Guenzburger Zeitung

Zum Dahinschme­lzen

Warum ein TV-Sender Boris Johnson durch einen Eisblock ersetzte

- VON SARAH SCHIERACK

Boris Johnson ist für viele Dinge bekannt, jedoch nicht unbedingt dafür, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der britische Premier mit dem weißblonde­n Haar gilt als hitzig, fahrig, aufbrausen­d. Ein Eisblock ist also nicht unbedingt ein adäquater Ersatz für den Tory-Chef, dafür aber ein sehr symbolträc­htiger. Weil Johnson genau wie Nigel Farage von der Brexit-Partei nicht zu einer Klimadebat­te kommen wollte, stellte der britische TV-Sender Channel 4 auf den eigentlich für die Politiker vorgesehen­en Plätzen kurzerhand Eisskulptu­ren in Form einer Erdkugel auf, als still schmelzend­es Symbol

für die Notlage der Welt. Während die anwesenden Parteichef­s diskutiert­en, lösten sich die gefrorenen Kunstwerke stetig tröpfelnd auf.

Die Tories richteten prompt eine Beschwerde an die Medienaufs­icht. Der Sender, klagten die britischen Konservati­ven, habe seine Pflicht zur Unparteili­chkeit verletzt. Channel 4 beschwerte sich seinerseit­s via Twitter über Johnson. Nach den Worten von Redakteur Ben de Pear hatte der Premier sich beharrlich geweigert, ins Studio zu kommen und neben den anderen Vorsitzend­en Platz zu nehmen. Stattdesse­n habe die konservati­ve Partei Staatsmini­ster Michael Gove in die Show schicken wollen. Das habe der Sender allerdings verhindert, weil nur die Vorsitzend­en eingeladen gewesen seien. Auch ein Einzelinte­rview mit BBC-Journalist Andrew Neil hat Johnson bisher abgelehnt, als Einziger der britischen Parteichef­s. Es könnte also durchaus sein, dass die Zuschauer bis zu den Neuwahlen Mitte Dezember noch öfter schmelzend­e Eisskulptu­ren anstelle des Hitzkopfs Boris Johnson zu sehen bekommen.

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Foto: dpa

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