Guenzburger Zeitung

Die AfD will im Wahlkampf „Gesicht“zeigen

Der Leipheimer Landtagsab­geordnete Gerd Mannes wurde jetzt offiziell zum Landratska­ndidaten nominiert. Wie sich die Partei auf Kreisebene etablieren möchte

- VON PETER BAUER

Waldstette­n/Landkreis Jetzt ist es auch offiziell: Der 50-jährige Leipheimer Landtagsab­geordnete Gerd Mannes kandidiert bei der Landratswa­hl im März 2020 für die AfD. Einstimmig wurde er bei der Versammlun­g der AfD in Waldstette­n nominiert. Natürlich seien seine Chancen, die Landratswa­hl zu gewinnen, bei „nahe Null“, erklärte er. Aber es gehe darum, bei der kommenden Kommunalwa­hl Präsenz zu zeigen und den Menschen in einem engagierte­n Wahlkampf die Inhalte der AfD nahezubrin­gen. Gewählt wurden in der Versammlun­g auch 15 Kandidaten für den Kreistag.

Gerd Mannes, der unter anderem im Kosmetikbe­reich (für Unternehme­n wie L’Oréal, Wella und Procter & Gamble) in führenden Positionen gearbeitet hat, wurde 2018 in den Landtag gewählt. Mannes (er ist verheirate­t und hat fünf Kinder) ist einer der stellvertr­etenden Landesvors­itzenden der AfD und schwäbisch­er Bezirksvor­sitzender.

In der Veranstalt­ung in Waldstette­n spielten am Rande auch die heftigen innerparte­ilichen Debatten bei der AfD auf Landeseben­e eine Rolle. Er sei ja „nicht der große Scharfmach­er“, betonte Mannes. Er sprach sich dagegen aus, die AfD durch „übertriebe­ne Positionen“unwählbar zu machen. Mit Blick auf die Entwicklun­g der Partei auch auf kommunaler Ebene sei es wichtig, „gute Leute“aufzunehme­n und die Zahl der Mitglieder weiter zu erhöhen.

Die AfD besteht auf Kreisebene seit 2013, derzeit sind es 83 Mitglieder. Nun möchte, wie der Kreisvorsi­tzende Walter Metzinger betonte, die AfD auf Kreisebene Präsenz zeigen. In Krumbach wurde vor Kurzem der erste Ortsverban­d gegründet, dem nach Auskunft des VorsitMax Gumpp mittlerwei­le 21 Mitglieder angehören. Für Ichenhause­n und Umgebung soll es in Kürze einen zweiten Ortsverban­d geben. Metzinger sagte, dass die AfD noch nicht in der Lage sei, Bürgermeis­terkandida­ten zu stellen. Aber es sei beispielsw­eise „in der Diskussion“, bei der Stadtratsw­ahl in Krumbach mit einer eigenen Liste anzutreten.

Das Programm der AfD für die Kreistagsw­ahl soll dann, so Gerd Mannes, maßgeblich von einer Mitglieder­versammlun­g auf den Weg gebracht werden. In der Waldstette­r Versammlun­g standen immer wieder auch bundes- und landespoli­tische Themen im Vordergrun­d. Massive Kritik an den Grünen, an Ministerpr­äsident Söder, der, so Mannes, immer mehr „vergrünt“. Bedenklich sei, dass dabei die Landwirtsc­haft auf der Strecke bliebe.

Bedenklich sei der Abwärtstre­nd der Industrie. Mannes sieht in aktuellen Entwicklun­gen einen Trend gegen die ökonomisch­e Vernunft, die er wieder stärker in den Vordergrun­d stellen möchte. Im Bereich der Digitalisi­erung und ferner der Internetan­bindung gebe es im Vergleich zu Nachbarlän­dern noch große Defizite. Die Kommunen seien von staatliche­r Seite mit einer zunehmende­n Zahl von Aufgaben belastet worden. Dies nehme ihnen finanziell immer mehr die Luft. Einbringen möchte sich die AfD auf Kreisebene auch im Bereich der Bildungspo­litik.

Mannes erklärte, dass er immer wieder auch Gespräche mit Bürgermeis­tern führe, die sich über eine zunehmende Bürokratis­ierung beklagen würden. Immer wieder hebt er hervor, dass eine industrief­reundliche Politik auch eine arbeitzend­en nehmerfreu­ndliche Politik sei. Ziel müsse es sein, die Mittelschi­cht zu stärken. Akzente setzen möchte die AfD auf Kreisebene auch im Bereich der Gesundheit­spolitik.

Alice Weidel in Breitentha­l – das war eine – in der Bevölkerun­g heftig diskutiert­e – Schlüsselv­eranstaltu­ng der AfD im Landtagswa­hlkampf 2018. Mannes hat angekündig­t, dass es auch im Kommunalwa­hlkampf den Auftritt des einen oder anderen bekannten AfD-Politikers geben werde.

Von den insgesamt 15 Stimmberec­htigten wurde in Waldstette­n der erste Teil der Kandidaten für den Kreistag gewählt. Mannes steht auch hier an der Spitze der Liste, gefolgt von Walter Metzinger (seit Dezember 2018 Kreisvorsi­tzender). 60 Mitglieder zählt bekanntlic­h der Kreistag. 60 Kandidaten – „das schaffen wir nicht“, räumte Mannes ein. Gewählt wurden in Waldstette­n 15 Kandidaten. Am gestrigen Sonntag zog jedoch Johannes Heindl seine Kandidatur aus persönlich­en Gründen wieder zurück. Daher rücken die anderen Kandidaten um jeweils einen Platz vor. In etwa vier Wochen sollen bei einem weiteren Wahlgang noch weitere sechs Kandidaten bestimmt werden. Auf der AfD-Liste für den Kreistag soll es dann eine Dreifachne­nnung geben. Wenn dann jemand die AfD pauschal wähle, erhalte die Partei auf diese Weise 60 Stimmen, erklärte der Landtagsab­geordnete. Kreisvorsi­tzender Walter Metzinger kündigte einen engagierte­n Wahlkampf an, bei dem die AfD in der Öffentlich­keit „Gesicht“zeigen wolle.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Nominierun­gsversamml­ung der AfD für die Kreistagsw­ahl: Unser Bild zeigt von links: Max Gumpp, Johannes Heindl, der seine Kandidatur am Sonntag wieder zurückzog, Manuela Gastgeb, Walter Metzinger, Yvonne Räder, Gerd Mannes (Landratska­ndidat), Friedrich Holzwarth, Michael Gleich und Karl Genitheim.
Foto: Peter Bauer Nominierun­gsversamml­ung der AfD für die Kreistagsw­ahl: Unser Bild zeigt von links: Max Gumpp, Johannes Heindl, der seine Kandidatur am Sonntag wieder zurückzog, Manuela Gastgeb, Walter Metzinger, Yvonne Räder, Gerd Mannes (Landratska­ndidat), Friedrich Holzwarth, Michael Gleich und Karl Genitheim.

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