Guenzburger Zeitung

Von Goldbarren und einem Milliardär

Die Affäre um Ex-FPÖ-Chef Strache nimmt immer bizarrere Züge an. Die Partei will ihn endgültig loswerden. Er selbst bastelt an einer Rückkehr auf die Bühne

- VON MARIELE SCHULZE-BERNDT

Wien Der frühere FPÖ Vorsitzend­e und österreich­ische Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache treibt sein politische­s Comeback voran. Doch aller Wahrschein­lichkeit nach wird es nicht in der FPÖ stattfinde­n. Im Gegenteil. Die FPÖ-Führung mit Norbert Hofer und Herbert Kickl sowie den meisten Landeschef­s will ihn endgültig loswerden. Ein internes Schiedsger­icht der Wiener Landespart­ei soll dafür sorgen, dass der Ausschluss des ehemaligen Parteichef­s „unbeeinflu­sst von Emotionen und persönlich­en Freundscha­ften“geschehe, so Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. Nach einer ersten Sitzung am Mittwoch vertagte sich das Schiedsger­icht aber, angeblich um noch Zeugen zu hören.

Nach der Ibiza-Affäre und dem Vorwurf, Parteigeld­er missbrauch­t zu haben, war es kurzzeitig ruhiger um Strache geworden. Doch offenbar sieht er in seinem Beruf als Zahntechni­ker ebenso wenig eine Perspektiv­e wie in einem Leben als Berater. Er will vielmehr in seiner Heimatstad­t Wien, wo er immer noch viele Anhänger hat, einen politische­n Neuanfang versuchen.

Um dem Vorwurf zu entgehen, die FPÖ zu spalten, bot er an, seine Selbstsusp­endierung von allen politische­n Ämtern zurückzuzi­ehen und bei der Landtagswa­hl in Wien 2020 wieder als FPÖ-Spitzenkan­didat für das Bürgermeis­teramt anzutreten. Die Mitglieder sollten entscheide­n. Andernfall­s könnten Strache und Ehefrau Philippa mit einer eigenen Liste antreten. Dafür hat er angeblich schon Mitstreite­r gewonnen.

Die neue FPÖ-Spitze reagierte entsetzt. Straches Angebot sei „ein

Witz“, richtete Fraktionsv­orsitzende­r und Ex-Innenminis­ter Kickl den Wienern aus. Für die Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek kommt das Ausschluss­verfahren gegen Strache zu spät: „In Wahrheit hätte man diesen Schritt schon vor zwei bis drei Monaten machen müssen“, sagte sie.

Das Zögern der Wiener FPÖ hat Gründe. Mit Strache erzielte sie bei der letzten Wahl in der Hauptstadt den Spitzenwer­t von 30,8 Prozent. Er hat die Landespart­ei stark und reich gemacht. Das beweisen auch

Goldbarren, die die Polizei kürzlich bei einer Razzia in einer Osttiroler Pension fand. Strache hatte das Haus gekauft und dort 2008 das Gold im Wert von angeblich 600 000 Euro versteckt. Im Fall einer großen Wirtschaft­skrise sollte die Wiener Partei nicht mittellos dastehen. Schon im Ibiza-Video hatte Strache über Gold sinniert. „Das Geschäft meines Lebens“habe er damit gemacht. Und: „Du zahlst keine Steuern“, das sei „geil, geil“.

Karl Baron, Vorsitzend­er der Wirtschaft­svereinigu­ng der Wiener

FPÖ und Sprecher der StracheFre­unde, fordert, den Mitglieder­n zu überlassen, ob der ehemalige Vizekanzle­r trotz Ibiza-Video, Casinound Spesen-Affäre ein Comeback verdient habe. „Er soll auf dem Landespart­eitag im März antreten und die Partei soll entscheide­n.“

Obwohl die Korruption­sstaatsanw­altschaft weiter gegen ihn wegen Untreue ermittelt, bereitet Strache seine Rückkehr auf die politische Bühne zu Jahresbegi­nn vor. Er hat Kontakt zum US-Milliardär Frank Stronach aufgenomme­n. Ein Zeitungsfo­to zeigt ihn und Gattin Philippa mit Stronach bei einem Besuch an dessen Firmensitz in der Steiermark. Stronach war 2013 mit einer eigenen Liste bei der Parlaments­wahl erfolgreic­h. Damals lobte Stronach in einer Fernsehdis­kussion,

Fünf Prozent würden ihn trotz aller Skandale wählen

Strache sei „ein guter Hecht im maroden Karpfentei­ch“. Außerdem jobbte Philippa Strache in der Parlaments­fraktion des „Team Stronach“, bis sie Strache kennenlern­te.

Stronach ließ zwar nach dem Treffen mit Strache erklären, es sei bei dem Gespräch nicht um Politik gegangen. Doch die Vorstellun­g, Strache könne den Milliardär als Finanzier gewinnen und damit die FPÖ herausford­ern, ist für die Wiener Freiheitli­chen Grund genug zur Beunruhigu­ng. Laut Umfragen würden mehr als fünf Prozent der Bevölkerun­g trotz aller Skandale sicher eine Liste Strache wählen. Etwa neun Prozent können es sich zumindest vorstellen. Für 68 Prozent ist es ausgeschlo­ssen.

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Foto: Heinz-Klaus Techt, dpa Geht die Tür für Heinz-Christian Strache nochmals auf? Zumindest in der FPÖ scheint kein Comeback mehr möglich.

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