Im Museum entsteht das alte Gundremmingen neu
Am Freitag eröffnet eine neue Sonderausstellung. Wie sie den Ort aus einer ganz anderen Perspektive zeigt
Gundremmingen Die Idee ist so einfach wie ungewöhnlich. Der Vorschlag, die Ausstellung auf diese Weise darzustellen, kam von Jürgen Schmid – wohl kein großer Freund von Stellwänden. Die Fotografien und Postkarten sind an von der Decke herabhängenden Würfeln angebracht. Sie lassen sich drehen, erlauben eine Betrachtung der Motive aus den Perspektiven, wie sie fotografiert wurden, und lassen den Betrachter reell durch die Straßen und Gassen im Gundremminger Altdorf spazieren gehen. „Gundremmingen – alte Ansichten, historische Postkarten, Bilder von Häusern, Straßen und Gassen – früher und heute“, so lautet der Titel der Sonderausstellung im Museum Gundremmingen, die am Freitag, 29. November, um 19 Uhr eröffnet wird. Veranstaltet wird sie von der Gemeinde und dem Heimatverein Gundremmingen.
600 Fotos und mehr als 50 Postkarten, teilweise über hundert Jahre alt, auch Luftaufnahmen aus dem Jahr 1957, wurden zusammengetragen. Bilder, die Gundremmingen vor einem Jahrhundert, vor 50 Jahren und heute zeigen. Teilweise sind
In Gundremmingen eröffnet am Freitag eine Sonderausstellung mit Ansichten des Ortes von früher und heute. Sie sind an Würfeln befestigt, die von der Decke hängen. Von links: Hans Joas, Georg Endris und Josef Eberle.
es gesellschaftliche Ereignisse, wie Fronleichnamsprozessionen oder Faschingsumzüge, die im Hintergrund den Ort so zeigen, wie er war. Die Würfel sind nach Straßen wie der Hauptstraße, wo sich vorne die Molkerei befand, der Kronenstraße oder der Schulstraße in der Reihenfolge platziert, so wie sich deren Motive in Wirklichkeit befinden oder einst befunden haben. Das ermöglicht – zumindest bildlich – den Gang zum früheren Mayerbäck, wo es die unschlagbaren „Salzspitzla“gab, oder zum „Suiter“, wo man
sich die Schulhefte und die Bleistifte holte. Wie sah der Ort aus, bevor das Ensemble mit Rathaus, Kindergarten und Schule entstand?
Bei der Aufarbeitung des Bildmaterials habe es viel Begeisterung, aber auch viel Wehmut gegeben, erklärt Hans Joas, der Vorsitzende des Heimatvereins. Er erinnert an Hofaufgaben, den Rückgang der Landwirtschaft, überhaupt an die Veränderungen des sozialen Gefüges: Die Gespräche und den Ratsch untereinander, die Bekanntmachungen nach dem Sonntagsgottesdienst und
die Fortsetzung der Diskussionen beim anschließenden Frühschoppen, was es so heute nicht mehr gibt. Auch gab es in Gundremmingen früher sechs Lebensmittelgeschäfte und vier Wirtschaften, eine Deaund eine Esso-Tankstelle, und auch eine Telefonzelle. „Möglichkeiten und Anregungen, das Ganze weiter aufzuarbeiten, gäbe es unzählige“, erklärt Joas. Die Ausstellung soll die Veränderungen darstellen, ansprechen soll sie nicht nur Gundremminger, sondern auch neu hergezogene Bürger: Sie sollen einen Eindruck davon gewinnen, wie der Ort sich früher zeigte. Ein etwas anderes Kapitel der Ausstellung ist das Thema Hausnamen, auch diese sollen nicht verloren gehen. An einem Extra-Würfel befinden sich ein Stift und eine Liste, auf der man sich eintragen kann, wenn man mitmachen möchte, an seinem Anwesen den Haus- oder Hofnamen anzubringen.
Regelmäßige Sonderausstellungen gibt es im Museum Gundremmingen seit dem Jahr 2000. Mit dem Gedanken, eine solche mit alten Ansichten des Orts zu organisieren, spiele man schon lange, fügt Hans Joas hinzu und einen Dank spricht er ebenfalls aus: Zum einen der Gemeinde und dem Bauhof für die Fertigung der Deckenkonstruktion, zum anderen seinen Helferkollegen Josef Eberle, Georg Endris, Wolfgang Mayer und Karl Wölfle – für das Falten der rund 100 Schachteln, für das Bekleben mit unzähligen Bildern und letztlich für das Aufhängen der fertigen Würfel.
Die Ausstellung ist geöffnet zum Nikolausmarkt am Samstag, 30. November, von 16 bis 20 Uhr, jeweils sonntags vom 1. Dezember bis zum 5. Januar von 15 bis 17 Uhr, sowie nach Vereinbarung.