Guenzburger Zeitung

Der HSV feiert Schwaben-Party

Der Hamburger SV demütigt den VfB Stuttgart im Spitzenspi­el phasenweis­e. Bereits am Dienstag kommt es zum erneuten Aufeinande­rtreffen der beiden Mannschaft­en

- VON WOLFGANG STEPHAN

Hamburg „Oh, wie ist das schön“, sangen die freudetrun­kenen Fans schon zehn Minuten vor Schluss beim Stand von 5:2. Und tatsächlic­h hatten die 57000 im ausverkauf­ten Volksparks­tadion so etwas lange nicht gesehen: Einen voller Spielfreud­e sprühenden HSV, der am Ende die bedauernsw­erte Stuttgarte­r Abwehr regelrecht zerlegte, das wunderschö­ne 6:2 in der Schlussmin­ute durch Adrian Fein war das Sahnehäubc­hen an einem denkwürdig­en Nachmittag an der Elbe. Bereits morgen Abend stehen die Schwaben erneut als Gegner im DFB-Achtelfina­le (18.30 Uhr) im Volkspark.

Freilich: So schlecht wie das Ergebnis vermuten ließ, waren die Stuttgarte­r keineswegs. Es lief schlicht alles gegen sie. Beim Elfmeter zum 1:0 hatte Sonny Kittel Glück, dass VfB-Keeper Gregor Kobel das Spielgerät nur noch mit den Fingerspit­zen berühren konnte. Mit der Führung bekamen die Hamburger das Spiel in den Griff und konnten in der 24. Minute durch Bakery Jatta auf 2:0 erhöhen, der an diesem Nachmittag überragend­e Hamburger stibitzte im Mittelfeld seinem Gegenspiel­er den Ball und erzielte im Alleingang kaltschnäu­zig den zweiten Treffer. Die Fans jubelten aber nur bis zur 34. Minute, denn da pennte die HSVAbwehr bei einem Eckball, Nicolás Gonzáles erzielte per Kopf den Anschlusst­reffer. Doch noch bevor die Hamburger die Gelegenhei­t hatten, darüber nachzudenk­en, ob sie ins Schwimmen geraten könnten, startete Jatta einen perfekt vorgetrage­nen Konter mit einem Pass auf Christoph Moritz, der butterweic­h

Kittel erzielte mit dem Kopf seinen siebten Liga-Treffer.

Mit dem Startbefeh­l für den ExLauterer Moritz hatte Dieter Hecking nicht nur die Experten überrascht, auch der Spieler selbst war überrascht, als er am Freitagabe­nd beim Spiel der Regionalli­ga-Mannschaft den Trainer traf, der ihm auf der Tribüne die freudige Nachricht überbracht­e. „Einer meiner laufstärks­ten und intelligen­testen Spieler“, urteilte Hecking am Ende des Tages nach seinem gelungenen taktischen Coup.

Den Ex-Stuttgarte­r Martin Harflankte. nik hatte er ins Sturmzentr­um beordert, dafür musste Lukas Hinterseer auf die Bank, den freien Platz bekam Moritz, der gemeinsam mit Adrian Fein und Jeremy Dudziak einerseits das Bollwerk vor der Abwehr bildete und anderersei­ts für die Belebung der Offensive zu sorgen hatte. Der Plan ging voll auf.

Gleich nach der Pause war erneut Spektakel angesagt, denn in der 56. Minute verlängert­e Castro eine Kittel-Ecke ins eigene Tor: das 4:1.

Doch die Stuttgarte­r mochten sich so nicht abspeisen lassen. Die mitunter sorgenlose HSV-Abwehr geriet gleich dreimal in akute Gefahr, das 4:2 durch Wamangituk­a in der 63. Minute beunruhigt­e noch niemand, doch als Philipp Förster in der 68. Minute zum 4:3 zu treffen schien, war die Betroffenh­eit auf den Rängen und auf dem Rasen groß. Aber nicht lange, denn Schiedsric­hter Aytekin versagte den Stuttgarte­rn das Anschlusst­or, weil der Torschütze den Ball zunächst auf den am Körper anliegende­n Arm bekommen hatte. Damit war das vorzeitige Ende der HSV-Party verhindert, die Hamburger spielten weiterhin im Stil einer Auswärtsma­nnschaft – vor allem KonterFußb­all.

61 Prozent Ballbesitz hatten die Schwaben am Ende, doch getroffen haben die Hamburger: Harniks Treffer zum 5:2 in der 76. Minute war die Entscheidu­ng in diesem verrückten Fußballspi­el, dem Adrian Fein die Krone aufsetzte, als er in der Schlussmin­ute drei Stuttgarte­r im Strafraum wie Statisten aussehen ließ und den Ball ins Eck schlenzte.

„Wir kommen wieder und werden nicht die Fahne hissen“, sagte Stuttgarts-Trainer Tim Walter. Es klang aber nicht wie eine Drohung.

 ?? Foto: Witters ?? Torschütze Sonny Kittel (oben) freut sich mit seinen Mannschaft­skollegen über seinen Treffer zum 1:0. Da konnte er noch nicht wissen, dass die Hamburger am Schluss fünf weitere Tore bejubeln würden.
Foto: Witters Torschütze Sonny Kittel (oben) freut sich mit seinen Mannschaft­skollegen über seinen Treffer zum 1:0. Da konnte er noch nicht wissen, dass die Hamburger am Schluss fünf weitere Tore bejubeln würden.

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