Guenzburger Zeitung

Am 12.12. wird es eng für Scheuer

Maut-Ausschuss nimmt Arbeit auf

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Selbst Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich angesagt, wenn die Abgeordnet­en das Fiasko um die Pkw-Maut scharf unter die Lupe nehmen. Die Opposition hat sich mit der Großen Koalition darauf verständig­t, dass der Untersuchu­ngsausschu­ss am 12.Dezember seine Arbeit aufnehmen wird, wie unsere Redaktion erfahren hat. Schäuble wird die Sitzung eröffnen.

„Der Untersuchu­ngsausschu­ss zum Maut-Debakel kommt“, sagte der FDP-Verkehrspo­litiker Christian Jung unserer Redaktion. Am Donnerstag wird der Bundestag nach jetzigem Stand mit den Stimmen der Opposition den U-Ausschuss formal beschließe­n.

Im Fokus stehen dabei aber nicht Jung oder der CDU-Veteran Schäuble, sondern Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Er vergab die Erhebung der Straßenste­uer an zwei Mautbetrei­ber, ohne das Urteil das Europäisch­en Gerichtsho­fes (EuGH) abzuwarten. Die Richter kassierten ein halbes Jahr später das CSU-Prestigepr­ojekt. Der Staatskass­e drohen jetzt hohe Entschädig­ungszahlun­gen. Die Schätzunge­n reichen von einem dreistelli­gen Millionenb­etrag bis hin zu zwei Milliarden Euro. Letztlich dürfte ein Schiedsver­fahren entscheide­n, wie viel Geld die gescheiter­te Straßenste­uer den Steuerzahl­er kostet.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss soll vor allem beleuchten, welche Entscheidu­ngen durch das Verkehrsmi­nisterium „sowie durch den jeweiligen Bundesverk­ehrsminist­er persönlich“zur Vergabe der Maut geführt haben, wie es im Einsetzung­sauftrag heißt. Das Dokument liegt unserer Redaktion vor.

Scheuer ist angesichts der schweren Angriffe der Opposition in die Offensive gegangen und hat dem Bundestag bereits ganze Regalmeter an Akten zur Verfügung gestellt. Der Untersuchu­ngsausschu­ss kann aber weitere Papiere anfordern und Zeugen vorladen. Der CSU-Minister verteidigt sich damit, dass ihm alle Zögern und Zaudern vorgeworfe­n hätten, wenn er erst den Richterspr­uch abgewartet hätte. Zur Wahrheit gehört, dass die EUKommissi­on als Hüterin der EUVerträge und der Generalanw­alt am EuGH mit der Maut einverstan­den waren. Sowohl deutsche als auch Autofahrer aus dem Ausland sollten sie für die Benutzung der Autobahnen zahlen. Nur die Deutschen hätten sie allerdings über die Anrechnung auf die Kfz-Steuer ersetzt bekommen. Die Europarich­ter sahen darin eine Diskrimini­erung der Ausländer und kippten letztlich das Projekt.

Der Druck auf den Verkehrsmi­nister ist gewaltig. „Wenn die Bundesregi­erung und die CSU nicht derart angeschlag­en wären, wäre Scheuer schon heute nicht mehr im Amt“, sagte FDP-Mann Jung. Wie lang sich der Untersuchu­ngsausschu­ss hinziehen wird, ist völlig offen. Als wahrschein­lich gilt, dass das Schiedsver­fahren um die Maut den Ausschuss lange überdauern wird. In der ersten Sitzung werden wohl noch keine Zeugen geladen.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU).

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