Gottesdienst bald vor der Kirchentür?
Was der Diözesanrat der Katholiken besprach
Augsburg Die katholische Kirche in Deutschland wird sich bald stark verändern, will sie noch morgen die Menschen ansprechen. Das sagt nicht eine aufmüpfige Reformgruppe, sondern der Leiter der katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral, Hubertus Schönemann. „Wir erleben eine Zeit der beschleunigten Modernisierung und die Rahmenbedingungen für das Wirken der Kirche haben sich erheblich verschoben“, erklärte er am Samstag bei der Herbstvollversammlung des Augsburger Diözesanrats der Katholiken. Es werde „ganz neue Leitungsmodelle“geben, die Zahl ihrer Mitglieder nehme konstant ab und die Kirche werde an Orte gehen, wo sie bisher niemand vermutete.
Diözesanadministrator Bertram Meier sagte: „Die geistliche Erneuerung der Kirche ist keine Restauration.“Der Weg der Kirche, die Christus ernst nimmt, „geht nicht zurück, sondern stets nach vorn“. Den synodalen Weg, den die deutschen Katholiken nach den Erschütterungen der Missbrauchsfälle einschlagen wollen, nannte Meier „alternativlos“. Allerdings sollten auf den Weg die verschiedensten Richtungen im Katholizismus mitgenommen werden im wechselseitigen Anhören, „bei dem jeder etwas zu lernen hat“.
Schönemann kündigte schon bald spürbare Einschnitte an. Es gelte Abschied zu nehmen von der Vollversorgung und der flächendeckenden Präsenz. Die Erwartung, der Pfarrer werde den Laden schon schmeißen, „funktioniert nicht mehr“– schon weil es immer weniger Priester gibt. Kirchliches Leben werde sich auf viele kleine Gemeinschaften innerhalb einer womöglich riesigen Großpfarrei stützen. Ohne Geburtswehen wird eine solche geistliche Erneuerung jedoch nicht ablaufen. Vor Ort sei man oft noch sehr abhängig vom Pfarrer und seinen Vorlieben, beklagten Mitglieder des Diözesanrats. Eine Großpfarrei mit zehntausenden Mitgliedern sei „ein Wahnsinn“.
Erste Schritte gibt es auch im Bistum Augsburg: Diakon Jürgen Zapf aus Großaitingen warb dafür, als Seelsorger die Menschen wieder mehr zu Hause aufzusuchen. Mechtild Enzinger aus dem bischöflichen Seelsorgeamt forderte, Gottesdienst sollte auch vor der Kirchentür stattfinden.