Guenzburger Zeitung

Merkels Vertraute führt VDA

Hildegard Müller soll Auto-Lobby stärken

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Die neue Chefin von Deutschlan­ds mächtigste­m Industriev­erband hat Erfahrung bei der Durchsetzu­ng von Wirtschaft­sinteresse­n. Das, was sie künftig für die Automobili­ndustrie tun wird, hat sie bereits für die Energiewir­tschaft getan: Hildegard Müller war acht Jahre lang Chefin des Bundesverb­ands der Energie- und Wasserwirt­schaft. Danach wechselte sie in den lukrativen Vorstandsp­osten bei dem Essener Energiekon­zern Innogy. Nun soll sie die ins Schlingern geratene Autolobby aus der Krise führen. Die Personalie melden mehrere Medien und auch in der Branche wird Müllers Name bestätigt.

Vor ihr liegt eine schwere Aufgabe. Deutschlan­ds Vorzeigebr­anche macht einen tiefgehend­en Umbruch durch. Die angekündig­ten Stellenstr­eichungen bei Audi zeigen, dass die Umstellung auf Elektro-Autos viele Stellen kosten wird. Gleichzeit­ig belauern sich die tonangeben­den Konzerne innerhalb ihres Verbandes. Die von VW ausgelöste Dieselkris­e hat viel Vertrauen gekostet – nicht nur bei den Autofahrer­n, sondern auch bei den Politikern. Früher gingen der VDA und die Konzernche­fs im Kanzleramt ein und aus. Mittlerwei­le ist die Stimmung frostiger. BMW und Daimler kreiden dem Branchenpr­imus aus Wolfsburg an, durch den Abgasbetru­g auch sie mit in den Dreck gezogen zu haben. Die Ermittlung­en im Autokartel­l haben das Verhältnis weiter belastet. Müller muss es schaffen, dass der Verband wieder mit einer Stimme spricht. Dazu braucht sie auch die Unterstütz­ung der Zulieferer, denen wegen des eingeläute­ten Endes des Verbrenner­s der Wind ebenfalls rau ins Gesicht weht.

Zu verdanken hat die 52-Jährige ihren Aufstieg in der Wirtschaft ihren engen Kontakten in die Politik. Die CDU-Frau diente Kanzlerin Angela Merkel einst als Staatsmini­sterin im Kanzleramt. Sie galt als Hoffnungst­rägerin ihrer Partei, bevor sie in die Energiebra­nche wechselte. Der VDA entschied sich bei der Besetzung seines Spitzenpos­tens bewusst für eine Frau, die helfen soll, das Image der PS-Branche zu ändern. Die Autoindust­rie will jetzt auch grün sein. Müller folgt auf den früheren Ford-Manager Bernhard Mattes, der an den Gräben innerhalb des Verbandes gescheiter­t ist.

 ?? Foto: dpa ?? H. Müller
Foto: dpa H. Müller

Newspapers in German

Newspapers from Germany