Guenzburger Zeitung

„Schönheit ist kein Vorteil“

Seit vier Jahren spielt Bettina Zimmermann die Staatsanwä­ltin in „Ein Fall für Zwei“. Warum sie nicht an ihrem Äußeren gemessen werden will und was für sie eine Berufsalte­rnative wäre

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„Ein Fall für Zwei“– Freitag um 20.15 Uhr – ist ein deutscher Krimiklass­iker. Sie spielen seit vier Jahren die Staatsanwä­ltin Claudia Strauss. Sie ist Karriere-Frau und alleinerzi­ehende Mutter. Wie ist das, die Anklägerin zu spielen?

Bettina Zimmermann: Vorher hatte ich zwar schon mal eine Anwältin gespielt, aber eine Staatsanwä­ltin noch nicht. Die Rolle einer Staatsanwä­ltin hatte mich vorher auch nicht wirklich interessie­rt, da sie meist in solchen Formaten doch eher sehr trocken und in einer eintönigen paragrafen­lastigen Sprache daherkomme­n. Bei Claudia Strauss ist das anders. Die kommt nicht nur mit Paragrafen daher, sondern ist eine Frau, die ihren Alltag bewältigen muss wie alle anderen auch. Sie liefert sich mit dem Anwalt Benni Hornberg einen guten Schlagabta­usch, was ihre gegenseiti­gen Ermittlung­en angeht, und das auf eine unterhalts­ame Art und Weise. Man schaut den beiden gerne zu, wie sie sich gegenseiti­g nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen. Man sieht den Menschen Claudia Strauss hinter der Staatsanwä­ltin, das war mir wichtig.

Wie gehen Sie an diese Rolle heran? Zimmermann: Erstmal kenne ich einige Juristen. Die haben ja auch eine ganz eigene Sprache. Die muss man sich natürlich zunächst aneignen. Manchmal kommen Staatsanwä­lte im Fernsehen ziemlich steif daher. Das wollte ich nicht. Ich will zeigen, dass Staatsanwä­lte ganz normale Menschen sind und nicht nur hochgestoc­hen daherreden und mit Paragrafen um sich werfen.

Wäre Staatsanwä­ltin auch eine Berufsalte­rnative für Sie gewesen? Zimmermann: Nein. Ich bin zwar ein Gerechtigk­eit liebender Mensch, aber das wäre gar nichts. Aber Innenarchi­tektur, das wär ganz meines. Ich liebe es, wenn Freunde ein Haus bauen oder ihre Wohnung verändern wollen. Da stehe ich mit Ideen parat. Das ist ein echtes Steckenpfe­rd von mir.

Was ist Ihrer Meinung nach das Spezielle, sozusagen der Markenkern am „Fall für Zwei“im Vergleich zu den vielen anderen Krimiserie­n, die über den Bildschirm flimmern? Zimmermann: Zunächst einmal ist das ein echtes Urgestein in der deutschen Krimilands­chaft. Ich kenne die Serie ja auch schon von klein auf. Das Besondere ist das Zusammensp­iel zwischen Rechtsanwa­lt Benni Hornberg und seinem Detektiv Leo

Oswald – dem Anwalt, der die Fälle bekommt und diese mithilfe seines Gehilfen löst. Leo Oswald, der undercover ermittelt und dadurch immer wieder in die unterschie­dlichsten Berufe und Milieus eintaucht, ist und bleibt für die Staatsanwä­ltin Claudia Strauss ein Phantom. Immer wieder wundert sie sich, woher Hornberg so gut Bescheid weiß und auch so gut vernetzt ist. Sie vermutet, dass er nicht alleine arbeitet, ist aber bis heute nicht dahinterge­kommen, wer es ist. Und Hornberg schweigt.

„Ein Fall für Zwei“ist ja auch nicht so brutal wie manch anderer Krimi. Zimmermann: Wohl wahr. Es ist zwar ein Krimi, aber brutale Szenen werden nicht gezeigt. Es ist eine sympathisc­he Serie, bei der man gut miträtseln kann.

Sie gelten als eine der hübscheste­n Schauspiel­erinnen Deutschlan­ds. Wie geht man denn mit so einem Titel um? Zimmermann: So oft bekommt man das jenseits der 40 auch nicht mehr gesagt und generell bewerte ich das auch nicht über, da ich zu meinem Äußeren ja nichts beigetrage­n habe. Das waren einzig und allein meine Eltern. Denen bin ich natürlich dankbar, aber Äußerlichk­eiten interessie­ren mich recht wenig. Das ist immer Geschmacks­sache. Mich interessie­rt immer eher das Innenleben eines Menschen. Da steckt die wahre Schönheit.

War Ihr gutes Aussehen in der Schauspiel­erei jemals ein Nachteil? Hat ein Regisseur mal gesagt, nein, Sie sind zu hübsch für diese Rolle? Zimmermann: Das ist in der Schauspiel­erei definitiv kein Vorteil. Denn man landet sofort in einer Schublade für bestimmte Rollen. Aber es ist auch nicht so, dass ich das immer zu hören bekomme. Außerdem freue ich mich natürlich auch über Kompliment­e. Und privat bin ich eigentlich sowieso eher ein Kumpeltyp, mit dem man Pferde stehlen kann.

Und wie geht Ihr Mann, Kai Wiesinger, damit um?

Zimmermann: Der sieht das gelassen. Das ist bei uns zu Hause kein Thema. Außerdem wäre es schrecklic­h, wenn eine Partnersch­aft nur auf äußeren Werten beruhen würde. Da müsste ich mir ja schon wegen des Älterwerde­ns Gedanken machen.

Sie leben mit Kai Wiesinger in einer Patchwork-Familie und haben auch einen gemeinsame­n vierjährig­en Sohn. Wie gelingt es Ihnen denn, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen? Zimmermann: Das geht bei uns genauso wie bei allen anderen berufstäti­gen Eltern auch. Man muss strukturie­rt sein und gut organisier­en können. Und zwischen Patchworku­nd normaler Familie gibt es für uns sowieso keinen Unterschie­d. Wir sind als Schauspiel­er ja nicht 365 Tage im Jahr nicht zu Hause. Man hat halt ein Projekt, arbeitet in der Zeit sehr intensiv daran. Dann muss der Partner mehr zu Hause machen, aber das ist bei vielen anderen Familien nicht anders.

Kochen Sie auch selbst? Zimmermann: Ja, natürlich. Wer sonst? Wir kochen viel zusammen, auch mit den Kindern. Zurzeit essen wir gerne Bowls. Es kommen viele Schälchen mit den unterschie­dlichsten Leckereien auf den Tisch und jeder kann sich seine ganz eigene Kreation von Bowl zusammenst­ellen. Ähnlich wie an einer Salatbar, nur dass es hier um warme Speisen geht. Zurzeit gibt es da Kürbis, Kichererbs­en, Bohnen, Süßkartoff­eln, Salat, Koriander, Reis und verschiede­n Soßen. Alles gut gewürzt.

Interview: Josef Karg

Bettina Zimmermann, 44, arbeitet als Schauspiel­erin, Synchronsp­recherin und Model. Sie lebt mit Ehemann Kai Wiesinger und den Kindern in Berlin.

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Foto: Metodi Popow, dpa In „Ein Fall für Zwei“spielt sie Staatsanwä­ltin Claudia Strauss: Bettina Zimmermann gilt als eine der hübscheste­n Schauspiel­erinnen im Land.

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