.klimaschut­z-hwkschwabe­n.de.

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 ?? Fotos (2): Ingo Bartussek, stock.adobe.com ?? Ein Haus zu dämmen, ist mit vielerlei Materialie­n möglich. Besonders nachwachse­nde Rohstoffe liegen derzeit im Trend.
Fotos (2): Ingo Bartussek, stock.adobe.com Ein Haus zu dämmen, ist mit vielerlei Materialie­n möglich. Besonders nachwachse­nde Rohstoffe liegen derzeit im Trend.

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