Cannabis aus Afrika
Der Kontinent will zum Weltmarktführer beim Hanf-Anbau werden. Doch altbekannte Probleme bremsen den Boom
Kapstadt Afrikanische Länder haben nach Ansicht von Experten gute Chancen, beim Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke eine führende Rolle auf dem Weltmarkt einzunehmen. Davon gehen Teilnehmer der Konferenz „CannaTech“in Kapstadt aus. Zu dem zweitägigen Treffen sind mehr als 500 Wissenschaftler, Unternehmer und Gründer der Cannabis-Industrie zu Beratungen zusammengekommen. „Afrika wird zum Weltzentrum der Cannabinoid-Produktion werden“, sagte am Montag der Anbauspezialist Jordan Curl von der israelischen Firma ICAN, die zu Cannabis forscht und investiert. Er geht davon aus, dass die Europäische Union einer der größten Absatzmärkte werden wird. „Dort gibt es eine Massennachfrage für CBD, aber es mangelt an Infrastruktur für den Anbau und das Extrahieren.“
Besonders im Süden des afrikanischen Kontinents sehen Fachleute die Voraussetzungen für den Hanfanbau gegeben: Ausreichend Landfläche, viele verfügbare Arbeitskräfte und ein ideales Klima für das Wachstum der Pflanzen. Afrika bietet zudem verhältnismäßig saubere Böden, eine geringe Luftverschmutzung und hochwertige Sorten von Cannabidiol (CBD) – dem Bestandteil weiblicher Hanfpflanzen, der sich nicht auf die Psyche, sondern unter anderem entzündungshemmend auswirkt und für den medizinischen Gebrauch infrage kommt.
Der Wert von in Afrika legal hergestellten Cannabisprodukten und zugehörigen Waren wird nach Schätzung des britischen Marktforschungsunternehmens Prohibition Partners im Jahr 2023 bei 7,1 Milliarden US-Dollar (rund 6,4 Mrd Euro) liegen. Vor allem Südafrika will mit seinen Nachbarstaaten Lesotho und Simbabwe den Kontinent auf dem globalen Markt anführen. Das Land am Kap gibt seit kurzem Lizenzen für den Anbau und Export medizinisch genutzten Cannabis’ heraus. Weitere Länder wie Swasiland, Uganda und Malawi prüfen eine mögliche Legalisierung für den medizinischen Gebrauch.
Cannabis habe das Potenzial für eine „echte grüne Revolution“in Afrika, meint auch der Arzt Daniel Tumwine, der Ugandas Regierung bei der Legalisierung unterstützt. Der Hanfanbau habe eine reiche, jahrhundertealte Geschichte in Afrika, auch wenn dies oft geleugnet werde. Auch zahlreiche Unternehmen aus Europa, Kanada und Israel reisten zur „CannaTech“, um dort auszustellen und Chancen in Afrika auszuloten. „Wir sehen hier definitiv ein gewaltiges Potenzial“, sagte der Inhaber des niederländischen Herstellers Agratechniek, Jan Appelman.
Trotz optimistischer Prognosen gibt es auch etliche Hürden: Der Status von medizinisch genutztem Cannabis ist von Land zu Land unterschiedlich, in manchen ist die Gesetzgebung unklar. Und es gibt den Experten zufolge das alte Problem der mangelnden Infrastruktur in Afrika. Politik und Privatsektor müssten zudem stärker zusammenarbeiten, um einen effektiven Regulierungsrahmen zu schaffen. Aber die Regierungen hätten begriffen, dass der Markt auf lokaler Ebene Arbeitsplätze verspricht.