Guenzburger Zeitung

Trainingsl­ager nach Art der Löwen

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Es ist keine Schande, bedürftig zu sein. Verona Pooth (ehemals Feldbusch) machte aus ihren vermeintli­ch spärlich vorhandene­n intellektu­ellen Ressourcen ein Geschäftsm­odell. Kokettiert­e mit geistiger Armut und sammelte so allerhand Werbevertr­äge ein.

Oder aber die Bundeshaup­tstadt. Arm, aber sexy. Sagen die Berliner – und machen sich dank Länderfina­nzausgleic­h ein wunderbare­s Leben. Was den Berlinern Almosen aus Bayern sind, ist dem TSV 1860 München sein arabischer Investor. Der zahlt zwar mittlerwei­le genauso gerne wie Söder an die Preißn, aber er zahlt eben immerhin noch das Notwendigs­te.

Ein Wintertrai­ningslager in südlichen Gefilden zählt Onkel Hasan nicht dazu. Er traut der Mannschaft zu, dass sie sich auch in München auf die Herausford­erungen der Drittliga-Rückrunde vorbereite­n kann. Alpenföhn und Klimaerwär­mung tun Ihriges dazu, Schnee und Eis sind beinahe so selten wie ein Münchner Stadtderby in der Bundesliga.

Trainer Michael Köllner würde sich und die Mannschaft trotzdem gerne irgendwo in der Sonne vorbereite­n. Zwei Sponsoren haben bereits ihre finanziell­e Unterstütz­ung zugesicher­t. Das reicht aber nicht. Daher fragen die Löwen bei ihren Fans an. Das haben sie vor der Saison schon mal gemacht. Von den Almosen leistete sich der Klub die Weiterverp­flichtung des Innenverte­idigers Aaron Berzel.

Nun geht es aber darum, dass sich die Herren Profis Anfang Januar keinen Schnupfen in Giesing einfangen. Wer zahlt, darf aber immerhin mit einem Gegenwert rechnen. So werden unter allen Gönnern, die mindestens 60 Euro beisteuern, unter anderem unterschri­ebene Mannschaft­sposter verlost. Oder auch Plätze direkt am Spielfeldr­and für die Partie gegen Mannheim.

Doch warum sollen nur die Fans helfen? Die Spieler können doch auch einen Beitrag leisten. Wenn sie ihre leer stehenden Studentenb­uden während des Trainingsl­agers an Touristen vermieten, dürfte ein erklecklic­hes Sümmchen zusammenko­mmen. Trainer Köllner ist gelernter Zahnarzthe­lfer. Ein nur oberflächl­icher Blick auf die Kauleisten einiger Stehplatz-Fans: Muss ja nicht unbedingt ein Trainingsl­ager in Spanien sein. Warum kein Luxus-Ressort in Los Angeles?

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Michael Köllner
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