Seelenverwandte
Nora trauert um Aron und findet in Natan einen, der gleich fühlt
Ist unser Leben vorbestimmt oder wird es vom Zufall beherrscht? Unterliegen wir physikalischen Gesetzmäßigkeiten, die unsere Vorstellung von Raum und Zeit sprengen? Die deutsche Autorin und Regisseurin Mariko Minoguchi stellt in ihrem Spielfilmdebüt universelle Fragen, ohne esoterisch zu salbadern. Sie packt die faszinierenden Themen vielmehr in eine handfeste, spannende Geschichte irgendwo zwischen Drama, Krimi und Romanze und unterhält auf hohem Niveau.
Gegensätze ziehen sich an: Nora (Saskia Rosendahl) und Aron (Julius
Feldmeier) sind wie Yin und Yang und gerade deshalb das perfekte Match. Er ist ein Physiker mit glänzenden Aussichten auf eine große Karriere. Sie lauscht gern seinen wissenschaftlichen Denkanstößen, begnügt sich aber damit, in ihrem Alltag Supermarktregale einzuräumen und zu kassieren. Das junge Glück nimmt ein jähes Ende, als das Paar in einen Banküberfall verstrickt wird. Aron kommt zu Tode, als er Nora zu Hilfe eilt. Ein mystisches „Mein Ende ist dein Anfang“sind seine letzten Worte.
Auch für den Nachtwächter Natan (Edin Hasanovic) bricht eine Welt zusammen. Er muss die Nachricht verkraften, dass seine kleine, über alles geliebte Tochter an Leukämie leidet. In der nächtlichen Großstadt treffen die beiden wunden Seelen aufeinander. Sofort spürt Nora eine seltsame Verbindung zu dem fremden Mann, der ihr schon bald wieder begegnen wird. Man kommt sich menschlich näher. Werden die Verzweifelten sich gegenseitig Trost spenden können?
Mariko Minoguchi umschifft alle Klippen, sie verwirrt ihre Zuschauer nicht und hält sie durchweg interessiert bei der Stange. Die Geschichte mag konstruiert sein, aber sie geht auf und lädt ein, über seltsame Zufälle nachzudenken. Exzellent ist das junge Hauptdarsteller-Trio.
» Meine Ende. Dein Anfang (1 Std. 51 Min.), Drama, Deutschland 2019 Wertung ★★★★✩