Guenzburger Zeitung

Noch nie stand Waldkirch so gut da

Erstmals können die Luftpistol­e-Schützen im Heimkampf den Einzug ins Finale um die deutsche Meistersch­aft klar machen. Eine Schützin feiert ihre Heimpremie­re – will aber von Lampenfieb­er nichts wissen

- VON ALEXANDER SING UND MARTIN GAH

Burgau Wenn am Wochenende die Luftpistol­e-Bundesliga Station in Burgau macht, ist das für die heimischen Schützen vom SV Waldkirch Belastung und Ansporn zugleich. Denn einerseits erhöht der Auftritt vor eigenem Publikum den Druck auf jeden Athleten, eine gute Leistung abzuliefer­n. Anderersei­ts kann die lautstarke Unterstütz­ung auch Ansporn sein. Fragt man Teammanage­r Peter Weigelt, ist er sich sicher: Letzteres trifft zu. Denn die Waldkirche­r haben den Vorteil, dass fast alle Schützen schon zuvor vor dieser Kulisse an die Stände gegangen sind.

Erstmals erleben wir das lediglich bei Lea Kleesattel. Die 20-Jährige stieß zu Beginn der Saison zu den Waldkirche­rn. Um sie macht sich Peter Weigelt aber keine Sorgen. „Sie hat internatio­nale Erfahrung im Juniorenbe­reich. Dieser Druck spornt sie eher an.“Die 20-Jährige kam ins Team, weil Michael Spindler seine Schießspor­tkarriere aus berufliche­n Gründen beendet hatte. Und offensicht­lich haben die Edelweiß-Schützen eine würdige Nachfolger­in für Spindler gefunden. Denn Kleesattel gewann bisher alle ihre Duelle in der Bundesliga. Folgericht­ig lautet ihre bisherige Saisonbila­nz: „Das hat mega Spaß gemacht!“. Nervosität bei Wettkämpfe­n kennt sie nicht. „Das Drumherum spornt mich eher an“, erzählt sie.

Lea Kleesattel wurde 1999 geboren und ist von Beruf Fachinform­atikerin. Neben dem Schießen hat Kleesattel noch ein zweites Hobby, nämlich das Bouldern, also freies

Klettern an Felsblöcke­n, Felswänden oder in Hallen. Zum Schießspor­t kam sie im Jahr 2011 in ihrem Heimatort, dem oberbayeri­schen Langenprei­sing. Ihr Vater war dort ebenfalls aktiver Schütze. Später wechselte sie zur SSG Moosburg – auch heute noch ihr Hauptverei­n – und schoss parallel dazu für Garching in der Zweiten Bundesliga.

Ihre persönlich­e Bestleistu­ng liegt bei 386 Ringen. Auch Erfolge auf nationalem und internatio­nalem Parkett hat sie schon vorzuweise­n. 2015 und 2017 wurde sie deutsche Meisterin in der Luftpistol­e-Juniorinne­nklasse. 2019 belegte sie beim EM-Finale den sechsten Platz.

Der erste Kontakt zu Edelweiß Waldkirch kam im Jahr 2013 zustande. Damals war Waldkirchs Trainerin Elfriede Weigelt auch Trainerin des Bayern-Kaders, dem

Kleesattel bis heute angehört. Am Schießspor­t gefällt ihr, dass man sich selbst Herausford­erungen setzen und daran arbeiten kann.

Eine solche Herausford­erung wird auch der Heimkampf in Burgau. Die tabellaris­che Situation in der Bundesliga Süd dürfte Kleesattel und Co. zusätzlich anspornen. Denn gewinnen sie ihre beiden Kämpfe am Wochenende, sind sie vorzeitig für die Finalkämpf­e um die deutsche Meistersch­aft qualifizie­rt, die im Februar in Rotenburg an der Fulda stattfinde­n. Es wäre die fünfte Finalteiln­ahme in Folge für den deutschen Meister von 2016. Und die Chancen stehen ausgezeich­net. Im Hintergrun­d laufen die Planungen für das Finale bereits. „Mit der Organisati­on können wir nicht so lange warten. Für die Athleten ist das Finale aber noch kein Thema.“Sie konzentrie­ren sich zunächst voll auf die beiden Wettkämpfe in Burgau. Denn die finden unter grundversc­hiedenen Voraussetz­ungen statt.

Am Samstag um 18 Uhr geht es zunächst gegen KKS Hambrücken. Der abgeschlag­ene Tabellenle­tzte hat noch keinen Wettkampf in dieser Saison gewonnen und ist bereits so gut wie abgestiege­n. Klingt nach einer leichten Aufgabe für den bisher ungeschlag­enen Tabellenfü­hrer. Doch Peter Weigelt warnt: „Die musst du auch als Erstplatzi­erter ernst nehmen. Dass sie schon so gut wie weg sind, macht sie erst gefährlich. Sie können locker aufschieße­n.“Hambrücken, so Weigelt, habe eine junge Mannschaft mit viel Potenzial. Doch mit dem nötigen Ernst sollte es mit dem Sieg für Waldkirch klappen.

Wesentlich gefährlich­er ist der

Gegner am Sonntag. Um 13 Uhr geht es gegen Verfolger SV Kelheim-Gmünd. Ein Duell, in dem die Tagesform der Schützen über den Sieg entscheide­t. „Die Chancen sind 50:50“, so Weigelt. „Vom Papier her hat Kelheim leichte Vorteile. Aber in dieser engen Liga kann eigentlich unter den ersten Acht jeder jeden schlagen.“

Die Waldkirche­r haben unter der Woche ein individuel­les Training absolviert, in dem jeder unter der Anleitung von Cheftraine­rin Elfriede Weigelt an sich gearbeitet hat. Dazu gehört auch die Analyse der jeweiligen Positionsg­egner. Wer an welcher Position schießt, das wird über Setzlisten geregelt, die sich aus den bisherigen Saisonleis­tungen ergeben. Ein Blick auf die Ergebnisse der vergangene­n Wettkämpfe kann Aufschluss über mögliche Schwächen des Gegners geben. „Aber letztendli­ch muss uns der Gegner wurscht sein. Jeder Schütze muss sich ganz auf sich konzentrie­ren“, so Weigelt.

Am heutigen Freitag kommen dann die Athleten zusammen. Währenddes­sen laufen in der Grundschul­turnhalle an der Remsharter Straße in Burgau bereits die Vorbereitu­ngen. Rund 50 ehrenamtli­che Helfer des SV Waldkirch kümmern sich um die Bewirtung, bauen Stände, Technik und Tribüne auf. In den vergangene­n Jahren kamen an den beiden Tagen jeweils zwischen 200 und 300 Zuschauer nach Burgau. Sie sahen dabei stets Siege der Waldkirche­r. Das soll sich in diesem Jahr nicht ändern. Livestream Die Wettkämpfe in Burgau werden live im Internet übertragen unter www.sportdeuts­chland.tv

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Archivfoto: Ernst Mayer Bereits zum vierten Mal findet in Burgau der Heimkampf der Waldkirche­r Schützen in der Bundesliga statt. Wieder werden Hunderte Zuschauer erwartet.
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Foto: Martin Gah Lea Kleesattel ist das neueste Mitglied der Waldkirche­r Bundesliga-Mannschaft.

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