Rückkehr-Prämie
Für einen Kasten Bier bezahlen Kunden derzeit 3,10 Euro Pfand. Manchen Brauern ist das zu wenig. Weil ihnen Leergut und Kisten ausgehen, wollen sie die Preise erhöhen. Doch das ist gar nicht so einfach
Augsburg Acht Cent – so viel Pfand kostet momentan eine Flasche Bier. Für den Kasten zahlt der Kunde noch mal 1,50 Euro. Insgesamt sind das also etwa 3,10 Euro. Wenn es nach einigen Brauern geht, ist das zu wenig. Sie möchten, dass Kunden in Zukunft mehr bezahlen. Mache fordern sogar, das Pfand zu verdoppeln. Warum? Weil den Brauern die Kästen und die Flaschen ausgehen. Statt günstiger gebrauchter Flaschen und Kästen müssen sie Neuware kaufen – und die ist teuer. Vor allem für kleinere Brauereien ist das ein Problem. Also möchten die Brauereien den Anreiz für Kunden erhöhen, die Bierflaschen und -kästen wieder zurückzubringen.
Das würde besser klappen, wenn es mehr Pfand gäbe, so die Überlegung. Bis Ende des Jahres fordert etwa Georg Rittmayer, Präsident des Verbandes der Privaten Brauereien, eine Entscheidung wie viel Pfand eine Bierflasche und der dazugehörige Kasten in Zukunft kosten sollen. Doch ganz so schnell dürfte es wohl nicht gehen. Denn das Pfand zu erhöhen ist gar nicht so einfach. Pfand ist nicht gleich Pfand. Zum einen gibt es Pfand auf Einwegflaschen. Das beträgt 25 Cent und ist staatlich geregelt. Der Gesetzgeber hat es eingeführt, damit PET-Flaschen, Weißblech- und Alu-Dosen nicht in der Umwelt landen. Kunden sollen sie zurück in den Laden bringen. Dort werden sie recycelt. Deshalb auch der vergleichsweise hohe Preis. Bei Mehrwegflaschen läuft es anders.
Wie viel Pfand ein Kunde für eine Flasche Mineralwasser, Apfelsaft oder Bier bezahlen muss, entscheidet nicht der Gesetzgeber, sondern die Abfüller selbst. Und die haben sich vor langer Zeit auf zwei Preise geeinigt: Verbraucher bezahlen für Mehrwegflaschen entweder 15 Cent oder – wie beim Bier – acht Cent. Diese Leihgebühr geben sie dem Händler, der es zuvor bei den Brauereien, Mineralbrunnen oder Großhändlern hinterlegt hatte. Bringt der Händler das Leergut zurück, bekommt er wie SupermarktKunden sein Pfand wieder.
Aber die Zeit, bis Bierflaschen wieder bei der Brauerei eintreffen, ist länger geworden. Das liegt unter anderem daran, dass die Menschen weniger Bier trinken. Wer sich einen Kasten kauft, hat ihn länger zu Hause stehen. Die Brauereien brauchen also mehr Kästen. Dazu kommt noch etwas anderes: Es gibt immer mehr verschieden aussehende Bierflaschen und Kästen. Während die Flaschen und Kästen bei Mineralwasser weitestgehend einheitlich gestaltet sind, nutzen viele Brauereien Flaschen und Kästen als Werbeträger. Dann ist etwa der Kasten mit dem Logo der Brauerei versehen. Auch die Flaschen unterscheiden sich. Es gibt zwar ein paar Standardgrößen, doch viele Brauereien sind dazu übergegangen, ihre Flaschen individuell zu gestalten, indem sie etwa ihren Namen ins Glas brennen oder andere Flaschenformen wählen. Natürlich können sie dann nur ihre eigenen Flaschen und Kästen wiederverwenden und nicht einfach alle. Der Logistikaufwand wird also immer größer – für die Brauereien, aber auch für die Getränkehändler. Umso mehr liegt den Brauereien aber daran, ihre Kästen und Flaschen wiederzubekommen. Also fordern sie mehr Geld. Nur: Die Erhöhung des Flaschenpfands wäre mit etlichen Änderungen verbunden.
Ein Beispiel: Würde das Pfand für Bierflaschen am 1. Januar 2020 auf 20 Cent steigen, würden alle, die ihr Bier bis zu diesem Stichtag kaufen weiterhin nur acht Cent Pfand pro Flasche bezahlen. Geben sie also die günstigen Flaschen nach dem 1. Januar
zurück, müsste der Automat irgendwie unterscheiden können, wie viel Pfand für das Bier bezahlt wurde. Der alte oder der neue Betrag. „Dafür müsste man die Automaten alle umstellen“, sagt Lothar Ebbertz vom bayerischen Brauerbund. Sonst bleiben die Brauer am Ende auf den Kosten sitzen. Aber auch das Umstellen der Pfand-Automaten muss bezahlt werden. Von wem, ist noch ungeklärt.
Auch die Frage, wie viel mehr Pfand die Brauer erheben sollten, ist nicht ganz leicht zu beantworten. Denn Pfandflaschen sollten weiterhin günstiger sein als Neuware. Warum sollten die Brauer sonst teures Pfand zurücknehmen, wenn sie sich sehr viel günstiger eine neue Flasche kaufen können? „Das würde das Pfandsystem an sich infrage stellen“, sagt Ebbertz. Denn der Gedanke dahinter ist es ja, die Flaschen – die in der Herstellung sehr viel Energie verbrauchen – möglichst lange im Umlauf zu lassen.
Ebbertz fasst die Diskussion um ein mehr Pfand auf Flaschen und Kästen wie folgt zusammen: Ja, die deutschen Brauereien prüfen ein neues Pfandsystem, aber mit allen Beteiligten. Und das dauert. Bis Ende des Jahres werde wohl nichts passieren.