Guenzburger Zeitung

Götze und die Geister der Vergangenh­eit

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Es gab schon Revierderb­ys, die mehr Geschichte­n lieferten als die Nullnummer zwischen Schalke und dem BVB an diesem Wochenende. Und wenn es sportlich wenig zu berichten gibt, richten sich die Augen verstärkt auf das Geschehen abseits des Platzes. Dort bestimmt ein Name das Geschehen: Götze.

Der Ex-Nationalsp­ieler gehörte am Samstag zu den besseren Borussen, wurde aber – Unverständ­nis Nummer eins – nach knapp einer Stunde ausgewechs­elt. Danach wurde bekannt, dass – Unverständ­nis Nummer zwei – Götze noch während des Spiels das Stadion verlassen hatte. Was bei den meisten anderen Spielern kaum mehr als eine Randnotiz gewesen wäre, geriet bei Götze, dem Nationalhe­ld-Held a. D., noch in der Minute seiner Auswechslu­ng zum Aufreger.

Auf Twítter, dem Dauer-Empörungs-Medium, wurde daraufhin gefrotzelt, dass Götze damit seinen Abschied vom BVB vorantreib­en wolle, dass er noch einen Fototermin mit seiner Frau für einen Unterwäsch­e-Hersteller habe und so weiter. Trainer Favre wiederum demontiere mit der Auswechslu­ng seinen Spieler. Der BVB sah sich wenige Minuten nach Spielende dazu genötigt, klarzustel­len, was der Grund für die Auswechslu­ng war: eine Handverlet­zung Götzes, erlitten nach rund zehn Minuten Spielzeit. Wegen dieser sei der 27-Jährige auch zur ärztlichen Untersuchu­ng gebracht worden. Sportlich gab es Entwarnung: gebrochen sei wohl nichts.

Die neueste Episode der GötzeSaga

beweist aber: Alles rund um den 27-Jährigen taugt im Zweifelsfa­ll zum Aufreger. Vor allem dann, wenn Götze – wie es derzeit mal wieder der Fall ist – bei seinem Trainer nicht die erste Wahl ist. Passend dazu war der Profi mit hängendem Kopf vom Feld geschlurft, Blickkonta­kt mit Trainer Favre hatte es keinen gegeben. Sofort werden die Parallelen zu dem Spieler gezogen, der Götze einmal war. Ein Teenie, der sich mit spielerisc­her Leichtigke­it durch die Abwehrreih­en tankte. Dem alles zu glücken schien. Der selbstvers­tändlich auch den Ball im WM-Finale versenkte. Im Herbst 2019 scheint von dieser Leichtigke­it nicht mehr viel übrig. Was bleibt, ist die Aufgeregth­eit rund um Götze, der permanente Vergleich mit früheren Zeiten.

Im Sommer läuft Götzes Vertrag beim BVB aus. Ob es für ihn in Dortmund weitergeht? Unsicher. Bei einem anderen Verein wären die Geister der Vergangenh­eit weniger zahlreich als beim BVB.

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Foto: Witters Die Hand bandagiert, den Blick gesenkt: Mario Götze.
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