Merkels Vertraute führt VDA
Hildegard Müller soll Auto-Lobby stärken
Berlin Die neue Chefin von Deutschlands mächtigstem Industrieverband hat Erfahrung bei der Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen. Das, was sie künftig für die Automobilindustrie tun wird, hat sie bereits für die Energiewirtschaft getan: Hildegard Müller war acht Jahre lang Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Danach wechselte sie in den lukrativen Vorstandsposten bei dem Essener Energiekonzern Innogy. Nun soll sie die ins Schlingern geratene Autolobby aus der Krise führen. Die Personalie melden mehrere Medien und auch in der Branche wird Müllers Name bestätigt.
Vor ihr liegt eine schwere Aufgabe. Deutschlands Vorzeigebranche macht einen tiefgehenden Umbruch durch. Die angekündigten Stellenstreichungen bei Audi zeigen, dass die Umstellung auf Elektro-Autos viele Stellen kosten wird. Gleichzeitig belauern sich die tonangebenden Konzerne innerhalb ihres Verbandes. Die von VW ausgelöste Dieselkrise hat viel Vertrauen gekostet – nicht nur bei den Autofahrern, sondern auch bei den Politikern. Früher gingen der VDA und die Konzernchefs im Kanzleramt ein und aus. Mittlerweile ist die Stimmung frostiger. BMW und Daimler kreiden dem Branchenprimus aus Wolfsburg an, durch den Abgasbetrug auch sie mit in den Dreck gezogen zu haben. Die Ermittlungen im Autokartell haben das Verhältnis weiter belastet. Müller muss es schaffen, dass der Verband wieder mit einer Stimme spricht. Dazu braucht sie auch die Unterstützung der Zulieferer, denen wegen des eingeläuteten Endes des Verbrenners der Wind ebenfalls rau ins Gesicht weht.
Zu verdanken hat die 52-Jährige ihren Aufstieg in der Wirtschaft ihren engen Kontakten in die Politik. Die CDU-Frau diente Kanzlerin Angela Merkel einst als Staatsministerin im Kanzleramt. Sie galt als Hoffnungsträgerin ihrer Partei, bevor sie in die Energiebranche wechselte. Der VDA entschied sich bei der Besetzung seines Spitzenpostens bewusst für eine Frau, die helfen soll, das Image der PS-Branche zu ändern. Die Autoindustrie will jetzt auch grün sein. Müller folgt auf den früheren Ford-Manager Bernhard Mattes, der an den Gräben innerhalb des Verbandes gescheitert ist.