Wieder stürzt in Italien eine Brücke ein
Anders als beim Unglück von Genua gibt es dieses Mal zum Glück keine Verletzten. Ein Mann wird als Held gefeiert
Rom Sein Bild schaffte es am Montag auf die Titelseiten italienischer Zeitungen, die Regionalregierung Liguriens ließ ihn als Helden feiern: Mit ausgebreiteten Armen hat der 56 Jahre alte Wachmann Daniele Cassol auf der Autobahn A6 bei Savona einen Bus gestoppt und womöglich eine Katastrophe verhindert. Dort war am Sonntag nach schweren Unwettern und einem Erdrutsch ein Viadukt auf 30 Metern Länge eingestürzt. „Vor mir war der Viadukt weg, ich habe dann mit aller Kraft die Arme geschwenkt, um die Fahrzeuge zu stoppen, die hinter mir kamen“, sagte Cassol der Corriere della Sera.
Er war erst fünf Minuten zuvor mit seinem Kleinwagen auf die Autobahn aufgefahren, als ihn ein anderer Autofahrer auf dem rechten Standstreifen warnte und anhalten ließ. Dann sah er den Abgrund – und dachte gleich an den Fernbus, den er kurz vorher überholt hatte. „Zum Glück habe ich ihn rechtzeitig sehen können. Ich habe die Arme ausgebreitet, habe Zeichen gegeben, dass er anhalten soll, und es ist gut gegangen“, zitierte La Repubblica den „heldenhaften Wachmann“.
Die Unglücksstelle liegt auf Höhe des Dorfes Madonna del Monte, kurz hinter dem Autobahndreieck, an dem die A6 von der Küstenautobahn A10 Richtung Turin abzweigt.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte sich oberhalb der Autobahn ein Erdrutsch gelöst, war 300 Meter talabwärts gerast und hatte die Pfeiler des Viadukts weggerissen. Die Feuerwehr teilte nach 24 Stunden mit, dass tatsächlich kein Fahrzeug in den Einsturz verwickelt war.
Im August 2018 waren beim Einsturz einer Autobahnbrücke im 50 Kilometer östlich gelegenen Genua 43 Menschen ums Leben gekommen. „Mir ist die Morandi-Brücke gleich in den Sinn gekommen. Aber es ist eine Sache, Fernsehen zu gucken, und eine andere, dem Tod ins Gesicht zu sehen“, sagt Cassol.
Liguriens Regionalpräsident Giovanni Toti lud den Mann am Montag zu einem Treffen mit Bürgermeistern ein, wo der Retter mit großem Applaus empfangen wurde. In Ligurien wurde der Hochwasseralarm
aufgehoben, in anderen Teilen Italiens blieb die Lage kritisch. Der Po, Italiens größter Fluss, führte einen gefährlich hohen Wasserstand. In Pavia (Lombardei) trat der Fluss Ticino kurz vor seiner Mündung in den Po über die Ufer.
Im Piemont waren nach Aussage von Regionalpräsident Alberto Cirio mindestens 130 Straßen geschlossen. Mehr als 600 Menschen seien von der Außenwelt abgeschnitten, weitere 600 mussten ihre Häuser verlassen. Gute Nachrichten gibt es dagegen aus Venedig: Knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Hochwasser konnte das Opernhaus Teatro La Fenice am Sonntagabend mit der Premiere von „Don Carlo“von Giuseppe Verdi unter der Regie von Robert Carsen und der musikalischen Leitung von Myung-Whun Chung wieder öffnen.