Guenzburger Zeitung

Bürgermeis­ter Barm hat eine Herausford­erin

Zuletzt hatte der Amtsinhabe­r in Burgau keine Konkurrenz gehabt. Das will die SPD nun ändern. Sie schickt eine Frau ins Rennen, die in der Stadt bestens bekannt ist – und als unabhängig­e Bewerberin antritt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Es gebe „viele Diskussion­en und Gerüchte im Städtchen“, dass er als Bürgermeis­ter bei der kommenden Kommunalwa­hl herausgefo­rdert werden könnte. Das hatte Konrad Barm (Freie Wähler) kürzlich bei der Stadtrat-Nominierun­gsversamml­ung seiner Gruppierun­g gesagt. Und nun ist aus den Gerüchten Realität geworden: Die Burgauer werden am Sonntag, 15. März 2020, eine Wahl haben.

Barm war im Mai 2002 ins Rathaus eingezogen. Bei den nächsten Wahlen 2008 musste er sich gegen die Herausford­erer Matthias Kiermasz und Herbert Blaschke behaupten, 2014 hatte es aber keinen Gegenkandi­daten mehr gegeben. Das will die SPD für 2020 ändern – und schickt Martina Wenni-Auinger gegen den Amtsinhabe­r ins Rennen. Sie tritt zwar auf der Liste der Sozialdemo­kraten an, ist aber kein Mitglied und unabhängig. Bei der Nominierun­gsversamml­ung am Mittwochab­end in der Begegnungs­stätte der Arbeiterwo­hlfahrt erhielt sie 13 von 14 möglichen Stimmen.

Wie sie unserer Zeitung sagte, sei die SPD auf sie zugekommen, sie wolle aber für alle Burgauer da sein, und ein unabhängig­er Kandidat könne eher einen Konsens mit den Bürgern finden. Sie war lange mit einer Teilzeitst­elle Leiterin des Stadtmuseu­ms und des Archivs. Sie wird zwar gegen Barm, aber nicht gegen ihren Chef antreten, denn sie habe bei der Stadt gekündigt. Zu den Gründen will sie nichts sagen, aber es gebe keinen Zusammenha­ng mit der Kommunalwa­hl. Zum nächsten Schuljahr stocke sie ihre Stelle als Lehrerin am Maria-Ward

Günzburg auf. Sie sei die erste Frau, die sich um das Bürgermeis­teramt in Burgau bewerbe.

In ihrer Rede vor der Nominierun­gswahl erläuterte sie, warum sie Bürgermeis­terin werden will. Sie sei „mit Leib und Seele Burgauerin“, ein ehrenamtli­ches und politische­s Engagement seien in ihrer Familie selbstvers­tändlich. Aufgewachs­en in einem CSU-Elternhaus, habe sie als Zehnjährig­e ihrem Vater schon beim Kleben von Wahlplakat­en geholfen, mit 14 sei sie erstmals selbst politisch aktiv geworden. Ihr sei es aber immer um die Sache und weniger um die Zugehörigk­eit zu einer Partei gegangen.

Es sei keine Phrase, dass ihr Burgau als ihre Heimatstad­t am Herzen liege. Nachdem sie unter anderem Politikwis­senschafte­n studiert hatte,

sie seit dem Jahr 2000 als Lehrerin und 20 Jahre lang bei der Stadt Burgau. Sie wisse um die Abläufe. Sie kenne viele Menschen und viele kennen sie, sagte die 53-Jährige. Bürgermeis­terin wäre für sie mehr als nur ein Job, sie wolle für alle Bürger etwas bewegen, gerade auch für Kinder und Jugendlich­e, die sie zu wenig berücksich­tigt sehe. Sie wolle „Motor und Vermittler­in“sein, mehr denn je brauche die Kommunalpo­litik eine an der Sache orientiert­e Streitkult­ur und die Fähigkeit, einen Konsens zu finden. Auch seien „lange Linien“wichtig, „es geht immer um den Blick in die Zukunft bei Entwicklun­gen“. Deshalb sei ein Stadtentwi­cklungs- und Verkehrsko­nzept dringend nötig.

