Adler schickt sündteure SMS
Tier verprasst Budget für Forschungsprojekt im Flug
Hätten die Russen mal besser auf Mutti gehört. Weil mit Mutti war das so: Telefonierte man zu Bundespost-Zeiten fünf Minuten in den Nachbar-Stadtteil, stand sie im Türrahmen, mit dem mahnenden Finger auf die Uhr tippend. Könnte ja teuer werden. Dann begann die Handy-Ära, und rief man vom Gardasee aus an, brach sie nach zwei Minuten fürsorglich das Gespräch ab: „Wird doch zu teuer für dich.“Und heute? Glaubt jeder, dass alles nix extra kostet, weil es in der EU ja keine Roaming-Gebühren mehr gibt. Aber was heißt das schon für Russland, erst recht für den Iran? Und wenn sich das schon unserer
Kenntnis entzieht, wie soll das dann ein Adler-Weibchen wissen? Aber der Reihe nach. Russische Forscher wollten wissen, wo sich heimische Adler denn so rumtreiben. Also statteten sie 13 Vögel mit GPS-Sendern aus. Die wiederum sollten die Standorte der Tiere per SMS an die Wissenschaftler schicken. Blöd nur, dass eine Adler-Dame nach Kasachstan flog und vier Monate in einer Gegend
ohne Mobilfunknetz blieb. Es kam also zu einem, na ja, bedenklichen SMS-Stau.
Dann steuerte Madame Adler den Iran an. Siehe da, dort gab es zwar wieder ein HandyNetz. Aber aus russischer Sicht verdammt hohe Roaming-Gebühren. Und Sie erinnern sich: der SMSStau... Der Sender haute eine alte Nachricht nach der anderen raus. Am Ende fielen Kosten von umgerechnet mehreren hundert Euro an.
Und jetzt? Ist das gesamte Budget der Studie aufgebraucht, klagt Ornithologin Elena Schneider. Wie gesagt: Hätte sie – oder vielmehr: ihr sorgloses Adler-Weibchen – mal besser auf Mutti gehört.