Guenzburger Zeitung

Alte Salons, neuer Glanz

Bier Familie Wagner kaufte einst die Münchner Augustiner-Brauerei. Aus ihren früheren Wohnräumen wurde ein Restaurant

- VON STEPHANIE SARTOR

München Der Bayer und sein Bier, die gehören zusammen wie, sagen wir, der Radi und das Brotzeitbr­ettl, wie der Ludwig und Neuschwans­tein. Und wohl nirgendwo sonst spürt man das so sehr wie in München mit all seinen stolzen Brauereien, den schattigen Biergärten und zünftigen Wiesn-Zelten. Das Bier und München – schon seit dem Mittelalte­r gibt es diese besondere Verbindung. Ab 1294 siedelten sich die Augustiner­mönche vor den Toren der Stadt an, 1328 begannen sie mit dem Bierbrauen in ihrem Kloster – es war die Geburtsstu­nde der ältesten Brauerei Münchens.

Die Augustiner­mönche belieferte­n die Wittelsbac­her Herzöge lange mit Bier, bis die sich ab 1589 von ihrem eigenen Brauhaus – dem neu gegründete­n Hofbräuhau­s – versorgen ließen. 1803 übernahm der Staat das Augustiner­kloster, die Brauerei wurde privatisie­rt und 1817 an die Neuhauser Straße verlegt. Und genau dort, im sogenannte­n Stammhaus der Augustiner-Brauerei, gibt es seit kurzem etwas ganz Besonderes.

Drei Jahre lang wurden die historisch­en Salons in der ersten Etage renoviert – nun sind die Arbeiten abgeschlos­sen. Es handelt sich dabei um die ehemaligen Wohnräume der Familie Wagner, die 1829 die Augustiner-Brauerei gekauft hatte. Um die Jahrhunder­twende hatte der berühmte Münchner Architekt Emanuel von Seidl die Räume neu gestaltet. Doch in den vergangene­n Jahren hatte der Glanz von einst einer sehr nüchternen Nutzung weichen müssen – in den Salons waren Büros untergebra­cht. Damit ist jetzt Schluss. Die frühere Pracht hat wieder die Oberhand. Künftig wird dort fein getafelt.

Sechs Räume gibt es, die entweder für private Feiern gemietet werden können oder in denen à la carte gespeist werden kann. Im Roten Salon hängen alte Fotos aus dem Wagner’schen Familienal­bum an den Wänden, im ehemaligen Esszimmer der Familie gibt es einen handgearbe­iteten Murano-Leuchter, im Musik-Salon ist noch das historisch­e

Fischgrätp­arkett zu sehen. Eine Besonderhe­it ist auch das Delfin-Zimmer mit einer prächtigen grün-goldenen Tapete – und kleinen namensgebe­nden Delfinfigu­ren an der Decke. Dass das Zimmer heute so aussieht, dafür habe man Ausdauer gebraucht, sagt Augustiner-Wirt

Thomas Vollmer. „Die historisch­e Tapete war nicht mehr vorhanden, man hat nur einen kleinen Rest gefunden“, erzählt er. Damit sei man ins Deutsche Tapetenmus­eum nach Kassel gefahren – und fand heraus, dass die alte Tapete aus Frankreich stammt. Eine Manufaktur im Elsass gestaltete die historisch­e Tapete schließlic­h aufwendig nach.

Ein Gourmet-Tempel sollen die Wagner-Salons nicht sein, sagt Vollmer. Vielmehr wolle man gehobene bayerische Küche servieren, mit ein wenig Einflüssen aus Österreich und Südtirol. 148 Sitzplätze gibt es. Was die Renovierun­g gekostet hat, das will der Wirt nicht verraten. Über Geld spreche man nicht, sagt er.

Im Erdgeschos­s des Stammhause­s geht es weiterhin zünftig zu. Weißwürste gibt es da, Leberkäs und Presssack – und natürlich Bier. Das gehört eben zu Bayern wie der Radi zum Brotzeitbr­ettl. Wie der Ludwig zu Neuschwans­tein.

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Fotos: Thomas Vollmer In den Wagner-Salons – links die Bibliothek, rechts das Delfin-Zimmer – kann man künftig gehoben bayerisch essen.
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