Der HSV feiert Schwaben-Party
Der Hamburger SV demütigt den VfB Stuttgart im Spitzenspiel phasenweise. Bereits am Dienstag kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften
Hamburg „Oh, wie ist das schön“, sangen die freudetrunkenen Fans schon zehn Minuten vor Schluss beim Stand von 5:2. Und tatsächlich hatten die 57000 im ausverkauften Volksparkstadion so etwas lange nicht gesehen: Einen voller Spielfreude sprühenden HSV, der am Ende die bedauernswerte Stuttgarter Abwehr regelrecht zerlegte, das wunderschöne 6:2 in der Schlussminute durch Adrian Fein war das Sahnehäubchen an einem denkwürdigen Nachmittag an der Elbe. Bereits morgen Abend stehen die Schwaben erneut als Gegner im DFB-Achtelfinale (18.30 Uhr) im Volkspark.
Freilich: So schlecht wie das Ergebnis vermuten ließ, waren die Stuttgarter keineswegs. Es lief schlicht alles gegen sie. Beim Elfmeter zum 1:0 hatte Sonny Kittel Glück, dass VfB-Keeper Gregor Kobel das Spielgerät nur noch mit den Fingerspitzen berühren konnte. Mit der Führung bekamen die Hamburger das Spiel in den Griff und konnten in der 24. Minute durch Bakery Jatta auf 2:0 erhöhen, der an diesem Nachmittag überragende Hamburger stibitzte im Mittelfeld seinem Gegenspieler den Ball und erzielte im Alleingang kaltschnäuzig den zweiten Treffer. Die Fans jubelten aber nur bis zur 34. Minute, denn da pennte die HSVAbwehr bei einem Eckball, Nicolás Gonzáles erzielte per Kopf den Anschlusstreffer. Doch noch bevor die Hamburger die Gelegenheit hatten, darüber nachzudenken, ob sie ins Schwimmen geraten könnten, startete Jatta einen perfekt vorgetragenen Konter mit einem Pass auf Christoph Moritz, der butterweich
Kittel erzielte mit dem Kopf seinen siebten Liga-Treffer.
Mit dem Startbefehl für den ExLauterer Moritz hatte Dieter Hecking nicht nur die Experten überrascht, auch der Spieler selbst war überrascht, als er am Freitagabend beim Spiel der Regionalliga-Mannschaft den Trainer traf, der ihm auf der Tribüne die freudige Nachricht überbrachte. „Einer meiner laufstärksten und intelligentesten Spieler“, urteilte Hecking am Ende des Tages nach seinem gelungenen taktischen Coup.
Den Ex-Stuttgarter Martin Harflankte. nik hatte er ins Sturmzentrum beordert, dafür musste Lukas Hinterseer auf die Bank, den freien Platz bekam Moritz, der gemeinsam mit Adrian Fein und Jeremy Dudziak einerseits das Bollwerk vor der Abwehr bildete und andererseits für die Belebung der Offensive zu sorgen hatte. Der Plan ging voll auf.
Gleich nach der Pause war erneut Spektakel angesagt, denn in der 56. Minute verlängerte Castro eine Kittel-Ecke ins eigene Tor: das 4:1.
Doch die Stuttgarter mochten sich so nicht abspeisen lassen. Die mitunter sorgenlose HSV-Abwehr geriet gleich dreimal in akute Gefahr, das 4:2 durch Wamangituka in der 63. Minute beunruhigte noch niemand, doch als Philipp Förster in der 68. Minute zum 4:3 zu treffen schien, war die Betroffenheit auf den Rängen und auf dem Rasen groß. Aber nicht lange, denn Schiedsrichter Aytekin versagte den Stuttgartern das Anschlusstor, weil der Torschütze den Ball zunächst auf den am Körper anliegenden Arm bekommen hatte. Damit war das vorzeitige Ende der HSV-Party verhindert, die Hamburger spielten weiterhin im Stil einer Auswärtsmannschaft – vor allem KonterFußball.
61 Prozent Ballbesitz hatten die Schwaben am Ende, doch getroffen haben die Hamburger: Harniks Treffer zum 5:2 in der 76. Minute war die Entscheidung in diesem verrückten Fußballspiel, dem Adrian Fein die Krone aufsetzte, als er in der Schlussminute drei Stuttgarter im Strafraum wie Statisten aussehen ließ und den Ball ins Eck schlenzte.
„Wir kommen wieder und werden nicht die Fahne hissen“, sagte Stuttgarts-Trainer Tim Walter. Es klang aber nicht wie eine Drohung.