Guenzburger Zeitung

Ein Journalist und Kümmerer

Gerd Horseling, stellvertr­etender Chefredakt­eur der

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF

Ein guter Journalist ist kreativ und etwas chaotisch. Ein Manager ist strukturie­rt. Diese Klischees halten sich wacker. Es ist ja auch was dran. Eher selten ist der Journalist auch ein guter Manager. Gerd Horseling ist ein solcher Ausnahmefa­ll. Dieses Talent hat ihm eine vielfältig­e und beachtlich­e Karriere bei der Augsburger Allgemeine­n beschert. Nun ist der stellvertr­etende Chefredakt­eur nach 41 Jahren im Unternehme­n in den Ruhestand gegangen.

Bei einer großen Abschiedsf­eier im Foyer des Medienzent­rums Augsburg würdigte Herausgebe­rin Alexandra Holland den unermüdlic­hen Einsatz Horselings und seine Verlässlic­hkeit: „Sie waren eine Stütze und sehr oft auch eine Inspiratio­n für unser Haus.“Der 64-Jährige sei ein „Verwandlun­gskünstler unter den Redakteure­n“, was ihn auch zum Verlagsman­ager, zum Moderator des Augsburger Presseball­s, zum Auktionato­r beim Golf-Presse-Cup und zum Nikolaus bei der Firmen-Weihnachts­feier gemacht hat.

Schon ganz am Anfang zeigte sich

Gerd Horseling höchst flexibel. Als er 1978 beschloss, seine oberschwäb­ische Heimat Biberach zu verlassen und eine Redakteurs-Ausbildung bei der Augsburger Allgemeine­n zu wagen, wollte der passionier­te Handballer unbedingt Sportredak­teur werden. Doch der damalige Chefredakt­eur fragte beim Einstellun­gsgespräch nach Bert Brecht. Zufällig hatte der junge Theaterfan gerade die „Heilige Johanna der Schlachthö­fe“gesehen und konnte ein bisschen was erzählen. Er kam nicht in die Sport-, sondern in die Lokalredak­tion. In Günzburg lernte er ab 1980 die politische Prominenz um Theo Waigel kennen und die kommunalpo­litische Berichters­tattung lieben. Im Alter von 29 Jahren wurde Horseling Redaktions­leiter

in der Augsburger Landkreis-Ausgabe. 1987 kam er in die Bayern-Redaktion, leitete diese ab 1992 und wurde 1997 Chef vom Dienst. Im Jahr 2000 wechselte das Organisati­onstalent ins Verlagsman­agement, wo er die neue Abteilung Produktion­splanung und -steuerung aufbaute. 2010 folgte das Comeback in der Redaktion – als stellvertr­etender

Dank für 41 Jahre großen Einsatz im Unternehme­n: (von links) Andreas Scherer, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Mediengrup­pe Pressedruc­k, Alexandra Holland, die Herausgebe­rin der Augsburger Allgemeine­n, Anita Horseling, Gesellscha­fterin Ellinor Scherer, Gerd Horseling und Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz. Chefredakt­eur, verantwort­lich für die Lokalredak­tionen und Personalan­gelegenhei­ten. Für diesen vielfältig­en Einsatz dankte Herausgebe­rin Alexandra Holland von Herzen: „Sie waren ein ganz wichtiges Mitglied der AZ-Familie“, betonte sie.

Diese „Familie“hatte für Gerd Horseling ein humor- und respektvol­les Programm mit Video-Botschafte­n und einer musikalisc­hen Einlage der Redaktions-Band vorbereite­t. Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz nannte Horseling einen „Kümmerer“, einen, der „schlicht alles dafür tut, damit der Laden läuft“. „So jemanden braucht jede Redaktion“, hob Schmitz hervor. Auch Verlagslei­ter Andreas Schmuttere­r dankte Horseling für die gute Zusammenar­beit. Gerd Horseling sagte, der Tag des Abschieds sei nicht einfach für ihn. Er dankte seiner Frau Anita für den Rückhalt und der Verlegerfa­milie für das Vertrauen. Er sei glücklich, dass er in vielen verantwort­lichen Positionen wirken konnte. Er habe mit großer Leidenscha­ft für die Augsburger Allgemeine gearbeitet. „Ich danke dafür, dass ich 41 Jahre lang dabei sein durfte.“

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Foto: Ulrich Wagner

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