Phantom und Patriarch
Anton Schlecker baute ein Imperium auf – und verschuldete seinen Niedergang. Das war nicht die einzige Krise, die er durchlebte
Quasi aus dem Nichts hat Anton Schlecker eine Drogeriekette mit gewaltigen Ausmaßen aufgebaut. Bis das Imperium in Trümmern lag, Schlecker selbst pleite war und tausende Mitarbeiter auf der Straße standen, hatte kaum jemand je das Gesicht des Gründers gesehen. Ausnahme war 1999 der Prozess gegen die Männer, die gut zehn Jahre zuvor seine Kinder entführt hatten. Am heutigen Montag wird Anton Schlecker 75 Jahre alt. Längst lebt er wieder gut verborgen in Ehingen am Rande der Schwäbischen Alb.
Das Gefängnis blieb Schlecker erspart. Die Richter befanden, er habe vor knapp zwei Jahren im Wissen um die bevorstehende Insolvenz Geld zur Seite geschafft. Aber anders als seine Kinder Lars und Meike, die das Landgericht Stuttgart ins Gefängnis schickte, kam Schlecker mit einer Bewährungsstrafe davon.
Schlecker hatte seine Firma als eingetragener Kaufmann und nicht etwa als GmbH betrieben. So konnte er viele Geheimnisse um seine Geschäfte machen, haftete aber auch persönlich mit seinem Vermögen – völlig unüblich bei einer Firma dieser Größenordnung. Arndt Geiwitz, der als Insolvenzverwalter bis heute mit ehemaligen Lieferanten um einen dreistelligen Millionenbetrag streitet, sagt, die Familie habe sich selbst nicht bereichert. „Schleckers größtes Problem war die Beratungsresistenz“, so Geiwitz. Er sei ein ruhiger, völlig unarroganter Mensch.
Aber er habe immer geglaubt, alles allein am besten zu wissen. Per Fax hätten die Filialen Waren bestellt, das Controlling sei hanebüchen gewesen. Alles um zu sparen – mit total gegenteiligem Effekt.