Guenzburger Zeitung

Sind die Dresdner Juwelen verloren?

Ein Experte für Kunstdiebs­tahl hat wenig Hoffnung, dass der wertvolle Schatz wieder auftaucht

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Dresden Für die aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gestohlene­n Kunstwerke aus Diamanten gibt es aus Expertensi­cht wenig Hoffnung. Die Chance, dass sie auf dem Kunstmarkt auftauchen und das Museum sie unversehrt zurückbeko­mmt, sind nach Einschätzu­ng des Kunstdiebs­tahl-Experten Willi Korte eher gering. „Meine große Befürchtun­g ist, dass die Steine herausgebr­ochen und individuel­l verkauft werden“, sagte er. „Diamanten haben schon immer als Zahlungsmi­ttel gegolten.“Sie würden meist in Südamerika, Osteuropa oder Asien weitergere­icht.

Korte hält auch die Beute aus dem

Grünen Gewölbe für verkäuflic­h, im Unterschie­d zu den Museumsleu­ten. „Selbst wenn sie nur einen Bruchteil ihres realen Marktwerts erbringen von zehn bis 20 Prozent, rentiert sich das gemessen am Aufwand immer noch“, sagte er. „Von der Investitio­n her hielte sich das in Grenzen.“

Der Einbruch, bei dem am Montagmorg­en rund zwei Dutzend wertvolle Schmuckstü­cke aus dem barocken Schatzkamm­ermuseum im Residenzsc­hloss gestohlen wurden, sei das Werk von Profis. Die Theorie von einem reichen Sammler, der so etwas unbedingt haben und im Keller seiner Villa verstecken will, sei eher eine Filmidee. „Mir ist aus all den Jahren kein Fall bekannt, wo sich so etwas nachweisen ließ“, sagte der Provenienz­forscher, der sich mit

Jahre zurücklieg­enden Kunstdiebs­tählen beschäftig­t. „Bei den Juwelen würde ich einen Auftragsdi­ebstahl nicht ausschließ­en.“

In den letzten Jahren habe es vermehrt Fälle gegeben mit Bezügen zu Banden aus Osteuropa, die teils gewerbsmäß­ig solche Einbrüche organisier­en. Selbst im Grünen Gewölbe war es zu leicht, sagte Korte mit Verweis auf Gitter, die durchgesäg­t werden können, Fenster, die sich öffnen lassen, Videoaufze­ichnungen ohne Beleuchtun­g und Wachperson­al, das trotz Bewaffnung nicht sofort eingreift. „Im Zweifelsfa­ll ist ein hochpreisi­ger Juwelier besser gesichert.“Und bei diesen Händlern in den großen Städten seien die Schaufenst­er in der Nacht leer und die Auslagen weggeschlo­ssen.

Die Polizei hat nach dem Kunstraub eine Belohnung in Höhe von 500000 Euro für Hinweise zur Straftat und zu den Tätern ausgelobt. Zudem sei die Sonderkomm­ission „Epaulette“zur Aufklärung des spektakulä­ren Juwelendie­bstahls von 20 auf 40 Personen aufgestock­t worden, erklärten Staatsanwa­ltschaft und Polizei in einer gemeinsame­n Mitteilung. Die Leitung der Ermittlung­en habe die Abteilung Organisier­te Kriminalit­ät der Staatsanwa­ltschaft Dresden übernommen.

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa Polizeibea­mte bei der Spurensich­erung in Dresden.

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