Guenzburger Zeitung

Im Museum entsteht das alte Gundremmin­gen neu

Am Freitag eröffnet eine neue Sonderauss­tellung. Wie sie den Ort aus einer ganz anderen Perspektiv­e zeigt

- VON PETER WIESER

Gundremmin­gen Die Idee ist so einfach wie ungewöhnli­ch. Der Vorschlag, die Ausstellun­g auf diese Weise darzustell­en, kam von Jürgen Schmid – wohl kein großer Freund von Stellwände­n. Die Fotografie­n und Postkarten sind an von der Decke herabhänge­nden Würfeln angebracht. Sie lassen sich drehen, erlauben eine Betrachtun­g der Motive aus den Perspektiv­en, wie sie fotografie­rt wurden, und lassen den Betrachter reell durch die Straßen und Gassen im Gundremmin­ger Altdorf spazieren gehen. „Gundremmin­gen – alte Ansichten, historisch­e Postkarten, Bilder von Häusern, Straßen und Gassen – früher und heute“, so lautet der Titel der Sonderauss­tellung im Museum Gundremmin­gen, die am Freitag, 29. November, um 19 Uhr eröffnet wird. Veranstalt­et wird sie von der Gemeinde und dem Heimatvere­in Gundremmin­gen.

600 Fotos und mehr als 50 Postkarten, teilweise über hundert Jahre alt, auch Luftaufnah­men aus dem Jahr 1957, wurden zusammenge­tragen. Bilder, die Gundremmin­gen vor einem Jahrhunder­t, vor 50 Jahren und heute zeigen. Teilweise sind

In Gundremmin­gen eröffnet am Freitag eine Sonderauss­tellung mit Ansichten des Ortes von früher und heute. Sie sind an Würfeln befestigt, die von der Decke hängen. Von links: Hans Joas, Georg Endris und Josef Eberle.

es gesellscha­ftliche Ereignisse, wie Fronleichn­amsprozess­ionen oder Faschingsu­mzüge, die im Hintergrun­d den Ort so zeigen, wie er war. Die Würfel sind nach Straßen wie der Hauptstraß­e, wo sich vorne die Molkerei befand, der Kronenstra­ße oder der Schulstraß­e in der Reihenfolg­e platziert, so wie sich deren Motive in Wirklichke­it befinden oder einst befunden haben. Das ermöglicht – zumindest bildlich – den Gang zum früheren Mayerbäck, wo es die unschlagba­ren „Salzspitzl­a“gab, oder zum „Suiter“, wo man

sich die Schulhefte und die Bleistifte holte. Wie sah der Ort aus, bevor das Ensemble mit Rathaus, Kindergart­en und Schule entstand?

Bei der Aufarbeitu­ng des Bildmateri­als habe es viel Begeisteru­ng, aber auch viel Wehmut gegeben, erklärt Hans Joas, der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins. Er erinnert an Hofaufgabe­n, den Rückgang der Landwirtsc­haft, überhaupt an die Veränderun­gen des sozialen Gefüges: Die Gespräche und den Ratsch untereinan­der, die Bekanntmac­hungen nach dem Sonntagsgo­ttesdienst und

die Fortsetzun­g der Diskussion­en beim anschließe­nden Frühschopp­en, was es so heute nicht mehr gibt. Auch gab es in Gundremmin­gen früher sechs Lebensmitt­elgeschäft­e und vier Wirtschaft­en, eine Deaund eine Esso-Tankstelle, und auch eine Telefonzel­le. „Möglichkei­ten und Anregungen, das Ganze weiter aufzuarbei­ten, gäbe es unzählige“, erklärt Joas. Die Ausstellun­g soll die Veränderun­gen darstellen, ansprechen soll sie nicht nur Gundremmin­ger, sondern auch neu hergezogen­e Bürger: Sie sollen einen Eindruck davon gewinnen, wie der Ort sich früher zeigte. Ein etwas anderes Kapitel der Ausstellun­g ist das Thema Hausnamen, auch diese sollen nicht verloren gehen. An einem Extra-Würfel befinden sich ein Stift und eine Liste, auf der man sich eintragen kann, wenn man mitmachen möchte, an seinem Anwesen den Haus- oder Hofnamen anzubringe­n.

Regelmäßig­e Sonderauss­tellungen gibt es im Museum Gundremmin­gen seit dem Jahr 2000. Mit dem Gedanken, eine solche mit alten Ansichten des Orts zu organisier­en, spiele man schon lange, fügt Hans Joas hinzu und einen Dank spricht er ebenfalls aus: Zum einen der Gemeinde und dem Bauhof für die Fertigung der Deckenkons­truktion, zum anderen seinen Helferkoll­egen Josef Eberle, Georg Endris, Wolfgang Mayer und Karl Wölfle – für das Falten der rund 100 Schachteln, für das Bekleben mit unzähligen Bildern und letztlich für das Aufhängen der fertigen Würfel.

Die Ausstellun­g ist geöffnet zum Nikolausma­rkt am Samstag, 30. November, von 16 bis 20 Uhr, jeweils sonntags vom 1. Dezember bis zum 5. Januar von 15 bis 17 Uhr, sowie nach Vereinbaru­ng.

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Foto: Peter Wieser

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