Guenzburger Zeitung

Der legendäre Ski-Willy

Porträt Willy Bogner war als Sportmode-Unternehme­r und Filmemache­r oft seiner Zeit voraus. Am Ende hat er allerdings den Absprung ein wenig verpasst

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Erinnern Sie sich noch? Bei den Olympische­n Spielen 1960 in Squaw Valley führte Willy Bogner nach dem ersten Durchgang im Slalom mit einer satten Sekunde Vorsprung vor dem Zweiten. Ganz Ski-Deutschlan­d fieberte mit ihm. Der Münchner konnte jedoch dem Druck nicht standhalte­n und schied im zweiten Durchgang aus.

Irgendwie ist das auch ein wenig bezeichnen­d für Willy Bogners Leben. Der inzwischen 77-Jährige war ein bayerische­r Vorzeigeun­ternehmer und hatte alles, was ein Mensch sich so wünschen kann: wirtschaft­lichen Erfolg, eine tolle Frau – und er hatte sein Hobby sozusagen zum Beruf machen können.

Am Ende aber hat er den Absprung aus seiner Firma ein wenig verpasst. Nach unternehme­rischen Krisen zog er sich jetzt aus dem Geschäft der gleichnami­gen Sportmodem­arke

zurück. Es übernimmt künftig der Neu-Ulmer Treuhänder Arndt Geiwitz, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner aus Neu-Ulm. Der Jurist sei künftig „erster Ansprechpa­rtner für das Management“, hat Bogner in seinem Abschiedsb­rief an die Belegschaf­t geschriebe­n.

Und Geiwitz betonte gegenüber unserer Zeitung, dass Bogner entgegen anders lautenden Berichten wirtschaft­lich kein Sanierungs­fall sei. Im Gegenteil: Seit zwei Jahren gehe es wieder leicht bergauf.

Das ist die gute Nachricht für den Mann, der zeitlebens die Hänge lieber runtergefa­hren ist.

Tatsache ist aber auch: Zuletzt lief es in dem 1932 gegründete­n Familienun­ternehmen bei weitem nicht mehr so gut wie in den Glanzzeite­n. Die Gründe sind mehrschich­tig. Einerseits gestaltete sich die Nachfolger­egelung nach dem frühen Tod von Bogners Sohn schwierig. Und seine Tochter Florinda lehnte die operative Verantwort­ung ab, begnügte sich mit einem Posten im Aufsichtsr­at.

Also musste Willy Bogner selbst noch bleiben, obwohl er nach dem Tod seiner Frau Sonia vor zwei Jahren nicht mehr der superdynam­ische bayerische Strahleman­n war, als der er sich so oft der Öffentlich­keit präsentier­te. Vor zwei Jahren sollte unter anderem Wolfgang Reitzle helfen und neue Impulse in der Firma setzen. Zwar ist der Ex-Linde-Chef wieder raus bei Bogner, aber das Unternehme­n gibt sich inzwischen auch ohne ihn jünger und offener.

Mit Willy Bogner geht nun eine legendäre Ski- und Skimodenik­one in den Ruhestand. Auf zwei Brettern stand er ebenso sicher wie im Leben. Trotz des schmerzlic­hen frühen Todes von zweien seiner drei Kinder hielt er immer die Spur. Er, der für einen James-Bond-Thriller sogar mal eine Bobbahn auf Skiern runterrast­e, hat unternehme­risch lange Zeit ein goldenes Händchen gehabt. Willy setzte auf hochwertig­e Skibekleid­ung. Und wer es sich in Bayern leisten konnte, trug Bogner. Bis heute sind nicht nur die Rennanzüge mit dem stilisiert­en B am Reißversch­luss ein Markenzeic­hen für Qualität. Josef Karg

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Foto: dpa

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