Aktion in Burgau: „Ohne Kirche ist auch doof“
Drei Gemeinden in der Stadt haben eine gemeinsame Initiative ins Leben gerufen
Burgau Was wäre, wenn es gar keine Kirche gäbe? Diese Frage haben sich Burgaus Stadtpfarrer Simon Stegmüller, Burgaus evangelischer Pfarrer Peter Gürth und Steffen Tom von der evangelisch-freikirchliche Gemeinde Burgau gestellt. Das wäre doch auch schlecht, oder? OKIAD, „Ohne Kirche ist auch doof“, wie ihre Initiative heißt, klingt vielleicht etwas verwegen, Tatsache aber ist: Für viele ist die Kirche heutzutage nicht mehr relevant. Hinkt sie der sich verändernden Gesellschaft hinterher?
Am letzten Sonntag im September hatten die drei Vertreter der Burgauer Kirchen auf dem Michaelimarkt inmitten der Markgrafenstadt direkt neben dem Marienbrunnen eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Grundgedanke ist: Altes neu zu begründen, über den Glauben nachzudenken – eine andere Generation glaubt anders – und miteinander ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss daran hatten an drei folgenden Sonntagen in allen drei Kirchen Gottesdienste mit jeweils gleichen Predigtthemen, sozusagen in jeder Tradition, jedoch mit demselben Inhalt, stattgefunden. Am gestrigen Sonntag fand in der Stadtlounge Burgau ein Treffen zu der Aktion statt. Knapp 20 Interessierte aus den drei Burgauer Kirchen waren gekommen.
„Die alten Modelle sind nicht unbedingt verkehrt, aber sie sind nicht mehr so spannend“, erklärte Steffen Tom. Vielmehr gehe es darum, aus alten Denkarten herauszugehen und die Sinnhaftigkeit neu zu begründen. Man sei in einer Zeit angekommen, in der dies gemeinsam geschehen könne. Sicherlich brauche jede Kirche ihren eigenen Schwerpunkt, aber: „Man kann zusammen auch einmal etwas Neues ausprobieren.“Pfarrer Peter Gürth sprach auf die Aktion beim Burgauer Michaelimarkt an, bei der man gemeinsam auf die Leute zugegangen sei: sinnvoll sein Leben unter den Segen Gottes zu stellen, sich auch auf das
Tun und die Denkweise anderer einzulassen und diese wertzuschätzen. Ruhig auch einmal eine andere Kirchengemeinde besuchen. „Sie werden merken, welche Fülle es an Formen des alltäglichen Christseins gibt“, so Pfarrer Gürth. „Näher beieinander sein“, nannte es Burgaus Stadtpfarrer Simon Stegmüller. Manches in der Kirche komme bei den Menschen nicht mehr richtig an und vieles werde auf das Thema Ethik reduziert. Dennoch sei die Kirche weder Spaßbremse noch Richter. Altes reflektieren und neu entdecken: Die Bibel zeige Geschichten über Menschen mit dem Leben mit Gott. Der Blick darauf verhelfe zu Neuorientierung, Motivation und Kraft. Immerhin finde in jeder der drei Burgauer Kirchen jeden Sonntag, wenn auch an einem anderen Ort, ein Gottesdienst statt und es gebe eine ganze Menge an Möglichkeiten, den christlichen Glauben zu feiern.
Wenn man in die eine Kirche gehe, wisse man eigentlich nicht allzu viel von den beiden anderen Kirchen in Burgau, meinte eine Besucherin. Warum nicht einmal einen Kirchenspaziergang machen oder vielleicht etwas Ähnliches, wie die ökumenische Nacht der Kirchen vor Kurzem in Günzburg, zu veranstalten, waren einige der Ideen dazu. Man sei für alles aufgeschlossen, auch für Ideen, die gerne etwas „verrückt“sein dürften, betonte Pfarrer Gürth. „Wir wissen, dass wir weitermachen. Wir haben eine Zeit, die reif dazu ist.“Und was die drei Burgauer Kirchen betrifft: „Wir werden zusammen im Himmel sowieso gemeinsam Gott feiern“, fügte der Pfarrer hinzu.