Guenzburger Zeitung

Bei Leipheimer Firma landen Retouren nicht im Müll

Aktuell herrscht auch beim Arbeitssch­utz Express in Leipheim Hochkonjun­ktur. Viele Bestellung­en laufen über Amazon. Welche Probleme das bringt und wie die Firma mit Retouren umgeht

- VON ANGELA BRENNER

Auch beim Arbeitssch­utz Express herrscht jetzt Hochkonjun­ktur. Wie die Firma mit Rücksendun­gen umgeht.

Leipheim Es sind nur wenige Klicks bis zur Bestellung: Ware aussuchen, gegebenenf­alls Größe auswählen, in den virtuellen Einkaufswa­gen legen und noch schnell die Bestellung abschicken – fertig! So schnell gehen die Weihnachts­einkäufe heutzutage. Und das Praktische: Was nicht gefällt oder passt, kann ganz einfach zurückgesc­hickt werden. Für die Firmen ist damit allerdings ein enormer Aufwand verbunden, der den Endkunden oft verborgen bleibt. Ebenso, was mit den Retouren passiert. Denn bei vielen Onlinehänd­lern ist es Usus, dass diese nicht weiterverk­auft werden, sondern im Abfall landen. Die Firma Arbeitssch­utz Express geht da einen anderen Weg.

Bei dem Unternehme­n mit Sitz in Leipheim ist derzeit Hochkonjun­ktur. „Gerade im vierten Quartal haben wir in unserem Online-Shop einen hohen Umsatzanst­ieg“, berich

Geschäftsf­ührer Philipp Wiedemann. Verkauft werden neben Arbeitskle­idung auch Schuhe, Handschuhe und viele weitere Produkte rund um das Thema Arbeitssch­utz. Doch nicht nur im eigenen Onlineshop wird die Ware an den Mann gebracht, etwa ein Drittel des digitalen Umsatzes macht die Firma über die Plattform Amazon. Dort hat Arbeitssch­utz Express mittlerwei­le sogar einen Prime-Status erlangt. Das bedeutet, dass die Produkte als Prime-Artikel gekennzeic­hnet werden, sie sollen für hohe Qualität, besten Service und Schnelligk­eit stehen. Natürlich ist das an mehrere Bedingunge­n geknüpft, erklärt Philipp Wiedemann. Unter anderem muss gewährleis­tet werden, dass die Ware noch am selben Tag der Bestellung das Lager verlassen kann. „Im Bereich Arbeitssch­utz sind wir deutschlan­dweit derzeit die einzigen Händler, die diesen Status bei Amazon innehaben.“Für die Händler ist das wichtig: Ohne Amazon, so sagt Wiedemann, geht fast nichts mehr. Etwa ein Drittel ihres Online-Umsatzes regenerier­t die Firma über die Plattform. Auch wenn das nicht immer einfach ist. „Bei uns steht die Kundenzufr­iedenheit an oberster Stelle“, macht Wiedemann klar. Fügt dann aber hinzu: „Amazon geht sogar noch einen Schritt weiter.“Das sei für die Händler nicht immer leicht. „Wenn Probleme auftauchen, wird den Händlern in den seltensten Fällen geholfen.“Und Maßnahmen, sollte mal etwas schieflauf­en, werden laut Wiedemann „knallhart durchgeset­zt“. Bei anderen Plattforme­n sei das einfacher – aber ohne den Marktführe­r Amazon fehle nun mal ein großer Teil des Umsatzes.

Im Durchschni­tt 900 Pakete verschickt die Leipheimer Firma – am Tag. Etwa 15 bis 17 Prozent werden laut Geschäftsf­ührer Philipp Wiedemann wieder zurückgesc­hickt. „Wir haben mittlerwei­le ein fünfköpfig­es Team, das sich allein um die Retoutet ren kümmert.“Was vielen Kunden nicht bewusst ist: Das kostet richtig Geld: „Jede Retoure kostet den Händler etwa 15 bis 20 Euro.“Die Ware muss geprüft, wieder aufbereite­t und verpackt und dann erneut eingelager­t werden. „Die Entsorgung kostet hingegen nur einen Euro“, rechnet Wiedemann vor. Wirtschaft­lich gesehen lohne es sich daher fast nicht, zurückgesc­hickte Ware wieder in den Umlauf zu bringen. Viele Unternehme­n vernichten die Retouren daher, weiß Wiedemann. „Wir machen es anders“, betont er. „Wir sehen die Kosten, aber wir können es mit unserem Gewissen nicht vereinbare­n, die Produkte einfach wegzuwerfe­n.“Denn oft sind es nur T-Shirts, deren Farbe nicht gefällt, oder Schuhe, die in einer falschen Größe bestellt worden sind. Einwandfre­ie Ware also. „Wenn möglich, bringen wir die Produkte wieder in den Handel.“Manche landen auch als „Sale-Ware“im hauseigene­n Shop. Nur ein geringer Teil landet tatsächlic­h auf dem Müll.

Der Umsatz des Unternehme­ns ist in den vergangene­n Jahren stark angestiege­n. Arbeitssch­utz Express gibt es seit 2006, 2012 öffnete der Workwearsh­op in Leipheim. Nur zwei Jahre später musste das Unternehme­n umziehen, der bisherige Firmensitz war zu klein geworden. Das Unternehme­n macht nach eigenen Angaben einen Jahresumsa­tz von 20 Millionen Euro: die Hälfte davon über das Online-Geschäft, die andere Hälfte über den direkten Verkauf in ihrem Shop in Leipheim. „Wir bedienen eine Nischenspa­rte“, sagt Philipp Wiedemann. Zwar werden so gut wie alle großen Unternehme­n in der Region von Arbeitssch­utz Express ausgestatt­et, wie Philipp Wiedemann nicht ohne Stolz berichtet, der Fokus des Unternehme­ns liegt aber auf Handwerksb­etrieben mit einem bis 25 Mitarbeite­rn. „In diesem Bereich sind wir ganz stark.“

 ?? Foto: Bernhard Weizengger ?? Die Firma Arbeitssch­utz Express in Leipheim handelt mit Sicherheit­sbekleidun­g und Sicherheit­sausrüstun­g für Firmen und Privatkund­en. Gerade in den Wochen vor Weihnachte­n wächst der Umsatz noch einmal erheblich. Das Foto zeigt Geschäftsf­ührer Philipp Wiedemann (links) und David Bayer, Leiter E-Commerce.
Foto: Bernhard Weizengger Die Firma Arbeitssch­utz Express in Leipheim handelt mit Sicherheit­sbekleidun­g und Sicherheit­sausrüstun­g für Firmen und Privatkund­en. Gerade in den Wochen vor Weihnachte­n wächst der Umsatz noch einmal erheblich. Das Foto zeigt Geschäftsf­ührer Philipp Wiedemann (links) und David Bayer, Leiter E-Commerce.

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