Noch nie stand Waldkirch so gut da
Erstmals können die Luftpistole-Schützen im Heimkampf den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft klar machen. Eine Schützin feiert ihre Heimpremiere – will aber von Lampenfieber nichts wissen
Burgau Wenn am Wochenende die Luftpistole-Bundesliga Station in Burgau macht, ist das für die heimischen Schützen vom SV Waldkirch Belastung und Ansporn zugleich. Denn einerseits erhöht der Auftritt vor eigenem Publikum den Druck auf jeden Athleten, eine gute Leistung abzuliefern. Andererseits kann die lautstarke Unterstützung auch Ansporn sein. Fragt man Teammanager Peter Weigelt, ist er sich sicher: Letzteres trifft zu. Denn die Waldkircher haben den Vorteil, dass fast alle Schützen schon zuvor vor dieser Kulisse an die Stände gegangen sind.
Erstmals erleben wir das lediglich bei Lea Kleesattel. Die 20-Jährige stieß zu Beginn der Saison zu den Waldkirchern. Um sie macht sich Peter Weigelt aber keine Sorgen. „Sie hat internationale Erfahrung im Juniorenbereich. Dieser Druck spornt sie eher an.“Die 20-Jährige kam ins Team, weil Michael Spindler seine Schießsportkarriere aus beruflichen Gründen beendet hatte. Und offensichtlich haben die Edelweiß-Schützen eine würdige Nachfolgerin für Spindler gefunden. Denn Kleesattel gewann bisher alle ihre Duelle in der Bundesliga. Folgerichtig lautet ihre bisherige Saisonbilanz: „Das hat mega Spaß gemacht!“. Nervosität bei Wettkämpfen kennt sie nicht. „Das Drumherum spornt mich eher an“, erzählt sie.
Lea Kleesattel wurde 1999 geboren und ist von Beruf Fachinformatikerin. Neben dem Schießen hat Kleesattel noch ein zweites Hobby, nämlich das Bouldern, also freies
Klettern an Felsblöcken, Felswänden oder in Hallen. Zum Schießsport kam sie im Jahr 2011 in ihrem Heimatort, dem oberbayerischen Langenpreising. Ihr Vater war dort ebenfalls aktiver Schütze. Später wechselte sie zur SSG Moosburg – auch heute noch ihr Hauptverein – und schoss parallel dazu für Garching in der Zweiten Bundesliga.
Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 386 Ringen. Auch Erfolge auf nationalem und internationalem Parkett hat sie schon vorzuweisen. 2015 und 2017 wurde sie deutsche Meisterin in der Luftpistole-Juniorinnenklasse. 2019 belegte sie beim EM-Finale den sechsten Platz.
Der erste Kontakt zu Edelweiß Waldkirch kam im Jahr 2013 zustande. Damals war Waldkirchs Trainerin Elfriede Weigelt auch Trainerin des Bayern-Kaders, dem
Kleesattel bis heute angehört. Am Schießsport gefällt ihr, dass man sich selbst Herausforderungen setzen und daran arbeiten kann.
Eine solche Herausforderung wird auch der Heimkampf in Burgau. Die tabellarische Situation in der Bundesliga Süd dürfte Kleesattel und Co. zusätzlich anspornen. Denn gewinnen sie ihre beiden Kämpfe am Wochenende, sind sie vorzeitig für die Finalkämpfe um die deutsche Meisterschaft qualifiziert, die im Februar in Rotenburg an der Fulda stattfinden. Es wäre die fünfte Finalteilnahme in Folge für den deutschen Meister von 2016. Und die Chancen stehen ausgezeichnet. Im Hintergrund laufen die Planungen für das Finale bereits. „Mit der Organisation können wir nicht so lange warten. Für die Athleten ist das Finale aber noch kein Thema.“Sie konzentrieren sich zunächst voll auf die beiden Wettkämpfe in Burgau. Denn die finden unter grundverschiedenen Voraussetzungen statt.
Am Samstag um 18 Uhr geht es zunächst gegen KKS Hambrücken. Der abgeschlagene Tabellenletzte hat noch keinen Wettkampf in dieser Saison gewonnen und ist bereits so gut wie abgestiegen. Klingt nach einer leichten Aufgabe für den bisher ungeschlagenen Tabellenführer. Doch Peter Weigelt warnt: „Die musst du auch als Erstplatzierter ernst nehmen. Dass sie schon so gut wie weg sind, macht sie erst gefährlich. Sie können locker aufschießen.“Hambrücken, so Weigelt, habe eine junge Mannschaft mit viel Potenzial. Doch mit dem nötigen Ernst sollte es mit dem Sieg für Waldkirch klappen.
Wesentlich gefährlicher ist der
Gegner am Sonntag. Um 13 Uhr geht es gegen Verfolger SV Kelheim-Gmünd. Ein Duell, in dem die Tagesform der Schützen über den Sieg entscheidet. „Die Chancen sind 50:50“, so Weigelt. „Vom Papier her hat Kelheim leichte Vorteile. Aber in dieser engen Liga kann eigentlich unter den ersten Acht jeder jeden schlagen.“
Die Waldkircher haben unter der Woche ein individuelles Training absolviert, in dem jeder unter der Anleitung von Cheftrainerin Elfriede Weigelt an sich gearbeitet hat. Dazu gehört auch die Analyse der jeweiligen Positionsgegner. Wer an welcher Position schießt, das wird über Setzlisten geregelt, die sich aus den bisherigen Saisonleistungen ergeben. Ein Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Wettkämpfe kann Aufschluss über mögliche Schwächen des Gegners geben. „Aber letztendlich muss uns der Gegner wurscht sein. Jeder Schütze muss sich ganz auf sich konzentrieren“, so Weigelt.
Am heutigen Freitag kommen dann die Athleten zusammen. Währenddessen laufen in der Grundschulturnhalle an der Remsharter Straße in Burgau bereits die Vorbereitungen. Rund 50 ehrenamtliche Helfer des SV Waldkirch kümmern sich um die Bewirtung, bauen Stände, Technik und Tribüne auf. In den vergangenen Jahren kamen an den beiden Tagen jeweils zwischen 200 und 300 Zuschauer nach Burgau. Sie sahen dabei stets Siege der Waldkircher. Das soll sich in diesem Jahr nicht ändern. Livestream Die Wettkämpfe in Burgau werden live im Internet übertragen unter www.sportdeutschland.tv