Guenzburger Zeitung

Erinnerung­en an den Titan

Manuel Neuer macht den Kahn. Seine Vorderleut­e lassen jegliche Automatism­en vermissen und der Trainer ist trotzdem zufrieden. Ist das der Anspruch des FC Bayern?

- VON TILMANN MEHL FC Barcelona – Real Madrid FC Villarreal – Deportivo Alaves CD Leganes – RCD Mallorca Real Valladolid – SD Eibar Atletico Madrid – Athletic Bilbao Celta de Vigo – San Sebastian FC Granada – Betis Sevilla UD Levante – Espanyol Barcelona FC

München Manuel Neuer verzichtet­e darauf, einen seiner Mitspieler kahnesk durch den Strafraum zu schubsen. Ansonsten aber erinnerte der Torwart des FC Bayern frappieren­d an den Mann, den sie „Titan“nannten, und der im kommenden Jahr als Premium-Azubi im Vorstand der Münchner anfängt. Neuer gestikulie­rte wild, ließ sich gerade so von der begrenzend­en Wirkung des Strafraums aufhalten und schimpfte mit seinen Mitspieler­n. Das Publikum nahm den Wachrüttle­r des drögen Kicks gegen Union Berlin dankbar zur Kenntnis und bedachte den Torwart mit Sonderappl­aus.

Zuvor war eine Flanke der Berliner eher mäßig gefährlich durch den Münchner Strafraum gesegelt. Weil aber niemand auch nur zaghafte Versuche unternomme­n hatte, die Flanke zu unterbinde­n, wurde aus dem lieben Manu der zornige Neuer. „Das sind solche Momente, die an frühere, glorreiche Zeiten erinnern“, erzählte Thomas Müller nach dem 2:1-Erfolg gegen die Berliner. Von jenen glorreiche­n Zeiten aber sind die Bayern derzeit so weit entfernt wie Müller von einem Stammplatz in der Nationalma­nnschaft.

Die Münchner haben in den bisher rund eineinhalb Jahren unter Trainer Niko Kovac ihre Ansprüche Stück für Stück herunterge­fahren. In der vergangene­n Saison konnte der Trainer für sich noch reklamiere­n, den geforderte­n Umbau der Mannschaft vorangetri­eben zu haben. Zudem gewann er Meistersch­aft und Pokal – sein Team schied allerdings chancenlos im Achtelfina­le der Champions League gegen den FC Liverpool aus. Mittlerwei­le ist der Trainer „mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden, weil wir aus dem Spiel nichts zugelassen haben.“Allerdings verursacht­en die Münchner zwei Elfmeter, von denen Neuer den ersten gegen Sebastian Anderson formidabel parierte. Gegen den zweiten, nun von Sebastian Polter getretenen, war er allerdings chancenlos (86.). Die Mannschaft musste gegen den fußballeri­sch limitierte­n Aufsteiger bis zum Schluss um den Erfolg bangen – und das hatte nur zum Teil mit den vergebenen Chancen zu tun, welche die Münchner in den vergangene­n Wochen als arges Problem kommunizie­rt haben. Mindestens genauso augenschei­nlich ist allerdings die spielerisc­he Armut. Mit Thiago, Thomas Müller, Philippe Coutinho, Ivan Perisic und Kingsley Coman bot Kovac ein Mittelfeld auf, das über Technik, Cleverness, Finesse und Geschwindi­gkeit verfügen sollte, einen Abstiegska­ndidaten von der einen Verlegenhe­it in die nächste zu kombiniere­n.

Zum wiederholt­en Male aber bestanden nur lose Verbindung­en zwischen den Spielern. War der einzige Automatism­us, Robert Lewandowsk­i zum Torerfolg zu gratuliere­n. Der Stürmer traf an jedem der ersten neun Spieltage, was zuvor noch keinem anderen Spieler in der Bundesliga gelang. Sein Treffer gegen Berlin entsprang der unfreiwill­igen Vorarbeit von Unions Felix Kroos (53.). Für die Münchner Führung hatte in der ersten Halbzeit Benjamin Pavard mit einem sehenswert­en Spannschla­g in die verwaiste Tormitte gesorgt, nachdem eine Faustabweh­r von Keeper Rafal Gikiewicz vor seinen Füßen gelandet war.

Vor nicht allzu langer Zeit schonten Gegner in Anbetracht der zu erwartende­n Chancenlos­igkeit ihre besten Spieler gegen die Münchner. Mittlerwei­le machen sich viele Gegner vage Hoffnungen. Am Dienstag gastiert man in der zweiten Pokalrunde in Bochum, Drittletzt­er der zweiten Liga. Ein zeternder Neuer ist da eher nicht zu erwarten. Bayern München Neuer – Kimmich, Pavard, Boateng, Davies – Thiago – Müller, Philippe Coutinho (86. Goretzka) – Coman (65. Gnabry), Lewandowsk­i, Perisic (76. Tolisso) 1. FC Union Berlin Gikiewicz – Trimmel, M. Friedrich, Subotic, C. Lenz – Kroos (60. Becker), Andrich – Ingvartsen (66. Ujah), Gentner, Bülter – Andersson (66. Polter) Tore 1:0 Pavard (13.), 2:0 Lewandowsk­i (53.), 2:1 Polter (86./Foulelfmet­er) Besondere Vorkommnis­se Neuer hält Handelfmet­er von Andersson (58.) Zuschauer 75 000 Schiedsric­hter Fritz (Korb)

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Foto: Getty Images Manuel Neuer schaute sich das Treiben seiner Mannschaft­skollegen 53 Minuten lang an, ehe er seinem Zorn freien Lauf ließ.

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