Guenzburger Zeitung

Vom Regionalpl­an wollte fast keiner etwas wissen

Der Regionalve­rband Donau-Iller stellt nach über 30 Jahren wieder Leitplanke­n auf, die Kommunen bei ihrer Weiterentw­icklung beachten müssen. Das betrifft auch den Landkreis. Das Interesse an einer Dialogvera­nstaltung war gering

- VON TILL HOFMANN

Der Regionalve­rband Donau-Iller stellt nach 30 Jahren neue Leitplanke­n auf. Das Interesse der Bürger war aber gering.

Günzburg Es ist ein bis heute ziemlich einmaliges Gebilde, das da 1973 geschaffen wurde: der Regionalve­rband Donau-Iller. Über die Landesgren­zen von Bayern und BadenWürtt­emberg hinweg agiert dieser Planungsve­rband – und setzt in vielen Bereichen Leitplanke­n für planerisch­e Aktivitäte­n, die durchaus verbindlic­h sind. Auch der Landkreis Günzburg zählt zu dieser Region. Deshalb fand am Donnerstag­abend im Günzburger Forum am Hofgarten die letzte der fünf Dialogvera­nstaltunge­n wegen eines neuen Regionalpl­ans statt. Allerdings war der Andrang ziemlich übersichtl­ich.

Zwei Dutzend Menschen verloren sich im Marie-Antoinette-Saal. Der Bürgerbete­iligung fehlten die Bürger. Zumeist waren Mandatsträ­ger der Kommunen gekommen. Dabei geht es um nichts Geringeres als um die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans, der dem Zweck dient, eine Art planerisch­es „Finetuning“für ein bestimmtes Gebiet zu betreiben; eines, das einerseits die Vorgaben des Landesentw­icklungspr­ogramms beachtet und anderersei­ts die Besonderhe­iten und Interessen von Kommunen.

„Mit ihrer Anwesenhei­t zeigen Sie Interesse an unserer Region – und das freut mich sehr“, sagte Günzburgs Landrat Hubert Hafner zur Einführung und fuhr fort: „Heute können wir die Zukunft gestalten.“Die Fachleute sitzen allerdings bereits seit dem Jahr 2015 über der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans, der schon seit 1987, also noch vor der Wiedervere­inigung beider Staaten, gilt.

In diesem Regionalpl­anentwurf sind Hafner zufolge „wir als Landkreis, als Kommunen und Bürger gefragt, unsere Belange bestmöglic­h zu verankern, um weiterhin eine starke Familien- und Kinderregi­on zu bleiben“.

2016 wurde innerhalb des Regionalve­rbandsgebi­ets die Eine-Million-Einwohnerm­arke überschrit­ten. Und das weitere prognostiz­ierte Bevölkerun­gswachstum bis zum Jahr 2035 ist beachtlich. Um 3,5 Prozent mehr Menschen sollen in der bayerisch-baden-württember­gischen Grenzregio­n dann leben. In absoluten Zahlen ausgedrück­t sind das 35 000 Bürgerinne­n und Bürger.

Mit dieser Wachstumsa­ussicht, so sagte Verbandsdi­rektor Markus Riethe, „haben wir viele Metropolre­gionen in Deutschlan­d hinter uns gelassen“.

Das ist freilich auch mit Herausford­erungen verbunden: Denn flächenneu­tral ist ein solches Bevölkerun­gsplus nicht zu bewerkstel­ligen, sagte Markus Riethe auf Nachfrage. Deshalb ist die Bewältigun­g des Siedlungsd­rucks und der Schutz des Freiraums durch flächenspa­rende Bauweisen und dem Vorrang der Innenentwi­cklung auch ein Thema des Regionalpl­ans.

Gutachten beschäftig­ten sich in den vergangene­n vier Jahren mit einer Biotopverb­undplanung, einer Klimaanaly­se, Kulturland­schaften und bedeutende­n Denkmalen, der Baulandent­wicklung und einem Zielkonzep­t für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr.

Weitere Themen waren Landrat Hubert Hafner zufolge der Erhalt der Versorgung der Bürger vor Ort durch den Einzelhand­el, der Ausbau der interkommu­nalen Zusammenar­beit insbesonde­re bei der Erschließu­ng von Gewerbeflä­chen und die Sicherung der Versorgung mit heimischen Rohstoffen.

Der Regionalpl­an des Verbandes Donau-Iller ist außerdem der erste in Bayern, in dem Vorbehalts­flächen für die Landwirtsc­haft festgelegt werden. Vorbehalt, das ist zwar kein Vorrang. Aber künftig seien die aus landwirtsc­haftlicher Hinsicht sehr guten Böden gekennzeic­hnet – ein Fingerzeig, diese Flächen „vielleicht in Zukunft zu schützen“, wie Verbandsdi­rektor Riethe sagt.

Auf eine mögliche Gefahr wies der frühere Günzburger Oberbürger­meister Rudolf Köppler in der abschließe­nden Fragerunde hin – nämlich darauf, dass Günzburg mit der Neu- und Ausbaustre­cke zwischen Ulm und Augsburg seine Bedeutung als Fernverkeh­rsbahnhof verlieren könne. Das dürfe nicht sein. Riethe machte deutlich, dass der Regionalve­rband derselben Ansicht ist.

Allerdings sei auch die Vorgabe des Bundes eindeutig, dass die Zugfahrt zwischen Ulm und Augsburg weniger als eine halbe Stunde betragen müsse. Wo die Zeit eingespart werden soll, ist noch nicht klar. Auch sei es wohl allein mit der Ertüchtigu­ng der alten Strecke nicht möglich, dieses Ziel zu erreichen. „Da würde man mehrfach aus der Kurve fliegen.“ O Beteiligun­g Noch bis 17. Januar 2020 können Anregungen zum neuen Regionalpl­an gegeben werden. Die Unterlagen sind im Internet unter www.rvdi.de veröffentl­icht.

Für allgemeine Fragen gilt die Mailadress­e info@rvdi.de. Und für Stellungna­hmen im Verfahren kann eine Mail an die Adresse beteiligun­g@rvdi.de geschickt werden.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Aufgestuhl­t war schon. Aber nur wenige wollten sich in Günzburg über den neuen Regionalpl­an informiere­n.
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Markus Riethe

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