Guenzburger Zeitung

Adler schickt sündteure SMS

Tier verprasst Budget für Forschungs­projekt im Flug

- VON ANDREAS FREI

Hätten die Russen mal besser auf Mutti gehört. Weil mit Mutti war das so: Telefonier­te man zu Bundespost-Zeiten fünf Minuten in den Nachbar-Stadtteil, stand sie im Türrahmen, mit dem mahnenden Finger auf die Uhr tippend. Könnte ja teuer werden. Dann begann die Handy-Ära, und rief man vom Gardasee aus an, brach sie nach zwei Minuten fürsorglic­h das Gespräch ab: „Wird doch zu teuer für dich.“Und heute? Glaubt jeder, dass alles nix extra kostet, weil es in der EU ja keine Roaming-Gebühren mehr gibt. Aber was heißt das schon für Russland, erst recht für den Iran? Und wenn sich das schon unserer

Kenntnis entzieht, wie soll das dann ein Adler-Weibchen wissen? Aber der Reihe nach. Russische Forscher wollten wissen, wo sich heimische Adler denn so rumtreiben. Also statteten sie 13 Vögel mit GPS-Sendern aus. Die wiederum sollten die Standorte der Tiere per SMS an die Wissenscha­ftler schicken. Blöd nur, dass eine Adler-Dame nach Kasachstan flog und vier Monate in einer Gegend

ohne Mobilfunkn­etz blieb. Es kam also zu einem, na ja, bedenklich­en SMS-Stau.

Dann steuerte Madame Adler den Iran an. Siehe da, dort gab es zwar wieder ein HandyNetz. Aber aus russischer Sicht verdammt hohe Roaming-Gebühren. Und Sie erinnern sich: der SMSStau... Der Sender haute eine alte Nachricht nach der anderen raus. Am Ende fielen Kosten von umgerechne­t mehreren hundert Euro an.

Und jetzt? Ist das gesamte Budget der Studie aufgebrauc­ht, klagt Ornitholog­in Elena Schneider. Wie gesagt: Hätte sie – oder vielmehr: ihr sorgloses Adler-Weibchen – mal besser auf Mutti gehört.

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Foto: dpa

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