Götze und die Geister der Vergangenheit
Es gab schon Revierderbys, die mehr Geschichten lieferten als die Nullnummer zwischen Schalke und dem BVB an diesem Wochenende. Und wenn es sportlich wenig zu berichten gibt, richten sich die Augen verstärkt auf das Geschehen abseits des Platzes. Dort bestimmt ein Name das Geschehen: Götze.
Der Ex-Nationalspieler gehörte am Samstag zu den besseren Borussen, wurde aber – Unverständnis Nummer eins – nach knapp einer Stunde ausgewechselt. Danach wurde bekannt, dass – Unverständnis Nummer zwei – Götze noch während des Spiels das Stadion verlassen hatte. Was bei den meisten anderen Spielern kaum mehr als eine Randnotiz gewesen wäre, geriet bei Götze, dem Nationalheld-Held a. D., noch in der Minute seiner Auswechslung zum Aufreger.
Auf Twítter, dem Dauer-Empörungs-Medium, wurde daraufhin gefrotzelt, dass Götze damit seinen Abschied vom BVB vorantreiben wolle, dass er noch einen Fototermin mit seiner Frau für einen Unterwäsche-Hersteller habe und so weiter. Trainer Favre wiederum demontiere mit der Auswechslung seinen Spieler. Der BVB sah sich wenige Minuten nach Spielende dazu genötigt, klarzustellen, was der Grund für die Auswechslung war: eine Handverletzung Götzes, erlitten nach rund zehn Minuten Spielzeit. Wegen dieser sei der 27-Jährige auch zur ärztlichen Untersuchung gebracht worden. Sportlich gab es Entwarnung: gebrochen sei wohl nichts.
Die neueste Episode der GötzeSaga
beweist aber: Alles rund um den 27-Jährigen taugt im Zweifelsfall zum Aufreger. Vor allem dann, wenn Götze – wie es derzeit mal wieder der Fall ist – bei seinem Trainer nicht die erste Wahl ist. Passend dazu war der Profi mit hängendem Kopf vom Feld geschlurft, Blickkontakt mit Trainer Favre hatte es keinen gegeben. Sofort werden die Parallelen zu dem Spieler gezogen, der Götze einmal war. Ein Teenie, der sich mit spielerischer Leichtigkeit durch die Abwehrreihen tankte. Dem alles zu glücken schien. Der selbstverständlich auch den Ball im WM-Finale versenkte. Im Herbst 2019 scheint von dieser Leichtigkeit nicht mehr viel übrig. Was bleibt, ist die Aufgeregtheit rund um Götze, der permanente Vergleich mit früheren Zeiten.
Im Sommer läuft Götzes Vertrag beim BVB aus. Ob es für ihn in Dortmund weitergeht? Unsicher. Bei einem anderen Verein wären die Geister der Vergangenheit weniger zahlreich als beim BVB.