Millimeterarbeit für das Millionenprojekt ICE-Trasse
Die Arbeiten für die Trassenfindung der künftigen ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg haben bei Westheim begonnen. Allerdings zunächst in kleinem Stil. Denn die großen Fragen sind nach wie vor offen
Die Trassenfindung für die künftige ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg hat jetzt mit Vermessungsarbeiten begonnen.
Neusäß-Westheim Während der ICE-Streckenausbau zwischen Augsburg und Ulm derzeit die Politiker in Stadt und Land entzweit, haben ungeachtet dessen bei Westheim die Vermessungsarbeiten für die Trassenfindung begonnen. Diese seien ein Teil der Grundlagenermittlung, also der Startphase, in der sich die Baumaßnahme befindet, verdeutlichte der Sprecher Großprojekt Süd der Deutschen Bahn (DB), Franz Lindemair, am Dienstag in Westheim. Da es noch keine planerische Vorfestlegung gebe, seien politische Positionierungen zu diesem Zeitpunkt nur Meinungsäußerungen, sagte er.
Fakt ist: Das Großprojekt soll Hochgeschwindigkeitszügen auf dem rund 85 Kilometer langen Streckenabschnitt Ulm–Augsburg eine Verkürzung von unter 30 Minuten ermöglichen. Die zukünftige Strecke müsse dieses Ziel zwingend erfüllen, heißt es vonseiten des Bundes. Er gibt als Auftraggeber die Zielsetzungen des Milliardenprojekts vor.
Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) beinhaltet allerdings nur einen Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben. Bis Ulm ist demzufolge sowohl ein Ausbau der Bestandsstrecke als auch ein Neubau in Abschnitten denkbar. Auf diesen Aspekt pochen auch verstärkt Politiker aus dem Augsburger Land. Der neuerliche Vorstoß von Vertretern der Stadt, der IHK und des Verkehrsclubs Deutschland für eine komplette Schnellbahnstrecke entlang der Autobahn A8 wird von ihnen zum größten Teil abgelehnt.
Die nun bei Westheim gestarteten Vermessungsarbeiten für die Trassenfindung seien im Rahmen des Großprojekts der kleinste Mosaikstein, so Lindemair. Weder Kosten der Streckenverlauf oder der Baubeginn könnten zum jetzigen Zeitpunkt genannt werden, sprach er Klartext.
Im Laufe des kommenden Jahres wolle man alle Entscheidungsträger mit ins Boot nehmen und in den Bürgerdialog eintreten, um zu eruieren, welche Lösungen infrage kommen und wie der zukünftige Streckenverlauf bestimmt werden solle. Den soll nach den bisherigen Planungen der Bundestag erst im Jahr 2025 in einem Gesetz festschreiben.
Zurück zu den anlaufenden Vermessungen: Der jetzige Abschnitt läuft von Jettingen bis Augsburg, von Kilometer 0 bis 43. „Seit Oktober prüfen wir die Strecke auf Herz und Nieren“, betonte Christian Dachsel. Er ist Leiter des Vermessungsdienstes. Der zweite Abschnitt von Jettingen bis Ulm erfolge wahrscheinlich Mitte Februar 2020.
Zum Einsatz kommen unterschiedliche Messgeräte, die die Lagedaten der Punkte aus unterschiedlichen Höhen und Winkeln aufzeichnen. „Zum einen empfangen die Geräte Satelliteninformationen, um den genauen Standort zu bestimmen, zum anderen wird mit Lasertechnik gearbeitet, um die Höhenlagen der Messpunkte zu erfassen“, erläuterte der Ingenieur.
Wichtig sei für ihn, möglichst genaue Daten zu erhalten. „Deshalb werden pro Abschnitt rund 1400 Punkte mehrmals vermessen“, machte Dachsel aufmerksam. Das Resultat sei ein dreidimensionales, kleinteiliges Punktenetz, das die bestehenden Lagepläne und Karten mit punktgenauen Infos ergänzt. „Gemeinsam bilden diese Daten die Basis für die spätere spezielle Planungsmethodik.“
Das sei nichts Spektakuläres, habe eher mit Kleinarbeit zu tun, resümierte Dachsel auf Nachfrage. Dennoch sind die Vermessungsarbeiten nicht ganz ungefährlich. Sie finden nämlich während des täglinoch chen Fahrbetriebs statt. Deshalb werden die Geschwindigkeiten der schnellen Fernverkehrszüge herabgebremst.
Die Bahnstrecke Ulm–Augsburg verbindet bereits seit mehr als 160 Jahren die beiden Großstädte miteinander. Sie ist circa 85 Kilometer lang, zweigleisig und elektrifiziert. Die Strecke ist zudem Teil der viel befahrenen Verbindung Köln– München und damit ein Bestandteil der wichtigen „Magistrale für Europa“.