Manchmal braucht es das Knistern
Beim FC Augsburg gab es zuletzt Unruhe wegen unzufriedener Spieler. Das aber gehört zu einem Profiteam, sagt Trainer Schmidt, den der Konkurrenzkampf freut. Jetzt geht es darum, in Köln nachzulegen
Augsburg Es gibt sicherlich schlechtere Arbeitsplätze. Aber natürlich ist auch im Leben eines BundesligaTrainers nicht alles nur positiv. Immer schwingt die Furcht mit, schnell den Job verlieren zu können. Erst kürzlich in Berlin bei Ante Covic zu beobachten, dessen Position nun von Jürgen Klinsmann und einem großen Trainerstab eingenommen wird. Und dann gibt es noch die schwierigen Personalgespräche, die auch Augsburgs Martin Schmidt zuletzt vermehrt zu führen hat. Wer ein Überangebot an guten Spielern hat, muss auswählen. Und den in der Startelf oder im Kader nicht Berücksichtigten die Gründe mitteilen. Schmidt sagt: „Es ist die größte Herausforderung für einen Trainer, dies zu moderieren.“
Andererseits braucht es im Bundesliga-Geschäft dieses Knistern im Kader. Denn Knistern bedeutet Spannung. Und Spannung ist nur möglich, wenn die Plätze in der Startelf umkämpft sind. Das sind sie beim FCA mittlerweile. „Wir wussten vor der Saison, dass wir den Konkurrenzkampf und Leistungsdruck erhöhen müssen“, sagt Schmidt. Das scheint gelungen. Auch wenn es dadurch Unzufriedene gibt. Wie Michael Gregoritsch, der sich öffentlich über seine Rolle beschwert hat, suspendiert wurde und nun für die Partie am Samstag in Köln (15.30 Uhr/Sky) auf eine Rückkehr in den Kader hofft. „Er hat intensiv mit einem Personaltrainer gearbeitet. Ziel ist, dass wir die Qualität von Michael wieder im Kader oder auf dem Platz haben“, sagt Schmidt. Oder Sergio Córdova, André Hahn und Jeff Gouweleeuw, die beim 4:0 gegen Berlin plötzlich zu richtungsweisenden Akteuren wurden. Auch am Samstag wieder?
Gouweleeuws Chancen auf einen Einsatz in der Innenverteidigung sind nicht schlecht. Zwar will Schmidt erst kurz vor Spielbeginn entscheiden, wer aus dem Trio Gouweleeuw, Tin Jedvaj und Felix Uduokhai die beiden Plätze erhält, es deutet aber einiges daraufhin, dass er das gegen Berlin starke Duo Jedvaj/ Gouweleeuw wieder ranlässt. „Fakt ist, dass die zwei das am Sonntag sehr gut gemacht haben. Sie haben sich beworben, wieder spielen zu können“, sagt Schmidt.
Auch Marco Richter sollte nach der Muskelprellung rechtzeitig fit sein. „Dieses Knistern im Kader und der Konkurrenzkampf stacheln auf Dauer an. Jeder weiß, dass er alles zeigen muss, weil hintendran der nächste wartet“, sagt Schmidt. Was es dabei braucht, ist Geduld. Die hat nicht jeder Spieler. Stephan Lichtsteiner dagegen scheint ein gutes Beispiel zu sein. Er hat seinen Platz auf der rechten Abwehrseite verloren. Statt zu motzen, „trägt er von außen Positivität an die Mannschaft ran“, so Schmidt.
Der FC Augsburg ist in guter Form. Der Herbst scheint bislang golden. Schmidt jedenfalls ist mit der Spielweise zuletzt sehr zufrieden. „Es wurde alles kerniger und intensiver“, sagt der Trainer. Er selbst mag den englischen Fußball mit seiner Direktheit und Leidenschaft. Mutig, willig, so will er sein Team sehen. Wie zuletzt gegen Berlin. In Köln allerdings wartet eine schwere Aufgabe. Der Trainerwechsel zu Markus Gisdol macht die Vorbereitung komplizierter. So gibt es nur Anschauungsmaterial von der Niederlage in Leipzig. „Das ist natürlich eine spezielle Konstellation nach einem Trainerwechsel. Ich kenne aber Markus Gisdol sehr gut und kann abschätzen, was ihm wichtig ist“, sagt Schmidt. Der FCA also wird vorbereitet sein auf einen nächsten Kracher im Kampf gegen den Abstieg. „Es ist wichtig, nachzulegen. Wir werden bereit sein, diese mentale Herausforderung anzunehmen“, verspricht Schmidt, „wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen als Team, aber auf einem guten Weg.“Und auf dem soll es unbedingt weitergehen am Samstag.