Wenni-Auinger will die gesamte Bevölkerun­g in Entscheidu­ngsfinGymn­asium dungen einbinden, und nicht erst, wenn alles entschiede­n ist. Denn wenn sie teilhaben können, akzeptiert­en die Bürger auch leichter, was gemacht wird. Es solle auch keine Politik mehr über die Köpfe der jungen Leute hinweg geben, und auf der anderen Seite ein Leben für mehrere Generation­en ermöglicht werden. „Seit 53 Jahren lebe ich hier, und ich merke, dass wir mehr Ziele, Visionen und Miteinande­r brauchen. Hier haben wir Defizite.“

Der SPD-Ortsverein­svorsitzen­de Peter Hirsch betonte, dass man jetzt angetreten sei, eine demokratis­che Alternativ­e zu bieten. Es habe lange danach ausgesehen, als würde Konrad Barm wieder alleine in die Kommunalwa­hl gehen. Doch den Sozialdemo­kraten sei es wichtig, das nun zu ändern. Und auch mit den Kanarbeite didaten für den Stadtrat wollen sie ein Zeichen setzen – gegen die Unterreprä­sentation von Frauen. So wechseln sich Frauen und Männer auf der Liste wie ein Reißversch­luss ab. Man wolle Burgau voranbring­en. Und er könne Parteien, die etwa eine Seilbahn nach Haldenwang bauen wollen – damit spielte er auf die Satirepart­ei Die Partei an – nicht ernst nehmen. Der bisherige Fraktionsc­hef im Stadtrat, Dieter Kircher, wird übrigens nicht mehr antreten. Nach 18 Jahren sei es an der Zeit, den Weg für Jüngere frei zu machen, sagte er, der nächstes Jahr 69 Jahre alt wird, gegenüber der Günzburger Zeitung.

Die Kandidaten für den Rat sind: 1. Martina Wenni-Auinger (Lehrerin, 53 Jahre), 2. Manfred Kramer (Rentner, Stadtrat, 63), 3. Maria Gruber (Auszubilde­nde, 25), 4. Tobias Auinger (Vertriebsm­itarbeiter, Stadtrat, 29), 5. Ramona Paluk (Medizinisc­he Fachangest­ellte, 35), 6. Michael Aschenbren­ner (Datenschut­zbeauftrag­ter, 34), 7. Simone Meder (Lehrerin, 43), 8. Volker Grimm (Teamleiter IT, 36), 9. Maria Ortner (Hausfrau, 56), 10. Jürgen Pommer (Tischler, 61), 11. Michaela Linder (Heilerzieh­ungspflege­rin, 50), 12. Stefan Balfanz (Bauingenie­ur, 41), 13. Marianne Jobst (Steuerfach­gehilfin im Ruhestand, 68), 14. Helmut Ehrlich (Instandhal­ter, 58), 15. Nicole Jendruscsi­k (Lehrerin, 47), 16. Markus Böck (Prozessman­ager IT, 46), 17. Franziska Langer (Rentnerin, 65), 18. Andreas Merz (Schreinerm­eister, 28), 19. Judith Purkart (Altenpfleg­ehelferin, 61), 20. Friedrich Ortner senior (Bundesbahn­beamter, 62). Nachrücker sind: 1. Katrin Pöhlmann-Grimm (Gymnasiall­ehrerin, 32), 2. Karl Heinz Hinkelmann (selbststän­dig, 71), 3. Ilona Ehrlich (Kaufmännis­che Angestellt­e, 53), 4. Manfred Findler (Rentner, 64).

 ?? Foto: Christian Kirstges ?? Die Kandidaten der SPD für den nächsten Burgauer Stadtrat mit Martina Wenni-Auinger als Kandidatin für das Bürgermeis­teramt in der Mitte. Eine Reihe von Bewerbern für den Rat fehlten bei der Nominierun­gsversamml­ung.
Foto: Christian Kirstges Die Kandidaten der SPD für den nächsten Burgauer Stadtrat mit Martina Wenni-Auinger als Kandidatin für das Bürgermeis­teramt in der Mitte. Eine Reihe von Bewerbern für den Rat fehlten bei der Nominierun­gsversamml­ung.

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